Beat Jans macht den Ueli Maurer
Der Neue im Bundesrat, Beat Jans, geniesst an sich noch Schonfrist. Derweil setzt er sich in Szene, als wolle er Ueli Maurer beerben. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Beat Jans ist neu im Bundesrat, setzt aber bereits einige Duftmarken.
- Sein Stil gemahnt gar etwas an alt Bundesrat Ueli Maurer.
- Hat er das Zeug zum «Mann des Volkes»? Ein Kommentar.
Er ist eher der ruhige, entspannte Typ, der auch beim beschwingten Trommeln vor prominentem Publikum nicht nervös wird: Neo-Bundesrat und Justizminister Beat Jans. Wie alle per Anfang Jahr neugewählten Regierungsmitglieder – also die meisten – hatte er einen steilen Einstieg ins Amt: Gleich zu Beginn ging es schon ans hochkarätige WEF mit Treffen auf höchster Ebene.
Wenig Zeit also, um sich in die umfangreichen Dossiers einzuarbeiten, trotz inoffizieller Schonfrist von 100 Tagen bei neuen Bundesräten. Doch Beat Jans legt sich mächtig ins Zeug und erinnert dabei fast ein wenig an einen seiner Vorgänger: alt Bundesrat Ueli Maurer (SVP).
Beat Jans verschärft
Zum Beispiel geht er gestern ins Tessin an die Landesgrenze und verkündet dabei grad noch: Jetzt weht im Asylwesen ein anderer Wind. Gegen Wiederholungstäter soll schärfer vorgegangen, aussichtslose Gesuche – lies: Wirtschaftsflüchtlinge – im Schnellverfahren erledigt werden. Also etwa das, was ein SVP-Bundesrat auch sagen würde.
Dass sich Beat Jans auch noch mit der Tessiner Regierung austauscht, unter anderem mit Staatsrätin Marina Carobbio, passt ins Bild. Beide sind SPler und kennen sich aus dem Nationalrat: Als Jans noch im Parlament sass, war Carobbio Ratspräsidentin.
So würde es ja auch ein Ueli Maurer machen: Niemand unterstellt ein SVP-internes Treffen, wenn er sich mit dem «Kantonsvertreter» und Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) den Medien präsentierte. Obwohl der Wernetshausener Maurer nur auf den Hoger hinter dem Haus steigen müsste, um freie Sicht auf Stockers Wädenswil ZH zu haben.
Kritisiert «die in Bern oben»!
Szenenwechsel: Dass der Basler Beat Jans an der Basler Fasnacht auftaucht, überrascht nicht. Genauso wenig, wie wenn Ueli Maurer am Schwägalp Schwinget 2022 betont ungezwungen rumsteht, die Daumen lässig am Hosenbund eingehängt.
Oder beim Kilchberger, dem Eidgenössischen, dem Thurgauer oder auf der Schwägalp 2021. Und beim Empfang im heimischen Dorf für den Schwingerkönig 2022, Joel Wicki. Und beim Empfang im heimischen Dorf für den Schwingerkönig 2019, Christian Stucki, oder den von 2013, Matthias Sempach. Oder apropos 2013, dem Schwägalp Schwinget 2013. Oder dem Schwägalp Schwinget 2012, 2016 oder 2019.
Courant normal, also. Doch angesprochen auf die Narrenfreiheit der Fasnächtler findet Beat Jans, die Kritik gegenüber den Regierenden könne gar nicht heftig genug sein. Eins-zu-eins der Ueli Maurer, der es irgendwie fertigbrachte, gleichzeitig die politische Elite und deren heftigste Kritiker zu verkörpern.
In Jans’ Worten: «Die haben es verdient, dass man ihnen einen Spiegel vorhält; die müssen wissen, was die Bevölkerung beschäftigt.» An der Fasnacht gerne auch schonungslos, findet der Basler Bundesrat.
Der Basler wie der Zürcher
Der Jans, ganz der Maurer: Er hätte es selbst nicht besser sagen können. Immerhin proklamierte Letzterer einst die Regel, «glauben Sie ja nie einem Politiker in Bern oben». Jetzt fehlt nur noch, dass Beat Jans behauptet, er sei ja «zäh» und deshalb hart im Nehmen.
Wird Bundesrat Jans zum neuen Volkshelden in der Landesregierung auf der nach oben offenen Beliebtheitsskala? Endlich wieder einer, der noch wie der allgemeine Normalbürger redet, trotz ETH-Studium? Kurz, wird er der neue Ueli Maurer? Wir werden es spätestens dann wissen, wenn es irgendein dubioser Verein schafft, ihm ein höchst zweifelhaftes T-Shirt überzuziehen.
Aber nein, der FCB ist doch kein dubioser Verein?