Beat Jans will X verlassen – Bürgerliche üben Kritik
Bundesrat Beat Jans denkt laut darüber nach, sich von X (ehemals Twitter) zu verabschieden. Parlamentarier finden, das sei der falsche Weg.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundesrat Beat Jans hat «grosse Mühe» mit der Plattform X.
- Man prüfe Alternativen – doch solches hören Bürgerliche Parlamentarier gar nicht gerne.
- Sie werfen Beat Jans indirekt mangelndes Rückgrat vor.
Ende Oktober hatte auch SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider genug: Sie verlasse X (ehemals Twitter), weil ihr die Debattenkultur nicht mehr passe.
Zuvor hatten schon andere der Plattform von Milliardär Elon Musk den Rücken zugekehrt: wegen des «rauer gewordenen Tons», der Fake News, Hetze und Hassreden.
Grünen-Nationalrätin Meret Schneider ging zu Instagram, Deutschlands Grüne-Aussenministerin Annalena Baerbock zum Twitter-Klon «Bluesky».
Aber auch Dutzende NGOs, diverse Zürcher Ämter, der Kanton Zug und Millionen von wenig prominenten X-Usern haben genug getwittert. Und nun denkt auch SP-Bundesrat Beat Jans laut darüber nach.
Bürgerliche haben Mühe mit Jans' Kritik an X
«Ich habe grosse Mühe mit dieser Plattform», bekundet er im «SonntagsBlick». Aus den üblichen Gründen: Unwahrheiten und Hass, Spaltung der Gesellschaft. Deshalb prüfe man in Zusammenarbeit mit der Bundeskanzlei Alternativen.
Damit haben wiederum andere Mühe: etwa Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Als praktizierender Katholik, wertkonservativ, Natur- und Landschaftsschützer müsse er sich ja so einiges anhören beziehungsweise auf X lesen.
Er illustriert das mit ein paar Beispielen, unter anderem von einem Ex-Nationalrat: «Linker Schönschwätzer» und «links-grüne Hetze» werden ihm an den Kopf geworfen.
Jetzt einfach das Handtuch zu schmeissen, hält Müller-Altermatt für falsch: Denn so verschiebe X gerade das politische Spektrum.
Ausserdem sei die Plattform gerade für Journalisten relevant. Er empfiehlt, zu bleiben und parallel Follower bei Instagram und Threads aufzubauen.
Botschaft an Beat Jans: Wer Rückgrat hat, bleibt
Einen Nerv zu treffen, scheint eben gerade ein Journalist. Kollege Georg Häsler von der NZZ findet auf X, an Beat Jans gerichtet: «Rückzug in die Bubble ist keine Lösung.» Das gefällt X-Usern wie FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen oder auch Mitte-Ständerätin Marianne Binder.
Binders Parteikollegen, Fraktionspräsident Philipp Bregy und Ständerätin Andrea Gmür, zetteln dazu gleich eine Diskussion an. «Wer Rückgrat hat, bleibt», mahnt Bregy, denn nur wer nichts bewegen wolle, umgebe sich mit seinesgleichen.
Generell gelte: «Wer Rückgrat hat, bewegt etwas», setzt Gmür den Gedankengang mit einem Seitenhieb Richtung Jans fort.
Zurück zu den «Schreihälsen und Populisten»
Den umgekehrten Weg von Bundesrat Beat Jans hat gerade der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gemacht. Er ist zurück auf X und argumentiert ähnlich wie Mitte-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt. Obwohl er damals, 2019, Twitter nicht wegen der Debattenkultur, sondern wegen Sicherheitsbedenken verliess.
Es sei leicht, Orte wie X den Schreihälsen und Populisten zu überlassen. «Aber es sich leicht zu machen, kann nicht die Lösung sein», schreibt Robert Habeck auf X, dem Ort der Schreihälse. Nicht ganz zufälligerweise am 7. November 2024, einen Tag nach dem die Ampelkoalition zerbrach und die Karten neu gemischt wurden.