Bundesrat: Outsider Martin Pfister stellt alle in den Schatten

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Bern,

Der unbekannte Martin Pfister hat es mit Rekordtempo in den Bundesrat geschafft. Eine Rolle spielen Rache und «typisch Schweizerisches».

Bundesrat
Hat alle in den Schatten gestellt: Der neue Mitte-Bundesrat Martin Pfister. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zuger Regierungsrat Martin Pfister ist neuer Bundesrat.
  • Seine geschmeidige Wahl überrascht.
  • «Ritter hat Ritter geschlagen», sagt Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli.

Mit links ist Martin Pfister heute Mittwoch in den Bundesrat marschiert. Im ersten Wahlgang schrammte er wegen nur einer einzigen Stimme an der Wahl vorbei.

Im zweiten Wahlgang schaffte der Zuger Regierungsrat mit einem Glanzresultat von 134 Stimmen den Sprung in den Bundesrat.

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Martin Pfister im Interview mit Nau.ch kurz nach seiner Wahl zum neuen Bundesrat. - Nau.ch

Seine geschmeidige Wahl überrascht. Der 61-Jährige war ein Outsider. Das Bundeshaus hatte der Mitte-Politiker vor seiner Kandidatur noch kaum von innen gesehen.

Als Favorit galt Konkurrent Markus Ritter, langjähriger Nationalrat und bestens vernetzter Bauern-Chef.

Wahl in Bundesrat gelingt meist nicht so reibungslos

Bundeshaus-Nobody Ruth Metzler hatte mehr zu kämpfen. Vier Wahlgänge braucht die CVP-Regierungsrätin aus Appenzell Innerrhoden 1999.

Selbst Kandidierenden, die im Bundeshaus bereits ein- und ausgegangen waren, lief es nicht wie geschmiert. Bei Beat Jans, Ex-Nationalrat und ehemaliger SP-Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt, klappte es 2023 im dritten Wahlgang.

Dasselbe war 2022 bei SP-Ständerätin Elisabeth Baume-Schneider der Fall.

Ritter «ging sprichwörtlich über Leichen»

Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli ist einer von denen, die Martin Pfister heute gewählt haben. «Ritter hat Ritter geschlagen», sagt er zu Nau.ch. Demnach hat sich Markus Ritter selbst zu Fall gebracht.

Bekanntheit sei nicht in jedem Fall von Vorteil. Manche Parlamentarierinnen und Parlamentarier hätten Ritter zu gut kennengelernt.

Sind die Bundesratsmitglieder bescheiden?

«Er kann sympathisch sein, argumentiert gut, aber wenn nötig, ging er auch sprichwörtlich über Leichen.»

So habe Ritter Amtskolleginnen auch unter Druck gesetzt, um seine Ziele zu erreichen, sagt Glättli. «Solche, die Teil seines Erfolgs waren, haben sich bei der geheimen Wahl jetzt wohl gerächt.»

Mitte-Fraktionschef ist stolz

Die SVP-Fraktion, die mehrheitlich Markus Ritter unterstützte, konnte nichts ausrichten. Bei Ritter habe man genau gewusst, wofür er stehe, sagt SVP-Nationalrat Mauro Tuena. «Möglich ist, dass sein Kurs vielen Linken nicht passte.»

Nun warte im VBS eine Herkulesaufgabe auf Pfister, sagt Tuena. «Jetzt muss wieder die Neutralität und Verteidigungsfähigkeit der Schweiz oberste Priorität haben.»

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Mitte-Nationalrat Markus Ritter hätte als Bundesrat auch gerne das VBS übernommen. - keystone

Für Mitte-Fraktionspräsident Philipp Matthias Bregy hingegen glänzten beide Kandidaten. Er sei von einem knappen Rennen ausgegangen. «Die Bundesversammlung konnten einen sehr guten oder einen sehr guten Kandidaten wählen.»

«Überflieger sind nicht beliebt»

Politanalyst Mark Balsiger sieht Pfisters Erfolg unter anderem in seiner Persönlichkeit. Beide Kandidaten sähen ähnlich aus und hätten ähnliche politische Profile, sagt Balsiger. Aber in ihrer Persönlichkeit unterschieden sie sich stark.

«Martin Pfister ist überlegt, ruhig, empathisch und er kann zuhören», sagt Balsiger.

Bist du zufrieden mit Martin Pfister als Bundesrat?

Markus Ritter gelte als einflussreichster Parlamentarier, sagt Balsiger. «Überflieger sind in der Schweiz nicht beliebt, man holt sie zurück auf den Boden.»

Dies war einigen Mitgliedern des Parlaments laut Balsiger wichtig. «Deshalb verwehrten sie Ritter den Sprung in den Bundesrat.»

«Pfister vertritt das typisch Schweizerische»

Politikwissenschaftler Michael Strebel erklärt Pfisters Erfolg ähnlich. Pfister habe im Gegensatz zu Ritter nicht stark polarisiert.

Trotz Wahlkampf sei der Zuger bescheiden und zurückhaltend geblieben, sagt Strebel. «Pfister vertritt das typisch Schweizerische.»

Klar sei dies auch bei seiner Rede zum Amtseid herausgekommen, sagt Strebel. «Darin bekannte er sich zum Kollegialitätsprinzip.»

Kommentare

User #2841 (nicht angemeldet)

Pfister ist der Kandidat der SP und Grünen. Guet Nacht am sächsi.

User #1384 (nicht angemeldet)

Was passiert wenn man im Kreisverkehr nicht rechts abbiegt, weil man eine rechtsphobie hat? Frage für einen rechtsphobegniker.

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