Bundesrat: Welche Chancen hat jetzt eine Sprengkandidatur?
Im Rennen um den freien Sitz im Bundesrat läuft es auf ein Duell zwischen Markus Ritter und Martin Pfister heraus. Das Ticket dürfte aber nicht allen gefallen.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Mitte-Ticket steht: Markus Ritter und Martin Pfister sind die einzigen Kandidaten.
- Keine Frau, nur Deutschsprachige – die Auswahl wird nicht alle begeistern.
- Polit-Analyst Mark Balsiger schätzt ein, wie realistisch nun eine Sprengkandidatur ist.
Die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin von Viola Amherd gestaltete sich schwierig. Die Absagen von aussichtsreichen Mitte-Kandidaten häuften sich in den letzten Tagen und Wochen.
Topfavoriten wie Gerhard Pfister und Martin Candinas nahmen sich bereits früh aus der Entscheidung. Am vergangenen Wochenende folgte Christophe Darbellay, der sich etwas mehr Zeit liess.
Am Montag gaben dann gleich mehrere Mitte-Frauen ihren Verzicht bekannt. Elisabeth Schneider-Schneiter, Yvonne Bürgin, Nicole Barandun und Silvia Steiner wollen alle nicht in den Bundesrat.
Die Tessiner Mitte liess zwar mit einer angekündigten Medienkonferenz kurz aufhorchen, stellte aber dann doch keinen Kandidaten.
Bundesrat: Mitte-Ticket besteht nur aus deutschsprachigen Männern
So bleiben am Ende Markus Ritter und Martin Pfister übrig. Zwei Deutschschweizer Männer werden also auf dem Mitte-Ticket stehen.
Klar ist: Das gefällt nicht allen. So hat die SP beispielsweise schon vorher die Sprengkandidatin Tiana Angelina Moser von der GLP ins Spiel gebracht. Denkbar, dass in der sogenannten «Nacht der langen Messer» vor der Bundesratswahl der eine oder andere Plan geschmiedet wird.
Doch welche Chancen hätte eine solche Sprengkandidatur?
«Sprengkandidatur» wohl kaum – aber vielleicht eine «wilde Kandidatur»
Polit-Analyst Mark Balsiger sagt, dass es keine «ernsthafte Sprengkandidatur einer anderen Partei» geben werde. Die genannte Tiana Angelina Moser und ihre Partei hätten inzwischen bereits abgewunken.
Der Sitz bleibt bei der Mitte, ist Balsiger überzeugt. Andere Parteien haben laut dem Experten kein strategisches Interesse, den Platz in der Regierung anzugreifen.

Das heisst aber nicht zwingend, dass sich alle an das Zweierticket halten werden. Ein mögliches Szenario laut Balsiger: «Das Parlament kann verlockt sein, einen wilden Kandidaten auf den Zettel zu schreiben. Also jemanden, der gar nicht von der Mitte-Fraktion nominiert worden war.»
Für den Erfolg einer solchen wilden Kandidatur brauche es aber «viel Dynamik» vor und während des Wahltags.
Ritter «Favorit» – aber Pfister hat zwei «Trümpfe»
Im erwarteten Duell zwischen Ritter und Pfister ist der Bauernpräsident für Balsiger «der klare Favorit».
Balsiger erklärt: «Er ist sehr gut vernetzt, verlässlich und in breiten bürgerlichen Kreisen populär.» Er komme damit schon auf deutlich über 100 Stimmen – 124 dürften nötig sein, um gewählt zu werden.
Allerdings habe auch Pfister einige Argumente, die für ihn als Bundesrat sprechen. Bei den Zuger Regierungsratswahlen hat er zum Beispiel mehrfach Spitzenresultate erzielt.
Laut Balsiger sprechen aber vor allem zwei «Trümpfe» für den Zuger. Erstens wäre er der erste Zentralschweizer Bundesrat seit über 20 Jahren. Ritter wäre dagegen neben Finanzministerin Karin Keller-Sutter der zweite St. Galler in der Regierung.
Zweitens ist Pfister im Militär Oberst. «Das hilft, um von den vielen ‹Generälen› im VBS ernster genommen zu werden», so Balsiger.