Chantal Galladés Parteiwechsel trifft die SP schwer
Die Art und Weise, wie Chantal Galladé die SP verlässt, schmerzt die Genossen. Nachtrauern will der neuen GLP-Politikerin aber niemand.
Das Wichtigste in Kürze
- Chantal Galladé verlässt die SP und wechselt zu den Grünliberalen.
- Zeitpunkt und Argumentation für ihren brisanten Entscheid sorgen für rote Köpfe in der SP.
- Die SP Schweiz erfuhr aus den Medien vom plötzlichen Parteiwechsel.
Chantal Galladé kehrt den Sozialdemokraten den Rücken. Damit tut sie das, was ihr Parteikollegen hinter vorgehaltener Hand schon lange nahelegten. Seit Jahren störte sich die Winterthurerin am Linkskurs der SP.
Das tat sich auch immer offen kund. Sei es als führende Sicherheitspolitikerin ihrer Partei oder in der sozialliberalen Reform-Plattform. Doch trotz den parteiinternen Differenzen nahm sie Rücksicht auf die Partei-Interessen und verpackte ihre Kritik in Watte.
Chantal Galladé wechselt zu heiklem Zeitpunkt
Damit ist nun definitiv Schluss. Der Entscheid für den Wechsel zur GLP ist das eine. Die Begründung und vor allem der Zeitpunkt dafür das andere. Dreieinhalb Wochen vor den Wahlen im Kanton Zürich setzt sie zum Rundumschlag gegen die SP an.
Und sie trifft ihre Ex-Partei dort, wo es ihr auch national am meisten weh tut: Bei der Europapolitik. Es ist kein Geheimnis, dass die Genossen beim vorliegenden Rahmenvertrag gespalten sind. Längst nicht alle bejubeln die sture Haltung der Gewerkschaften, die in Bezug auf den Lohnschutz keinen Millimeter nachgeben.
«Galladé wollte der SP so fest schaden wie möglich»
Dass SP-Wirtschaftsschwergewicht Corrado Pardini in der «Arena» an der Seite von Christoph Blocher auftritt, sorgte teilweise für rote Köpfe. Doch auch interne Kritiker halten sich zurück, äussern sich zumindest nur anonym in den Medien
Dass Galladé ausgerechnet jetzt die Bombe platzen liess, kommt bei Genossen deshalb nicht gut an. Einige Ausdrücke für ihr Handeln sind nicht publizierbar. Der Tenor: Die Winterthurer Schulpräsidentin habe der SP den maximal möglichen Schaden zufügen wollen.
Der Angriff richte sich auch direkt auf Parteichef Christian Levrat. Namentlich kritisieren mag Chantal Galladé aber kaum jemand. Selbst Juso-Chefin Tamara Funiciello schweigt.
«Das wäre genau das, was sie sich erhofft hat», meint ein prominenter SP-Vertreter. Auch andere warnen davor, Öl ins Feuer zu giessen.
SP Schweiz erfuhr aus den Medien vom Wechsel
Levrat selbst lässt will sich heute nicht zum Knall äussern. SP-Co-Generalsekretär Michael Sorg versteckt aber den Ärger in der gesamten Partei nicht. «Die SP Schweiz bedauert den Austritt von Chantal Galladé.»
Aber: «Wir haben gestern Abend aus den Medien davon erfahren und sind durchaus überrascht.»
In den 15 Jahren im Nationalrat habe Galladé nicht den Eindruck erweckt, in der SP unwohl zu sein.
Dass Galladé der Partei gerade jetzt den Rücken kehre, sei für die Mitglieder der SP Winterthur «eine herbe Enttäuschung». Schliesslich hätten sich diese «noch vor wenigen Monaten mit Herzblut» für ihre Wahl eingesetzt.
Dennoch solle die politische Breite eine Stärke der SP bleiben, so Sorg. «Alle relevanten politischen Strömungen links der Mitte haben in der SP ihren Platz.»