Corona-Skeptiker der SVP soll höchster Aargauer werden
Die Corona-Politik des BAG gerät immer schärfer in Kritik. Auch vom künftigen höchsten Aargauer. Dabei bedient sich SVP-Mann Pascal Furer auch dubioser Seiten.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Politiker kritisieren das Bundesamt für Gesundheit für dessen Kommunikation.
- Auch der künftige Aargauer Grossratspräsident Pascal Furer (SVP) ist damit unzufrieden.
- Um das zu untermauern, teilt er Seiten aus dem Dunstkreis von Verschwörungstheoretikern.
Innert wenigen Tagen hat das Bundesamt für Gesundheit einen Zahlensalat sondergleichen angerichtet. Die Behörde musste von der Behauptung zurückkrebsen, dass viele Ansteckungen in Clubs stattfinden.
Auch sonst macht das Amt in der Sommerpause nicht einen sattelfesten Eindruck. Die grundsätzliche Kritik wächst täglich. Nach dem Pannen-GAU forderte am Montag etwa FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen eine kommunikative Kehrtwende.
Er verlangt vom BAG, nur noch schwere Erkrankungen und Hospitalisierungen zu kommunizieren statt tägliche Fallzahlen. Aktuell macht er seitens BAG eine «Stimmungsmache» aus. Er ist nicht der Einzige.
SVP-Mann wehrt sich gegen «Panikmache»
Der Aargauer SVP-Grossrat und Parteisekretär Pascal Furer geht noch einen Schritt weiter. Der künftige Präsident des Aargauer Grossrats wehrt sich gegen die «Panikmache durch das BAG und viele Medien», sagt er zu Nau.ch. Hintergrund der Anfrage ist eine Reihe von Facebook-Posts des SVP-Manns.
In diesen stellt er die Corona-Politik grundsätzlich infrage. «Die Letalität liegt – egal ob mit oder ohne Massnahmen! – bei etwa der einer mittleren Grippewelle», lässt er seine Wähler etwa wissen. Dazu postet er «aktualisierte Fakten», die belegen, dass «auch die Maskenpflicht im ÖV höchstens das Gegenteil von dem bringt, was man möchte».
Als Beweis für seine Äusserungen verlinkt der höchste Aargauer des nächsten Jahres regelmässig auf die Seite «Swiss Policy Research», welche bis vor Kurzem «Swiss Propaganda Research» hiess. Diese listet zig «Fakten» über das Coronavirus auf. «Mehrere Experten bezeichneten forcierte Impfstoffe gegen Coronaviren als unnötig oder sogar gefährlich», heisst es etwa.
Furer will «verschiedene Quellen anschauen»
Wer hinter der Plattform steckt, ist unklar, auch die Autoren der Artikel bleiben anonym. Angeblich, um «persönliche Diffamierungen und berufliche Sanktionen zu vermeiden», heisst es.
Gemäss Eigenbeschrieb handelt es sich bei der Seite um ein «Forschungs- und Informationsprojekt zu geopolitischer Propaganda in Schweizer und internationalen Medien». Dazu werden etwa in einer Grafik Schweizer Medien aufgelistet – und ihre angebliche Abhängigkeit von der Nato und den Bilderberg-Konferenzen dargestellt.
Der «Beobachter» nahm das Projekt bereits im Mai unter die Lupe und wies ihm Nähe zu Verschwörungstheoretikern nach. Auch die «NZZ am Sonntag» berichtete darüber und vermutete den umstrittenen Historiker Daniele Ganser dahinter, was dieser dementiert.
Furer sagt: «Ich erachte es als wichtig, verschiedene Studien und Quellen anzuschauen. Die Seite ‹Swiss Policy Research› bietet dazu sehr gut dokumentierte Übersichten.» Dass die Autoren und die Urheber der Seite nicht genannt werden, erachte er «nicht als problematisch».
Schliesslich würden zu allen Aussagen die Quellen genannt, was alles überprüfbar mache. Auch auf Facebook weist Furer am 1. August darauf hin, dass es sich bei «SPR» nicht um «eine Verschwörer-Seite handelt».
«Für Gesunde und Junge scheint das Virus nicht allzu gefährlich»
Er wehre sich bloss gegen die «fragwürdige Kommunikation zur Corona-Pandemie» durch den Bund. Die falschen Zahlen zu den Klubs seien dabei «nur die Spitze des Eisbergs». So verschweige das BAG etwa die aktuelle Zahl der Hospitalisationen.
«Das wäre viel entscheidender als irgendwelche täglichen Fallzahlen, von denen viele keine Symptome aufweisen», so Furer. Es gelte, die Risikogruppen zu schützen. «Alle anderen sollte man aber möglichst normal leben lassen, weil die Auswirkungen der aktuellen Massnahmen für Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft gravierend sind.»
Ziel des Bundes müsse sein, das Gesundheitswesen nicht zu überlasten. «Davon sind wir aber weit entfernt, denn für Gesunde und Junge scheint das Virus nicht allzu gefährlich.»
Deshalb habe er den «schwedischen Weg» ohne Lockdown stets erfolgsversprechender gefunden. Um das zu untermauern, postet Furer am Dienstagmorgen einen weiteren Artikel. Allerdings nicht von «SPR», sondern vom «Blick».