Coronavirus: Armee hat keine Lust auf Contact Tracing

Christof Vuille
Christof Vuille

Bern,

Manche Kantone gelangen beim Contact-Tracing an den Anschlag – und fordern Unterstützung der Armee. Diese sieht sich aber nicht zuständig.

Coronavirus Schweizerarmee ContactTracing
Werden Schweizer Soldaten im Kampf gegen das Coronavirus bald als Contact-Tracer arbeiten? Die Armee selbst hat darauf überhaupt keine Lust. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Steigen die Corona-Zahlen weiter, dürften Kantone beim Contact-Tracing überfordert sein.
  • Kantonsärzte und Gesundheitsdirektoren schielen deshalb schon hoffnungvoll auf die Armee.
  • Diese hat aber keine Lust auf «Büroarbeit», erklärt der Kommunikationschef.

Innert weniger Tage wurden in der Schweiz mehrere Superspreader-Events publik. Weitere dürften folgen. Das bringt die betroffenen Kantone beim Contact-Tracing wohl bald an den Anschlag. Der Kanton Zürich sucht bereits externe Unterstützung.

Doch es gäbe eine weitere Möglichkeit: Die Schweizer Armee. Diese hat ihren Corona-Ernsteinsatz kürzlich beendet und allen Soldaten ein Abzeichen verliehen. Nun werden in Bezug auf das Contact-Tracing wieder Rufe nach Unterstützung durch Soldaten laut.

Coronavirus Schweizer Armee
Soldaten des Spitalbataillons 5 sind im Frühjahr 2020 anlässlich des Zusammenzugs aus verschiedenen Teilen der Schweiz in der Kaserne von Stans zusammengekommen. - dpa

Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Schweizer Kantonsärzte, will diesen Schritt nicht ausschliessen. Das sagte er bereits letzte Woche vor dem Masken-Entscheid des Bundesrats.

Coronavirus
Der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri hat Kenntnis von noch mehr Corona-Fällen in Clubs. - Keystone

Am Sonntag doppelte mit Lukas Engelberger der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren nach. «Man darf Optionen, etwa den Einsatz von Armee oder Personalvermittlungsfirmen, nicht ausschliessen», sagt er der «NZZ am Sonntag.»

Armee will nicht «Büroarbeit» erledigen

Nur: Mit der Armee selbst scheinen Hauri und Engelberger nicht gesprochen zu haben. Deren Kommunikationschef Daniel Reist sagt auf Anfrage klipp und klar: «Nein, wir möchten das nicht machen.»

Und weiter: «Beim Contact-Tracing handelt es sich um Büro-Arbeit. Die Armee sollte sich um den Schutz der Bevölkerung kümmern.» Beim Contact-Tracing sehe er wennschon den Zivilschutz im Vordergrund.

Schweizer Armee
Daniel Reist, Sprecher der Schweizer Armee. - Keystone

Selbstverständlich würde man die nötigen Schritte dennoch treffen, sollte der Bundesrat einen entsprechenden Entscheid fällen. Aufdrängen wird sich die Armee aber offensichtlich nicht.

Hinzu kommt: Der Bundesrat weilt offiziell in den Ferien. Die nächste offizielle Sitzung der Landesregierung ist erst für Mitte August traktandiert. Die Kantone sind also wohl bis auf Weiteres auf sich allein gestellt.

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