Coronavirus: Armee hat keine Lust auf Contact Tracing
Manche Kantone gelangen beim Contact-Tracing an den Anschlag – und fordern Unterstützung der Armee. Diese sieht sich aber nicht zuständig.
Das Wichtigste in Kürze
- Steigen die Corona-Zahlen weiter, dürften Kantone beim Contact-Tracing überfordert sein.
- Kantonsärzte und Gesundheitsdirektoren schielen deshalb schon hoffnungvoll auf die Armee.
- Diese hat aber keine Lust auf «Büroarbeit», erklärt der Kommunikationschef.
Innert weniger Tage wurden in der Schweiz mehrere Superspreader-Events publik. Weitere dürften folgen. Das bringt die betroffenen Kantone beim Contact-Tracing wohl bald an den Anschlag. Der Kanton Zürich sucht bereits externe Unterstützung.
Doch es gäbe eine weitere Möglichkeit: Die Schweizer Armee. Diese hat ihren Corona-Ernsteinsatz kürzlich beendet und allen Soldaten ein Abzeichen verliehen. Nun werden in Bezug auf das Contact-Tracing wieder Rufe nach Unterstützung durch Soldaten laut.
Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Schweizer Kantonsärzte, will diesen Schritt nicht ausschliessen. Das sagte er bereits letzte Woche vor dem Masken-Entscheid des Bundesrats.
Am Sonntag doppelte mit Lukas Engelberger der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren nach. «Man darf Optionen, etwa den Einsatz von Armee oder Personalvermittlungsfirmen, nicht ausschliessen», sagt er der «NZZ am Sonntag.»
Armee will nicht «Büroarbeit» erledigen
Nur: Mit der Armee selbst scheinen Hauri und Engelberger nicht gesprochen zu haben. Deren Kommunikationschef Daniel Reist sagt auf Anfrage klipp und klar: «Nein, wir möchten das nicht machen.»
Und weiter: «Beim Contact-Tracing handelt es sich um Büro-Arbeit. Die Armee sollte sich um den Schutz der Bevölkerung kümmern.» Beim Contact-Tracing sehe er wennschon den Zivilschutz im Vordergrund.
Selbstverständlich würde man die nötigen Schritte dennoch treffen, sollte der Bundesrat einen entsprechenden Entscheid fällen. Aufdrängen wird sich die Armee aber offensichtlich nicht.
Hinzu kommt: Der Bundesrat weilt offiziell in den Ferien. Die nächste offizielle Sitzung der Landesregierung ist erst für Mitte August traktandiert. Die Kantone sind also wohl bis auf Weiteres auf sich allein gestellt.