Coronavirus: Armee könnte den Druck auf die Spitäler lindern
Die zweite Welle des Coronavirus ist in vollem Gange. Doch es gibt einen Lichtblick: Die Armee könnte das Gesundheitssystem massgeblich entlasten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Frühling hatte die Schweiz einen Mangel an Beatmungsgeräten und Personal.
- Schon damals konnte die Armee mit Sanitätskorps und Beatmungsgeräten helfen.
- Nun stellt das VBS diese Hilfsmittel noch gezielter zur Verfügung.
Während der ersten Welle waren Beatmungsgeräte und Gesundheitspersonal eine der seltensten und begehrtesten Ressourcen auf der ganzen Welt. In den USA und Italien führte der Mangel an Beatmungsgeräten zu zahlreichen Toten, die vielleicht hätten gerettet werden können. Das Gesundheitspersonal kam erschöpft und überarbeitet aus der ersten Welle heraus.
Auch in der Schweiz verspürte man im März plötzlich Panik, als die Pandemie Italien mit voller Wucht traf. Die Spitäler und das Personal bereiteten sich auf ein komplettes Chaos vor, die Armee wurde aufgeboten. Zudem waren damals bloss 1000 bis 1200 Beatmungsgeräte insgesamt verfügbar.
Armee rückt erneut ein, Reserven der Beatmungsgeräte gesichert
Heute, mitten in der zweiten Welle, sind die Kantone wieder auf die Hilfe der Armee angewiesen. Stand gestern sind etwa zwei Drittel der Plätze auf den Intensivstationen ausgelastet, wie das BAG mitteilte.
Doch wird andauernd wiederholt, dass die Situation prekär sei: Laut Prognosen des BAG könnten am Sonntag alle Plätze besetzt werden, wenn die Fallzahlen weiter steigen.
Um die Aufnahmekapazität der Spitäler zu erhöhen, hat nun der Bundesrat den Kantonen maximal 2500 Armeeangehörige zur Verfügung gestellt. Diese sollen vor allem das Personal entlasten und einen einigermassen normalen Betrieb sichern. Doch Verteidigungsministerin Viola Amherd machte klar, dass der Armeeeinsatz nur als letzte Option in Betracht gezogen werden soll.
VBS bestellte für 45 Millionen Beatmungsgeräte
Die gute Nachricht: Bei den Beatmungsgeräten dürfte jetzt auch die Nachfrage gedeckt sein. Das VBS bestellte 1550 Geräte bei Hamilton Bonaduz AG, einem Bündner Unternehmen. Hamilton ist weltweiter Marktführer für Beatmungsgeräte. Pro Stück kosten die Geräte je nach Modell zwischen 30'000 und 70'000 Franken. Die Gesamtkosten für das VBS werden auf rund 45 Millionen geschätzt.
Von den 1550 bestellten Geräten sind schon 1300 im Besitz der Armee, wie das VBS auf Anfrage von Nau.ch bestätigt. Viele werden aber offenbar (noch) nicht gebraucht.
637 Exemplare sind einsatzbereit, erst 21 wurden während der zweiten Welle an verschiedene Kantone geliefert. 492 Geräte sind noch von der ersten Welle bei den Kantonen.
Konkret besitzt die Schweiz also noch über 600 Beatmungsgeräte, die bei der Armee bestellt werden können. Dazu gezählt werden können 157 Geräte, die noch in Aufbereitung sind. 250 Stück müssen von Hamilton nachgeliefert werden.