Coronavirus: BAG und Impf-Kommission wollen Booster nach 4 Monaten

Miguel Pereiro
Miguel Pereiro

Bern,

Nachdem der Bundesrat die Frist zur Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus verkürzt hat, haben BAG und EKIF nun ihre Empfehlung angepasst und kommuniziert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Zahlen sind seit zwei Wochen stabil auf einem hohen Niveau.
  • Der Bundesrat hat neue Massnahmen beschlossen und die Booster-Frist verkürzt.
  • BAG und EKIF haben nun reagiert und die Empfehlung angepasst.

Wegen der Lage in den Spitälern und der Verunsicherung angesichts der Omikron-Variante hat der Bundesrat die 2G-Regel kombiniert mit einer Maskenpflicht für Innenräume eingeführt. Zusätzlich gilt eine Testpflicht, wenn Masken tragen und eine Sitzpflicht unmöglich ist – die sogenannte 2G-Plus-Regel.

Ausserdem hat der Bundesrat in Eigenregie die Booster-Frist auf vier statt sechs Monaten verkürzt. Diese Entscheidung stiess einzelnen Kantonen sauer auf. Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg etwa findet es unverantwortlich, Hunderttausende ohne offizielle Empfehlung zu boostern.

«Wir befinden uns in einer Plateu-Phase und bei den Fallzahlen deute sich eine Trendwende an.» Mit dieser guten Nachricht eröffnete Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung des BAG, den heutigen Point de Presse. Allerdings kündigte er bereits zu Beginn auch eine schlechte Nachricht an.

Dies sind die wichtigsten Punkte:

- Die Variante Omikron klopft nicht nur an unsere Türe, sie ist bereits eingetreten und macht sich in unserer guten Stube breit», lautete die schlechte Nachricht von Mathys. 10 bis 20 Prozent der Fälle dürften auf die neue Variante zurückzuführen sein.

- Mathys erwarte eine Verdoppelung der Omikron-Fälle alle drei bis vier Tage und damit einen raschen Anstieg der Fallzahlen, spätestens ab Januar. Die momentane leichte Entwicklung sei deshalb als Ruhe vor dem möglichen weiteren Sturm zu interpretieren. Von einer Entspannung in den Spitälern sei deshalb nicht auszugehen.

- Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF, vermeldete, dass die offizielle Empfehlung nach dem Vorpreschen des Bundesrats ebenfalls angepasst wurde. Neu sollen sich alle Personen über 16 bereits vier Monate nach der Grundimmunisierung boostern lassen. Prioritär gelte die Empfehlung für alle über 65 sowie für Risikopatienten.

Hier finden Sie das Protokoll der Medienkonferenz:

15.02: Es gebe genug Impfstoff für alle Kinder ab Januar, bestätigen Berger und Hauri.

15.01: Es gebe keine Szenarien, wie viele Menschen wegen Omikron sterben werden, so Mathys.

14.58: Reichen die Massnahmen, die seit gestern gelten, nicht aus wegen Omikron? Dies müsse sich jetzt erst zeigen, so Mathys. Man wisse noch zu wenig über Omikron, weltweit würden die etablierten Massnahmen auf die Probe gestellt. Es sei gut möglich, dass zusätzliche Massnahmen nötig würden.

14.56: «Wir überdenken sämtliche Massnahmen im Hinblick auf die Eigenschaften von Omikron», so Mathys. Also auch die Möglichkeit, die Quarantäne für Geimpfte zu verschärfen.

14.52: Ist das Gesundheitspersonal bereits gut geboostert und vor der Omikron-Variante geschützt? Mathys kann zwar keine Zahlen liefern, warnt jedoch, dass es auch beim Gesundheitspersonal zu zusätzlichen Ausfällen kommen werde.

Es gebe auch zusätzliche Massnahmen wie Schutzmaterial, Zertifikat und Reihentests. Im Extremfall könnten Personen auch unter Quarantäne oder sogar isolierte Personen, die symptomfrei seien, arbeiten. Dies sei nur mit starken Schutzmassnahmen und als letzte Massnahme denkbar.

14.50: «Die Fallzahlen werden wegen Omikron im Januar rasch zunehmen», warnt Mathys. Doch das Wissen über die neue Variante sei noch sehr begrenzt. Prognosen über Januar hinaus seien deswegen nicht möglich und nicht seriös.

14.47: Es gebe Kantone, in denen die Infrastruktur für die Kinderimpfungen bereit sei, der Impfstoff aber fehle. Könne diese Infrastruktur auch für die Booster-Impfung eingesetzt werden? «Ja, das können wir», so Hauri.

Dies sei im Kanton Zug der Fall. Allerdings sei dies gar nicht nötig, die Kapazität reiche für die Auffrischungen bereits aus.

14.45: Ist das Ziel des Bundesrates, bis Anfang Februar alle Willigen zu boostern, realistisch? Hauri könne dies nicht für alle Kantone versichern. Doch die meisten Kantone sollten dieses sportliche Ziel erreichen können.

Impfzentrum
Impfzentrum - AFP/Archiv

14.42: Rächt sich der langsame Booster-Start nun mit der Omikron-Variante? Nein, so Berger. Er stehe zu den Entscheiden der EKIF. Man wollte primär die besonders gefährdeten Personen schützen, dies sei auch im Nachhinein betrachtet richtig gewesen.

Dass die Frist nun angepasst worden sei, liege an der Omikron-Variante. Die frühen Entscheide seien mit dem Fokus auf Delta gefällt worden.

14.39: Wie kann der Betrieb der kritischen Infrastruktur gesichert werden, falls die Omikron-Variante viele Personen innert kurzer Zeit krank macht oder in Quarantäne schickt? Dafür seien primär die Betreiber dieser Infrastruktur verantwortlich, so Mathys. Nach zwei Jahren Pandemie gehe er davon aus, dass die Betreiber vorbereitet seien.

Ausserdem müsse man mit Schutz-Massnahmen reagieren, bevor man in eine solche Situation komme.

14.37: Will man mit dem Booster nach vier Monaten alle oder die Risikopersonen schützen? «Es geht um beides», so Berger. Es gebe Risikopersonen, die nun früher die Auffrischung erhalten würden. Und bei übriger Kapazität würden auch alle anderen Personen profitieren von einer kürzeren Frist.

Booster-Impfung
Das BAG will keine zweite Kampagne zu der Booster-Impfung. - dpa-infocom GmbH

14.34: Gibt es eine Priorisierung für die Anmeldung zum Booster und sind die Kantone gewappnet? Grundsätzlich seien sie gewappnet, so Hauri. Einzelne Kantone hätten jedoch Mühe, die Impfgeschwindigkeit hochzufahren.

Es gebe eine Priorisierung: Zuerst die älteren, danach die vulnerablen Personen und erst danach alle anderen.

14.32: In städtischen Gebieten bewege sich der Anteil der Omikron-Fälle näher bei 20 Prozent, in ländlichen Gebieten teilweise weit unter 10 Prozent. Deswegen könne man schweizweit keine genauere Angabe als zwischen 10 und 20 Prozent treffen.

14.29: Die Fragerunde beginnt. Die Kantone gehen unterschiedlich mit «Off-Label-Anwendungen» um. Wie sehe die rechtliche Lage aus? Für die Haftungsfrage brauche es eine klare Empfehlung. Die Umsetzung liege bei den Kantonen, so Berger.

Der Abteiler der Rechtsabteilung des BAG, Michael Gerber, erklärt, massgebend sei die Sorgfaltspflicht der impfenden Person. Die Person könne sich auf die Zulassung der Swissmedic stützen, aber auch auf eine Empfehlung einer Fachkommission, wie in diesem Fall die EKIF.

14.24: Der oberste Kantonsarzt, Rudolf Hauri, spricht von einer labilen Stabilisierung der Fallzahlen. Man stelle bei den Kantonen fest, dass es schwierig sei, weitere Fachpersonal einzustellen, auch für das Impfen.

Coronavirus
Der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri. - BAG

Im Umgang mit infizierten Personen in Alters- und Pflegeheimen habe sich in der Zwischenzeit ein Umgang eingespielt. Die Schutzkonzepte seien angepasst und verschärft worden. Die Schliessung ganzer Institutionen könne nun verhindert werden.

14.13: Nun spricht EKIF-Präsident Christoph Berger über die Booster-Empfehlung. «BAG und EKIF haben nun die Empfehlung angepasst, wie es der Bundesrat am letzten Freitag angekündigt hat.» Die Auffrischimpfung sei neu ab 4 statt wie bisher ab 6 Monaten empfohlen. Dies gelte für alle Personen ab 16 Jahren, prioritär aber für alle ab 65 Jahren.

EKIF Berger Coronavirus
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF), spricht an einem Point de Presse zum Coronavirus, am Dienstag, 16. November 2021, in Bern. - Keystone

Die Abnahme des Impfschutzes vor der Delta-Variante und der schlechtere Schutz gegenüber der Omikron-Variante habe zur Anpassung geführt. Trotz Impfung komme es viel häufiger zu Infektionen mit der Omikron-Variante, wie Daten aus Dänemark zeigten. Nach der Booster-Impfung zeige sich, dass der Schutz auf rund 75 bis 80 Prozent ansteige.

Wie gut der Booster vor schweren Krankheitsverläufen wegen Omikron schütze, könne noch nicht abgeschätzt werden. Der Impfschutz dürfte doch wesentlich erhöht sein, so Berger.

Wer sich weniger als vier Monate nach der zweiten Impfung mit dem Coronavirus anstecke, soll sich vier Monate nach der Infektion boostern lassen. Falls zwischen der Infektion und der Grundimmunisierung mehr als vier Monate liegen, dann brauche es keine Auffrischung, die Infektion wirke dabei als Booster. Risikopersonen hingegen sollten sich auf jeden Fall boostern lassen, auch nach einer Infektion, so Berger.

14.06: Nun kommt Patrick Mathys zur schlechten Nachricht: «Ich habe bisher ausschliesslich über Delta gesprochen. Die Variante Omikron klopft nicht nur an unsere Türe, sie ist bereits eingetreten und macht sich in unserer guten Stube breit.» 10 bis 20 Prozent der Fälle dürften auf die neue Variante zurückzuführen sein.

Man müsse nun davon ausgehen, dass sich die Variante rasch ausbreiten werde. Das werde in kurzer Zeit zu einem starken Anstieg der Fallzahlen führen. Der Druck auf die Spitäler werde dadurch deutlich zunehmen. Es bleibe abzuwarten, ob mit den implementierten Massnahmen die Omikron-Variante ausgebremst werden könne.

14.00: Patrick Mathys vom BAG eröffnet den Point de Presse mit den aktuellen Corona-Zahlen. Es gebe eine gute und eine schlechte Nachricht.

Coronavirus
Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG, äussert sich an einem Point de Presse zur Situation rund um das Coronavirus, am 12. Oktober 2021, in Bern. - Keystone

Die Gute zuerst: Es sei davon auszugehen, dass wir uns in einer Plateu-Phase befinden und eine Trendwende anstehen könnte. Doch die Schweiz weise weiterhin eine der höchsten Inzidenzen von Europa aus. Der Reproduktionswert sei nun unter 1 gefallen, was ebenfalls auf fallende Zahlen hindeute.

BAG Coronavirus
Aktuelle Corona-Zahlen. - BAG

Das Coronavirus zirkuliere weiterhin am stärksten unter der jüngsten Bevölkerung, doch die Unterschiede seien nun kleiner.

Die Auslastung der Intensivstationen liege weiterhin bei rund 80 Prozent. Weiter würden rund 300 Covid-Patienten auf der IPS liegen, so Mathys. Eine rasche Entspannung sei nicht in Sicht.

Folgende Fachleute nahmen teil:

- Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, Bundesamt für Gesundheit BAG

- Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF

- Rudolf Hauri, Kantonsarzt Zug, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte VKS

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