Coronavirus: Das steckt hinter der Zahlen-Manipulations-Theorie
Sogar der Bundesrat musste schon Stellung nehmen: Werden tatsächlich «normal» Verstorbene als Fälle von Coronavirus gezählt, weil es dann mehr Geld gibt?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl der Corona-Todesfälle werde von Behörden künstlich hoch gehalten.
- Das Gerücht hält sich seit Monaten in diversen Ländern.
- Unter anderem fliesse Geld, wenn auf Dokumenten die Todesursache falsch angegeben werde.
Das Gerücht hält sich seit Monaten hartnäckig in den Sozialen Medien und Online-Kommentarspalten: Die Zahl der Corona-Toten werde künstlich aufgebläht. Entsprechende Hinweise werden aus halb Europa zusammengetragen.
In der Schweiz mussten schon verschiedene Kantonsregierungen und gar der Bundesrat Stellung nehmen. Denn: Es soll Geld geflossen sein, wenn bei Verstorbenen das Coronavirus als Todesursache angegeben wird. Das gehe bis hin zur Bestechung mit Tausenden von Franken. Was ist an der Geschichte dran?
Todesursache Coronavirus bei Krebspatienten und Unfallopfern
Eine der Varianten geht ungefähr so: «Haben Sie den schon gehört? Eine betagte Frau ist die Treppe runtergestürzt und gestorben. Die Rettungssanitäter haben dann aber auf dem Totenschein Coronavirus als Todesursache eingetragen, weil sie so bis zu 4'000 Franken erhalten.» Nicht, dass man jemandem einen Vorwurf machen wollte: «Das Geld kann ja jeder gut gebrauchen in dieser Zeit.»
Oder der tragische Fall eines Onkels eines Bekannten, der schwerkrank auf der Intensivstation lag. Je nach Quelle wegen Krebs, Herz-Kreislauf-Problemen oder schlicht hohem Alter. Routinemässig wird auch noch ein Corona-Test gemacht.
Als der Mann stirbt, habe die Witwe nicht schlecht gestaunt: Gemäss Totenschein soll die Todesursache Coronavirus sein. So erhalte das Spital mehr Geld von der Krankenkasse, erklärt man ihr im Vetrauen.
Die Sache hat gleich mehrere Haken
Die Theorie dahinter ist, dass hier jemand – der Staat – Anreize schafft, um möglichst hohe Corona-Todeszahlen vorweisen zu können. Dazu müssten aber Hunderte von Sanitätern, Behördenmitglieder aller Stufen sowie Finanzbuchhalter und deren Buchprüfer eingeweiht sein. Mit lediglich zwei-drei erfundenen Opfern des Coronavirus pro Monat wäre der Effekt zu klein.
Doch die Theorie scheitert bereits viel früher: Auf dem Formular «Ärztliche Todesbescheinigung» wird nur nach natürlichem oder nicht-natürlichem Tod unterschieden. Ein von finanziellen Sorgen geplagter Rettungssanitäter kann gar nirgends eine fingierte Labordiagnose eintragen, selbst wenn er wollte.
Ähnlich verhält es sich beim unterstellten Krankenkassen-Bschiss, weshalb auch Bundesrat Alain Berset und sein BAG auf entsprechende Fragen irritiert reagieren. Im nach Tarifpositionen streng reglementierten Schweizer Gesundheitswesen gibt es gar keine Vergütungen je nach Todesursache.
Zwar wurden neu auch spezifische Tarifpositionen für Corona-Patienten eingeführt, aber diese gelten für lebende Personen. Oder anders gesagt: Abgerechnet werden Behandlungen, nicht deren Misserfolg.
Aber halt: Der Videobeweis
Die Debatte um Definitionen, ob nun jemand «an Coronavirus» oder «mit Coronavirus» verstorben sei, ist nicht neu. Die Anhänger der Irreführung-durch-Bestechung-Theorie führen aber weitere Beweise ins Feld. So kursiert ein verschwommenes, wie heimlich gefilmt daherkommendes Video einer Anhörung, das den wahren Skandal aufdecken soll.
«Regierung gibt zu, dass sie Covid-19 auf jeden Totenschein setzt. Egal, ob Tod durch Herzinfarkt, Sturz, Unfall, was auch immer», heisst es dazu.
Das Video ist in Englisch – bei dieser «Regierung» kann es sich also nicht um unseren Bundesrat handeln. Aber: Das Video ist echt! Nur spricht da nicht eine Regierung, sondern der Arzt John Cuddihy in der Anhörung des Corona-Ausschusses des irischen Parlaments.
Er bestätigt: Verstirbt jemand im Spital und der Corona-Test war positiv, wird er als «mit Covid» in der Statistik geführt. Auch wenn der Patient wegen einem Beinbruch oder Herzinfarkt eingeliefert wurde und keine Corona-Symptome zeigte. Analoges gelte auch bei Patienten in Behandlung.
Was stimmt?
Es ist beide Male der Ausschuss-Vorsitzende Michael McNamara selbst, der diese Fragen beantwortet haben will. Aber was genau ist die Auskunft? Experte Cuddihy sagt: In der von McNamara beschriebenen Situation sei dies «ein Toter in einem bestätigten Corona-Fall». Aber: «Solch ein Fall wäre auch Gegenstand eines Bericht des Gerichtsmediziners.»
Hier wird er von McNamara unterbrochen, der bemerkt: «Ein solcher Bericht braucht seine Zeit auf dem Weg durchs System.» Das heisse wohl, vorläufig werde ein Corona-Fall registriert, was sich aber später ändern könne. Beides bestätigt Cuddihy.
Lies: Nicht eine Regierung, nicht mal ein Politiker, sondern ein Arzt bestätigt hier etwas. Nämlich dass ein positiv getesteter Toter oder Spitalpatient vorläufig als Corona-Fall geführt wird. Nicht, dass das auf «jedem» Totenschein steht, abgesehen davon, dass dort so etwas eh nie steht.
Genies am Werk
Aber man braucht gar nicht spitzfindig zu bemerken, dass es ja wohl Sinn macht, sicherheitshalber mal alle medizinischen Daten festzuhalten. Oder dass auch in der Schweiz die Zahl der Corona-Toten pro Tag mit einer gewissen Verzögerung erst validiert ist.
Man könnte sich auch einfach in die Haut des Genies versetzen, welches sich die Corona-Epidemie ausgedacht hat. Es geht um viel, die Weltherrschaft, aber für etwas ist man schliesslich ein Genie. Würde man seinen Plan dann auf Legionen von bestechlichen Sanitätern abstützen und die Hoffnung, dass sich keine «Regierung» verplappert?