Rätsel um PIMS-Erkrankungen bei Kindern nach Corona gelöst
Forscher fanden die Ursache für das rätselhafte PIMS-Syndrom bei Kindern: Die Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus nach einer Coronainfektion.

Das Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (PIMS) sorgte in den letzten Jahren für Rätsel in der medizinischen Forschung. Die schwere Entzündungsreaktion trat bei Kindern nach einer Coronainfektion auf und führte zu hohem Fieber, Hautausschlägen und Herzproblemen.
Nun haben Wissenschaftler der Berliner Charité und des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums (DRFZ) die Ursache entschlüsselt:
Das Syndrom steht im Zusammenhang mit der Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus (EBV), wie es die «Bild» berichtet.
Zusammenhang mit dem Epstein-Barr-Virus
Das Epstein-Barr-Virus, bekannt als Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers, bleibt nach einer akuten Infektion oft unbemerkt im Körper.
Es kann Jahre später wieder aktiv werden, insbesondere bei einem geschwächten Immunsystem.

Nach einer Coronainfektion gerät das Immunsystem von Kindern aus dem Gleichgewicht und kann das ruhende EBV nicht mehr kontrollieren. Dies führt zu einer überschiessenden Entzündungsreaktion, wie Forscher im Fachmagazin «Nature» berichten.
Details der Studie
Die Forscher untersuchten 145 Kinder im Alter von 2 bis 18 Jahren, die wegen PIMS behandelt wurden. Zum Vergleich wurden 105 Kinder analysiert, die ebenfalls eine Coronainfektion durchgemacht hatten, jedoch kein PIMS entwickelten.
Bei zwei Dritteln der PIMS-Patienten fanden sich EBV-infizierte B-Zellen im Blut – ein eindeutiger Hinweis auf die Reaktivierung des Virus. Kinder ohne PIMS zeigten diese Nachweise nicht, berichtet «Tagesschau».

B-Zellen gehören zu den weissen Blutkörperchen und spielen eine zentrale Rolle im adaptiven Immunsystem. Bei PIMS-Patienten waren diese Zellen durch das Virus beeinträchtigt und konnten ihre Aufgabe nicht erfüllen.
Symptome und Verlauf von PIMS
PIMS tritt typischerweise vier bis acht Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion auf. Neben hohem Fieber und Hautausschlägen leiden betroffene Kinder häufig unter Herzproblemen.
Die Erkrankung ist laut Experten jedoch gut behandelbar, und die meisten Kinder erholen sich vollständig.
Zwischen Januar 2020 und April 2023 wurden in Deutschland insgesamt 926 Fälle gemeldet. Dabei wird jedoch von einer Dunkelziffer ausgegangen, so «rbb24».
Neue Therapiemöglichkeiten
Die Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen PIMS und EBV eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung. Laut Dr. Mir-Farzin Mashreghi vom DRFZ könnte das gezielte Eindämmen der EBV-Reaktivierung künftig helfen, schwere Verläufe zu verhindern.
Weitere Studien sollen klären, ob ähnliche Mechanismen auch bei anderen postviralen Syndromen auftreten.
Forscher betonen jedoch, dass die Erkrankung trotz ihrer Schwere selten ist: Die meisten Kinder durchlaufen eine Coronainfektion ohne Komplikationen.