Coronavirus: Impfstrategie kann Politiker nicht überzeugen

Das Coronavirus ist nicht verschwunden – im Gegenteil. Doch die Impfstrategie des Bundes sorgt in der Politik für Kritik – aus unterschiedlichen Gründen.

Glarner Booster SVP Coronavirus
Andreas Glarner, SVP-Nationalrat (AG), will sich nicht mehr boostern lassen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizerinnen und Schweizer über 80 Jahre dürfen sich jetzt ein 2. Mal boostern lassen.
  • Im Herbst soll dann die Auffrischung für alle ab 16 Jahre zugänglich sein.
  • In der Politik wird die Impfstrategie kritisiert, aber aus zwei unterschiedlichen Gründen.

«Impfstrategie scheint mir keine vorhanden zu sein», schimpft Andreas Glarner, SVP-Nationalrat und Mitglied der Gesundheitskommission. Vor ein paar Tagen hat die Eidgenössische Kommission für Impffragen den zweiten Booster für über 80-Jährige empfohlen. Im Herbst sollen dann alle ab 16 Jahren sich ein viertes Mal impfen lassen können. So lautet –vorerst– die neue Strategie gegen das Coronavirus.

EKIF Berger
Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen EKIF, an einer Medienkonferenz im März 2022. - Keystone

Glarner zeigt sich mit dieser unzufrieden: «Das Wort Strategie bedeutet, einen genauen Plan zur Erreichung eines Ziels zu haben.» Man müsse aber auch alle Faktoren, «die dieser Zielerreichung entgegenwirken», berücksichtigen. «Davon ist nun wirklich nichts zu sehen.»

Coronavirus: SVP hält an Durchseuchungsstrategie fest

Laut dem Aargauer braucht es eine «Durchseuchung» der Bevölkerung, «wie wir es schon immer gefordert haben». Besonders verletzliche Personen sollten geschützt werden. Er selbst werde sich nicht boostern lassen, so Glarner, «es reicht nun». Der SVPler will auch nichts von erneuter Masken- und Zertifikatspflicht wissen.

Anders ertönt es bei GLP-Nationalrat Jörg Mäder, ebenfalls Gesundheitskommissionsmitglied. Der Zürcher hält die aktuelle Impfstrategie des Bundes für «zu defensiv und zu zurückhaltend». Allgemein seien aus seiner Sicht die Kantone zu wenig vorbereitet. Ganz auf grünliberaler Linie erwähnt Mäder die Lufthygiene, welche oft mangelhaft sei.

Jörg Mäder Coronavirus
Jörg Mäder, GLP-Nationalrat (ZH), spricht während der Corona-Sondersession im Oktober 2020. - Keystone

In Bezug auf Massnahmen gegen das Coronavirus sei die Lage in den Spitälern ausschlaggebend: «Wobei man von realistischen Zahlen bezüglich Betten und Pflegepersonal ausgehen muss.» Jörg Mäder beantwortet schliesslich die Frage, ob er sich auch boostern werde, mit «wahrscheinlich ja». Er sehe nichts, was im Moment dagegen spreche.

Würden Sie sich nochmals boostern lassen?

Aktuell steigen die Corona-Infektionszahlen, trotz der anfänglichen Annahme, das Virus würde sich im Sommer weniger verbreiten. Die Hospitalisierungen und Todesfälle bleiben hingegen mehr oder weniger stabil – auf mittlerem Niveau. Betroffen sind vor allem über 80-Jährige.

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