Coronavirus: Kommission empfiehlt Impfung auch für Kinder ab 5
Das Wichtigste in Kürze
- Die Spitäler sind mit der aktuellen Corona-Lage stark unter Druck.
- Einige Kantone haben bereits Armee-Unterstützung angefordert, die bald erfolgen könnte.
- Die EKIF empfiehlt neu die Corona-Impfung auch für Kinder ab fünf Jahren.
Seit Wochen ist die Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen am höchsten. Die Wahrscheinlichkeit für einen schweren Covid-Verlauf ist zwar kleiner als bei Erwachsenen, aber dennoch vorhanden.
Doch ab Januar sollen sich auch Kinder unter 12 Jahren dank des Impfstoffs besser schützen können. Swissmedic genehmigte die angepasste Impfung letzten Freitag. Die Impfkommission hat nun ebenfalls eine Empfehlung ausgesprochen. Die Behörden haben am wöchentlichen Point de Presse zum Coronavirus berichtet.
Dies sind die wichtigsten Punkte:
- Das Wachstum der Fallzahlen habe sich auf hohem Niveau etwas verlangsamt, so Virginie Masserey vom BAG. Die Zahlen der Hospitalisierungen und Todesfällen würden aber weiter steigen. Mittlerweile sei die Schwelle von 300 Covid-Patienten auf den Intensivstationen übertroffen worden.
- Die EKIF und das BAG empfehlen die Corona-Impfung für Kinder ab 5 Jahren. Diese gelte besonders für Kinder mit einer chronischen Erkrankung. Prioritär empfohlen sei die Impfung auch für Kinder mit engem Kontakt zu besonders gefährdeten Erwachsenen im selben Haushalt. Bei genesenen Kindern werde die Impfung nur empfohlen bei chronischen Krankheiten oder bei engem Kontakt mit immungeschwächten Menschen. Sonst werde die Impfung nach durchgemachter Covid-Erkrankung nicht empfohlen.
- Die Schweizer Armee steht gegenwärtig mit 84 Angehörigen in den Kantonen Jura, Freiburg, Neuenburg und Wallis im Corona-Einsatz. Sie unterstützten Spitäler und andere Organisationen bei Pflegediensten und beim Impfen. Brigadier Raynald Droz rief weitere Armeeangehörige dazu auf, sich für solche Einsätze zu melden, denn es seien weitere Spezialisten nötig.
- Die Omikron-Variante des Coronavirus werde die Covid-Epidemie in der Schweiz ab Anfang 2022 prägen und dominant werde, so Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler. Man gehe derzeit davon aus, dass die Impfung weniger gut vor Omikron schütze. Bezüglich Krankheitsverlauf sei die Variante vergleichbar mit Delta. Da die Omikron-Variante aber ansteckender sei, würden sich die Spitäler schneller füllen.
Hier finden Sie das Protokoll der Medienkonferenz:
15.05: Geimpfte Personen müssen weder in Quarantäne noch einen Test machen nach dem Kontakt mit einer infizierten Person. Diese Regelung werde allerdings derzeit vom BAG evaluiert, so Masserey.
15.02: Die Wirkung der Verlängerung der Schulferien alleine sei nicht klar, so Stadler. Was machen die Kinder während dieser Zeit, haben sie keine Kontakte? Nutzt man die Zeit, um Massnahmen umzusetzen oder die Kinder zu impfen? Von solchen Umständen hänge es ab, ob die Verlängerung der Ferien etwas bringe.
15.01: Weshalb gibt es keine Diskussionen über eine Maskenpflicht für Kinder unter 12? Dies sei durchaus ein Thema beim BAG, so Masserey.
14.58: Das BAG habe die Fluggesellschaften informiert, dass eine Person auch ohne gültigen PCR-Test einen Flug antreten dürfe, wenn sich einen Antigen-Test vorweisen könne oder einen Nachweis einer Genesung innert 30 Tagen.
14.54: Braucht es nun schärfere Massnahmen, wenn sich die Fallzahlen stabilisieren? Selbst bei einer Stabilisierung kommen weiter Hospitalisierung dazu, so Stadler. Hinzu komme nun Omikron.
Wenn man die Zeit haben wolle, sich auf Omikron vorzubereiten – Booster- und Kinderimpfungen ausrollen – brauche es nun etwas, dass Delta ausbremst und nicht stabilisiert.
14.53: Bisher war das Militär beim Transport von Patienten nicht involviert, so Droz.
14.53: Eine Infektion hat die gleiche Wirkung wie ein Booster. Wer sich also infiziert, braucht den Booster erst 6 Monate danach, so Berger.
14.49: «Wenn man keine zusätzlichen Massnahmen trifft, werden Kinder infiziert, bevor sie geimpft werden können», so Stadler. Lüften sei ausserdem auch für das Lernen und nicht nur für den Schutz vor dem Coronavirus wertvoll.
Zur Maske sagt Stadler: «Das Leiden unter Quarantäne ist grösser, als dasjenige durch das Tragen einer Maske.»
14.45: Es sei nicht angezeigt, gesunde und genesene Kinder zu impfen, da sie bereits genug geschützt seien, so Berger. Eltern dürfen ihre Kinder auch impfen, ohne einen Anti-Körpertest zu machen. Auch wenn sie bereits Covid durchgemacht haben, sei dies kein Problem.
14.43: Wo genau die Impfungen für die Kinder verabreicht werden, entscheiden die Kantone, so Masserey. Dies kann in Impzentren oder bei Kinderärzten erfolgen.
Andere Länder würden zwar den gleichen Impfstoff für die Kinder wie für Erwachsene verwenden in reduzierter Dosierung. In der Schweiz sehe man keine Dringlichkeit dazu, man warte lieber noch bis der angepasste Impfstoff von Biontech eintreffe.
14.41: Es beginnt die Fragerunde. Gibt es eine Prognose der Auswirkung von Omikron auf die Lage in den Spitälern? Es sei noch nicht möglich eine Prognose zu machen, man wisse noch zu wenig über Omikron, so Masserey.
Stadler betont, auch bei einer Stabilisierung der Fallzahlen werde es im Nachgang eine Zunahme der Spitaleinweisungen geben, da diese immer im Nachhinein geschehen.
14.36: Martin Bühler, Amtsleiter, Amt für Militär und Zivilschutz, Chef des Kantonalen Führungsstabes Graubünden, liefert Details zum Zivilschutz-Einsatz vor Ort.
Ohne den Zivilschutz hätte die Gesundheitsversorgung in Südbünden beispielsweise nicht gewährleistet werden können, so Bühler.
Man werde in fünf Jahren Engpässe bei Spezialisten und Kader-Plätzen bekommen. Es gelte nun Anreize zu schaffen und Gegensteur zu geben.
14.30: Christoph Flury, Vizedirektor, Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS, liefert einen Rückblick zum Einsatz der letzten zwei Jahren. «Der Zivilschutz hat in den letzten zwei Jahren den bei weitem grössten und längsten Einsatz seiner Geschichte geleistet.»
Der Zivilschutz habe sich in der Pandemie-Bewältigung als schnell und effizient erwiesen. Es sei ein zentrales Element zur Unterstützung der Kantone gewesen.
14.26: Brigadier Raynald Droz, Stabschef Kommando Operationen, erläutert den Armee-Einsatz gegen das Coronavirus. In vier Kantonen – Jura, Neuenburg, Wallis und Freiburg – sei die Unterstützung bereits angelaufen. Bisher helfen Armeeangehörige bei der Verabreichung der Impfung im Jura und Wallis.
Es seien jedoch bereits weitere Einsätze geplant, die sowohl die Impfung als auch die Hilfeleistung in den Spitälern betreffen würden, so Droz.
Droz ruft dazu auf, sich bei der Armee zu melden, wenn man bereit sei, eine Aufgabe zu übernehmen. In der Romandie fehlte derzeit das nötige Personal, um weitere Einsätze in Angriff zu nehmen.
14.16: Christoph Berger erklärt die Impfempfehlung der Kinder zwischen 5 und 11 Jahren. Die EKIF und das BAG sei in der erfreulichen Lage, diese Impfung empfehlen zu können.
Man gehe davon aus, dass rund ein Viertel der Kinder bereits mit dem Coronavirus infiziert waren. Kinder müssten kaum hospitalisiert werden und seien meist mit und nicht wegen Covid im Spital. Zu Todesfällen sei es nicht gekommen. In der Schweiz sei es zusätzlich zu rund 150 PIMS-Fällen gekommen.
Die Sicherheit des Impfstoffs sei gegeben. In den USA seien bereits über 6 Millionen Kinder mindestens einmal geimpft, 2 Millionen Kinder bereits doppelt.
Die Empfehlung gelte insbesondere für Kinder, die wegen einer chronischen Krankheit vorbelastet seien. Ausserdem auch für Kinder, die mit einer Person, die sich nicht impfen lassen kann.
Bei genesenen Kindern werde die Impfung nur für Kinder empfohlen, die eine Vorerkrankung aufweisen oder eine enge immungeschwächte Kontaktperson im Umfeld haben. Für diese Kinder genüge eine Dosis. «Allen anderen genesenen Kindern wird aktuell keine Impfung empfohlen», so Berger.
«Die Impfung von Kindern von 5 bis 11 Jahren hat wenig Auswirkung auf die Zirkulation der Delta-Variante in der Bevölkerung und damit auf den Verlauf der Pandemie», erklärt Berger.
14.10: Tanja Stadler, Präsidentin der Taskforce, erklärt die neusten Erkenntnisse zu der Omikron-Variante. Diese Variante werde die Epidemie in der Schweiz ab Anfang 2022 wohl bestimmen.
In England, Schottland und Dänemark verdopple sich die Zahl der Omikron-Fälle alle zwei bis vier Tage. Die Impfung schütze weniger gut, als bei der Delta-Variante. Die dritte Impfung erhöhe die Schutzwirkung zumindest kurzfristig auf ein ähnliches Level wie gegen Delta nach zwei Dosen.
In der Schweiz breite sich die Variante ebenfalls aus. Es sei davon auszugehen, dass sich bei uns vermehrt auch geimpfte Menschen anstecken werden. Derzeit gehe man davon aus, dass insgesamt die Krankheitslast gleich bleiben werde wie mit der Delta-Variante. Durch die grössere Übertragbarkeit werde dies jedoch die Spitäler stärker belasten.
14.00: Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, eröffnet die Konferenz und zeigt die neuesten Corona-Zahlen. Die Lage sei weiterhin besorgniserregend. Doch die heutigen Zahlen seien mit über 8000 tiefer als noch letzte Woche. Es sei noch zu früh, um von einer Trendwende zu reden.
Die Zahl der Spitaleinweisungen steige weiterhin an, sowie auch die Todeszahlen.
Die höchste Inzidenz weisen zwar die Kinder zwischen 6 und 11 Jahren auf. Doch bei den Hospitalisierungen zeige sich dies nicht. Weiterhin würden vor allem ältere Menschen im Spital eingewiesen.
Masserey zeigt sich zufrieden mit dem Fortschritt bei der Booster-Impfung. Bereits über 1 Million Menschen hätten die Auffrischimpfung bereits erhalten.
Folgende Fachleute nahmen teil:
- Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, Bundesamt für Gesundheit BAG
- Christoph Flury, Vizedirektor, Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS
- Raynald Droz, Brigadier, Stabschef Kommando Operationen, Armee
- Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen EKIF
- Tanja Stadler, Präsidentin, National COVID-19 Science Task Force
- Martin Bühler, Amtsleiter, Amt für Militär und Zivilschutz, Chef des Kantonalen Führungsstabes, Kanton Graubünden