Coronavirus: St.Gallen gegen Massentests an Schulen
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat möchte an den Schulen nach den Ferien ein strenges Testregime fortführen.
- Die Kantone fühlen sich bevormundet und halten dagegen.
- Regelmässiges Testen an den Schulen sei «überhaupt nicht nötig», findet St. Gallen.
Nach den Sommerferien will der Bundesrat die Fallzahlen des Coronavirus so tief wie möglich halten. Einerseits kommt die Delta-Variante in der Schweiz immer häufiger vor. Andererseits wird aufgrund der Saisonalität das Coronavirus im Herbst wieder vermehr zirkulieren.
Auf Wunsch des Bundes sollen die Kantone nach den Ferien die Schülerinnen und Schüler regelmässig auf das Coronavirus testen. Gemäss Gesundheitsminister Berset ist repetitives Testen sogar «von zentraler Bedeutung», wie er am Mittwoch sagte.
Aber nicht alle Kantone würden die Methode oft genug anwenden: «Ich sage es offen: Ich habe ein bisschen Mühe. Das ist eine Differenz, die wir mit gewissen Kantonen haben.»
Tests auf Coronavirus: Kantone schreiben scharf zurück
Sollten die Kantone nicht den Wunsch des Bundesrats umsetzen, «dann gibt es Probleme», so Berset. Schwerwiegende Massnahmen müssten eventuell wieder kantonal implementiert werden: «Wir erwarten schon, dass es gemacht wird.»
Den Kantonen missfällt dieser drohende Ton der Landesregierung. In einem Brief wandte sich die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren an Bundesrat Berset und Bundespräsident Parmelin. Die Testungen seien eine kantonale Angelegenheit, heisst es darin.
St.Gallen: «Kein Verständnis für Forderung»
Ein Kanton ärgert sich besonders über den Bund: St.Gallen. Bildungsdirektor Stefan Kölliker will sich gegen die Tests nach den Sommerferien wehren, versichert er gegenüber Nau.ch.
Der SVP-Politiker hat laut Kantonsrat Bruno Dudli gar dazu aufgefordert, «über alle möglichen Kanälen gegen das BAG zu schiessen». Die Nachricht Dudlis machte kurz darauf auf Telegram die Runde. Wie Kölliker aber erklärt, habe Dudli in der Zwischenzeit seine Aussagen widerrufen.
Trotzdem ist der SVP-Regierungsrat spürbar genervt. «Erstens liegt diese Zuständigkeit bei den Kantonen und nicht beim Bund, was der Bundesrat auch immer wieder bekräftigt hat», so Kölliker. Zweitens habe er kein Verständnis dafür, «dass eine Forderung sieben bis acht Wochen vorher gestellt wird.»
Bildungsdirektor will «unnötigen Aktivismus» vermeiden
Der Kanton St.Gallen habe bisher bei Verdachtsfällen getestet, was sich «sehr bewährt» habe. Für den Bildungsdirektor ist klar: «Repetitives, proaktives Testen belastet den Schulbetrieb, die Lehrpersonen und die Schüler.» Deshalb will er vermeiden, dass «unnötiger Aktivismus» betrieben werde.
Befürworten Sie nach den Ferien Massentests an Schulen?
Vor Ferienrückkehrer, welche das Virus in die Schule bringen, hat Kölliker noch keine Angst. Das Kantonsarztamt beobachte die Situation, man werde zu gegebener Zeit entscheiden, was der richtige Weg sei.
«Aber ich wehre mich dagegen, das in diesem Zeitpunkt bereits solche einschneidenden Massnahmen gefordert werden.» Das sei zur Zeit «überhaupt nicht nötig», so der SVP-Regierungsrat.