Coronavirus: Wann laufen unsere überschüssigen Testkits ab?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz testet weniger als einen Drittel der Menschen, die sie testen könnte.
- Überschüssige Tests werden gelagert. Doch auch sie haben ein Ablaufdatum.
- Die Spitäler legen deshalb keine grösseren Lager an und bestellen von Woche zu Woche.
6079 neue Tests für das Coronavirus vermeldete das Bundesamt für Gesundheit heute Donnerstagmittag, so viele wie seit dem 10. April nicht mehr. Die Testkapazität liegt aktuell bei rund 15'000 Tests pro Tag, wie das BAG gegenüber Nau.ch bestätigt. Wirklich verwendet werden täglich im Durchschnitt ungefähr 4300 Tests.
Haben Covid-19-Tests ein Ablaufdatum?
Weil es gemäss BAG nicht sinnvoll ist, die Tests auf Menschen ohne Symptome zu erweitern, werden die überschüssigen Tests gelagert. Das, wiederum, wirft die Frage auf: Wie lange können Covid-19-Tests überhaupt aufbewahrt werden? Haben sie ein Ablaufdatum?
Eine schwierige Frage. Die grundsätzliche Antwort lautet: Ja, das haben sie. Hersteller, Spitäler und Labore geben allerdings eine Reihe von unterschiedlichen Zahlen an. Das Schweizer Pharmaunternehmen Roche garantiert in einem Factsheet eine «Stablitiät» von 90 Tagen für die Reagenzien in den Tests.
Bosch-Tests sind 12 Monate ohne Kühlung haltbar
Eine Sprecherin des deutschen Grosskonzerns Bosch, der im März mit einem neuartigen Schnelltest für Aufsehen gesorgt hatte, spricht von einer Haltbarkeit von 12 Monaten. Dies, weil die Reagenzien im lyophilisierten, also im gefriergetrockneten Zustand, vorliegen. Eine besondere Kühlung benötigen die Bosch-Testkits demnach nicht.
Dort, wo die Tests schliesslich durchgeführt werden, verzichtet man aufgrund der Ablaufdaten auf das Anlegen von allzu grossen Vorräten. Das sei auch nicht nötig, teilen mehrere Spitäler mit.
«Genug, aber nicht zu viel»: Uni Bern passt sich laufend an
«Wir bewirtschaften die Lagerhaltung von SARS-CoV-2 PCR-Tests kontinuierlich und der Situation angepasst», sagt Stephen Leib, Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten der Universität Bern. Dies aus zwei Gründen: um Entsorgungen von abgelaufenen Kits zu vermeiden und um auf kurz- und mittelfristig erhöhte Testvolumen reagieren zu können.
«Wir verfolgen eine vorsichtige Vorratshaltung gemäss dem Motto ‹genug, aber nicht zuviel›», so Leib. Dies aufgrund der aktuell offenen Situation und der Schwierigkeit eine Testzahl-Projektion für die Zukunft zu machen. Die Lebensdauer der von der Uni Bern verwendeten Testkits liege bei 10 Monaten.
Die Uni Zürich friert vereinzelt Tests ein
Ähnlich verfährt das Unispital Zürich. «Wir lagern die Testkits nicht ein. ‹Eingelagert› ist das falsche Wort, das suggeriert ein riesiges Lager, das stetig gefüllt wird», sagt Philipp Bosshard, Laborleiter Mikrobiologie.
«Wir schätzen ab, wie viele Testkits wir brauchen und bestellen früh genug neue, damit sie uns nicht ausgehen. Normalerweise haben wir ein paar tausend Tests auf Lager, das hält ein paar Wochen.»
«Die Testkits, die wir gerade nicht brauchen, werden für die Lagerung eingefroren, aber da kommt es auch darauf an, was für ein Typ Test es ist», so Bosshard. «Es gibt vereinzelt Tests die gar nicht mehr eingefroren werden müssen.»
Die Anzahl von 15'000 Tests pro Tag ist theoretisch und lässt keine Rückschlüsse darauf zu, wie viele Tests in den Spitälern jede Woche eingekauft werden. Sorgen muss man sich also keine machen, dass die Schweiz bald in grossem Stil nicht verwendete Coronavirus-Tests wegwirft.