CVP-Präsident Gerhard Pfister erhält Binge-Tipps von Polit-Kollegen

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Serie fertig und noch zehn Tage bis zur Sommersession? CVP-Präsident Gerhard Pfister sucht via Twitter Netflix-Tipps. Die Empfehlungen lassen tief blicken.

Gerhard Pfister Bob Odenkirk
CVP-Präsident Gerhard Pfister im Nationalratssaal (links) und Schauspieler Bob Odenkirk in «Better call Saul». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • CVP-Präsident Gerhard Pfister droht Langeweile: Er sucht Netflix-Tipps.
  • Polit-Kollegen zeigen sich erstaunlich beschlagen und überhäufen ihn mit Empfehlungen.
  • Was schaut Pfister als nächstes – und sollte er (und andere) nicht besser politisieren?

Gerhard Pfister hat ein Problem und weiss nicht weiter. Ein schwerwiegendes Problem, denn er fragt öffentlich via Twitter um Hilfe. Etwas, was er bei Bildungspolitik, Krankenkassenprämien oder SRG-Kritik nicht tun würde, denn dort weiss er Bescheid.

Nein, der CVP-Präsident ist in Not, weil er sämtliche Folgen der Dramaserie «Better call Saul» durch hat. «What’s next on Netflix?», fragt er deshalb seine Follower. Diese antworten pflichtschuldigst, aber gerade die Empfehlungen der Politiker-Kollegen fallen etwas einseitig aus.

«Ozark» oder «Fargo»?

Am wohl häufigsten genannt wird «Ozark», wo sich eine Kleinstadt als Hochburg für Geldwäsche und Drogenhandel entpuppt. Dem Tipp können sich auch Politiker aller Stilrichtungen anschliessen, vom ehemaligen FDP-Ständerat Felix Gutzwiller bis zur SP-Nationalrätin Jacqueline Badran.

Der gleichen Szene scheint es auch die Krimiserie «Fargo» angetan zu haben. Der Spin-off des gleichnamigen Films läuft immerhin auch unter «Schwarze Komödie», den ansonsten bewegen wir uns hier in engen Genre-Grenzen.

Da werden «Designated Survivor» (Politthriller), «The Americans» (Sowjetische Spione) oder die Anwaltserie «Suits» mit Meghan Markle empfohlen. Auch die Krimis «The Blacklist» oder «The Bletchley Circle» und der Thriller «Bloodline» werden Gerhard Pfister ans Herz gelegt. Es geht immer ums ungefähr Gleiche: Politiker stehen offenbar auf unlautere Machenschaften, Suspense und… Politik.

Gerhard Pfister hat wenig zu lachen

Tipps aus der Sparte Comedy oder Science Fiction, Animation oder Beziehungsdrama muss man mit der Lupe suchen. Einige versuchen es mit der moralischen Schiene und promoten «Fauda», wo der israelisch-palästinensische Konflikt thematisiert wird. SP-Nationalrätin Mattea Meyer antwortet dem Geri als Erste und empfiehlt gleich drei Serien mit Anspruch. «Unbelievable» über eine Vergewaltigungsserie, «Black Earth Rising» über eine ruandische Kriegswaise und «Chernobyl», das aber gar nicht auf Netflix läuft.

jason bateman
US-Schauspieler Jason Bateman in «Ozark». - keystone

Mehr Genre-Vielfalt scheint für Gerhard Pfister aber auch nicht nötig zu sein, denn die Entscheidung fällt auch so schon schwer. «Ich habe so viele Tipps erhalten, dass ich mal bei ein paar Serien reinschauen werde – wenn ich Zeit dafür habe», sagt er zu Nau.ch. Was natürlich die andere wichtige Frage aufwirft: Darf man als Politiker Zeit für Binge-Watching haben?

«Haben Recht auf Freizeit»

Immerhin beginnt demnächst die Sommersession, die nebst aufgestautem Themenberg erneut dem Coronavirus und seinen Begleiterscheinungen gewidmet ist. Das ficht Gerhard Pfister aber nicht an. Auf die vorwurfsvolle Frage aus der Twitter-Gemeinde, ob er da noch Zeit für Netflix habe, meint Pfister lakonisch: «Sie nicht?»

FDP-ler Felix Gutzwiller räumt immerhin ein, dass sein Tipp eher für das «Leben danach» gedacht sei. Womit er wohl nicht die Netflix-Serie «After Life» des britischen Starkomikers Ricky Gervais gemeint hat. SP-lerin (und heimlicher Serienjunkie) Mattea Meyer sieht es pragmatisch: «Alle Menschen haben ein Recht auf Freizeit. Wie sie diese freie Zeit gestalten, ist jedem und jeder selber überlassen.»

Ricky Gervais After Life
Soll man sich so seine gewählten Volksvertreter beim Netflix-schauen vorstellen? Sicher nicht: Das ist Produzent, Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Ricky Gervais in «After Life». - Netflix

Einen Spezialtipp hat sie allerdings noch vergessen: «The End of the F***ing World», das sei «mal nicht politisch». Ja gut, wenn die Welt eh zugrunde geht, muss man ja auch an der Session nicht die Schweiz retten. Doch der Titel der Serie täuscht: Es handelt sich um eine Dramedy, eine Drama-Komödie mit viel Schwarzem Humor. Moment… also doch… Politik?

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