Der neue Ständeratspräsident hat ein Flair für Musik
Der Ausserrhoder FDP-Politiker Andrea Caroni wird neuer Ständeratspräsident und erteilt Bundesratsambitionen eine Absage.
Der Ausserrhoder Freisinnige Andrea Caroni ist neuer Ständeratspräsident. Zwar sieht sich der 44-Jährige als Politiker mit Leib und Seele. Den oftmals nachgesagten Bundesratsambitionen erteilt er aber eine klare Absage.
Die Deutlichkeit des Wahlergebnisses war dann doch eine Überraschung, auch wenn ihm die Wahl von vielen zugetraut worden war: Mit grossem Abstand zu seinen Gegenkandidaten, darunter der damalige Finanzvorsteher des Kantons, schaffte der Ausserrhoder FDP-Politiker Andrea Caroni 2011 den Sprung in den Nationalrat. Seither blieben Überraschungen weitestgehend aus. Es ist kaum übertrieben, von einer politischen Bilderbuchkarriere zu sprechen.
Schon 2015 folgte der Wechsel von der grossen Kammer ins Stöckli. Die Wiederwahlen schaffte Caroni – teilweise ohne Konkurrenz – mit guten bis sehr guten Resultaten. Am Montag wählte ihn die kleine Kammer zu ihrem Präsidenten für ein Jahr.
Vom Lokalpolitiker zum nationalen Amtsträger
Begonnen hat Caroni seine politische Laufbahn in der Ausserrhoder Gemeinde Grub, als er mit 19 Jahren der örtlichen, neu gegründeten FDP-Sektion beitrat. Nach und nach kletterte der Absolvent der renommierten US-amerikanischen Harvard Universität die politische Karriereleiter hoch.
An der Politik reize ihn einerseits die «Knochenarbeit» in den Kommissionen, sagt Andrea Caroni der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Ständerat bezeichnete diese Arbeit auch als Tätigkeit im «Maschinenraum» der Politik, die mitunter auch abseits der Öffentlichkeit stattfinde. Andererseits liege der Reiz an der Politik darin, diese in der Öffentlichkeit zu erklären und vor allem mit der Bevölkerung in ständigem Kontakt zu stehen.
Keine Ambitionen für das Bundesratsamt
Verschiedenste Medien sagten ihm über die Jahre hinweg immer wieder Ambitionen für das Amt eines Bundesrats nach. «Ich bin geimpft», sagt Caroni zu diesem Thema. Während fast drei Jahren habe er als persönlicher Mitarbeiter von Bundesrat Hans-Rudolf Merz gesehen, was das Amt eines Magistraten vor allem auf das Privatleben für einen Einfluss habe.
«Als Bundesrat gibt man das Privatleben an der Garderobe ab», so Caroni. Auch wenn er das Politisieren liebe, seien ihm das Familienleben, Treffen mit Freunden und Hobbys wie Musik, Tennis oder Reisen viel zu wichtig. Und sowieso sei Ständerat von Appenzell Ausserrhoden das «schönste politische Amt», das er sich vorstellen könne.
Ein Jahr an der Spitze des Ständerates
Ob Bundesrat oder nicht, als Nächstes steht Caroni ein Jahr an der Spitze des Ständerates bevor. Und das früher als erwartet. Denn eigentlich hätte die Genferin Lisa Mazzone (Grüne) zum Beginn der Wintersession das Amt übernehmen sollen. Sie schaffte aber vor einem Jahr die Wiederwahl in die kleine Klammer nicht.
Im Ständerat hat Caroni unter anderem Einsitz in der gewichtigen Wirtschaftskommission. In der Gerichtskommission, der Kommission für Rechtsfragen oder der Staatspolitischen Kommission arbeitet er ebenfalls mit. Auch an den Untersuchungen rund um die Notfusion der Credit Suisse und der UBS ist Caroni beteiligt, als Mitglied der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK).
Musik und Politik: Eine harmonische Verbindung
Abseits seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt und als Politiker bezeichnet der Familienvater die Musik als seine grosse Leidenschaft. Doch auch dort ist die Politik nicht ganz aussen vor. 2012 gründete Caroni zusammen mit anderen Politikerinnen und Politikern die Bundeshausband.
Die Musik solle auch während seines Präsidialjahres eine zentrale Rolle spielen und bei verschiedenen Gelegenheiten einfliessen, erklärt Caroni. Bereits die Feierlichkeiten anlässlich seiner Wahl zum Präsidenten des Ständerates am 4. Dezember in Herisau würden im Zeichen der Musik und des Vielklangs stehen.
Überhaupt soll die Musik im Leben von Caroni, der in einem zweiten Leben gerne Jazzmusiker wäre, wieder mehr Platz einnehmen. Von seiner Partnerin hat er sich zur Wahl als Ständeratspräsident ein E-Piano gewünscht. Zwar habe er bereits ein Klavier. Allerdings sei er ein Nachtmensch. «Mit einem E-Piano könnte ich auch tief in der Nacht Klavier spielen, ohne meine Familie zu wecken.»
Ein Jahr für die freiheitlichen demokratischen Institutionen
Sein Jahr als Ständeratspräsident möchte Caroni zudem nutzen, um auf die Wichtigkeit der freiheitlichen demokratischen Institutionen in der Schweiz hinzuweisen.
Gerade für ihn, der «allergisch» auf Autokratien sei, sei das zentral. Auch das Jubiläum der letzten Totalrevision der Bundesverfassung vor 25 Jahren will Caroni zum Thema machen.