Doris Leuthard versetzt Angela Merkels Minister Andreas Scheuer
Das Wichtigste in Kürze
- Der neue deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer reiste heute an die Schweizer Grenze.
- Grund: Der feierliche Spatenstich für die schnellere Verbindung zwischen Zürich und München.
- Seine Schweizer Amtskollegin Doris Leuthard liess den Termin platzen – wegen «anderweitigen Verpflichtungen».
- Angela Merkels Minister lässt ihr «beste Grüsse» ausrichten und sagt: «Nächstes Mal kommt sie bestimmt.»
Schneller am Oktoberfest, am Münchner Flughafen oder beim Fussballmatch in der Allianz Arena. Ab 2021 benötigen Herr und Frau Schweizer mit dem Zug nur noch dreieinhalb Stunden von Zürich nach München. Eine Stunde weniger als noch heute.
Dieses 440-Millionen-Euro-Projekt wäre wohl ohne finanzielle Unterstützung der Schweiz (50 Millionen Euro Rückzahlungsdarlehen) nicht zustande gekommen. Im Nau-Interview bedankt sich der frischgebackene deutsche Verkehrsminister Andreas Scheuer: «Ich weiss, dass über dieses Projekt lange diskutiert wurde und es zeigt gut, dass wir nachbarschaftlich zusammen gehören.»
Leuthard lässt erstes Treffen platzen
Scheuer, der das hohe Amt in Angela Merkels Regierung erst seit wenigen Tagen bekleidet, scheute keine Mühe, um am deutsch-schweizerischen Anlass teilzunehmen. Er reiste extra per Flugzeug von einer Sitzung im Berliner Bundestag direkt nach Memmingen.
Für die Schweizer Verkehrsministerin Doris Leuthard hätte sich also eine Autostunde von der Schweizer Grenze entfernt die Chance geboten, sich erstmals in lockerem Rahmen mit Angela Merkels neuem Minister zu treffen.
Tatsächlich war Leuthards Teilnahme geplant, wie die SBB und die deutsche Bahn zuvor per Communiqué verlauten liessen. Dennoch liess Leuthard die Möglichkeit des hochrangigen Treffens mit dem wohl wichtigsten Verkehrspartner der Eidgenossenschaft verstreichen.
UVEK: Leuthard hatte «anderweitige Sitzungen und Verpflichtungen»
Gemäss Nau-Informationen erhielt das Schweizer Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) unterschiedliche Signale aus Berlin. Nachdem Leuthard davon ausging, dass Scheuer nicht auftaucht, sagte sie ihre Teilnahme ab.
Auf Anfrage bestätigt Leuthards Sprecherin Annetta Bundi: «Als Mitte Woche klar wurde, dass Minister Scheuer doch noch nach Memmingen reisen könne, war es für Bundesrätin Leuthard aufgrund anderweitiger Sitzungen und Verpflichtungen in Bern nicht mehr möglich, das Programm kurzfristig nochmals zu ändern.»
Schweiz durch BAV-Mitarbeiter vertreten
Anfangs Woche habe es noch danach ausgesehen, dass Scheuer nicht vor Ort sei. Deshalb habe man entschieden, «dass ein Vertreter des Bundesamts für Verkehr (BAV) sowie der Schweizerische Generalkonsul in München die Schweiz in Memmingen vertreten.» Bundi verweist darauf, dass sich die Magistraten bereits kennen, weil Scheuer früher als Staatssekretär im Verkehrsministerium tätig war.
Was genau Leuthard heute besseres zu tun hatte, als ihren deutschen Amtskollegen zu treffen, verrät sie nicht, lässt aber ausrichten, sie habe eine «sehr volle Agenda». Tatsächlich ist Leuthard diese Woche unterwegs – gestern etwa an der Uhrenmesse Baselworld (Nau berichtete).
Scheuer will präzise sein «wie eine Schweizer Uhr»
Nichts desto trotz verspricht der deutsche Verkehrsminister: «Wir wollen so präzise und pünktlich sein wie eine Schweizer Uhr und den Bauplan einhalten.»
Dass nun heute Freitag der Spatenstich für diese Elektrifizierung und den Ausbau im Allgäu erfolgt ist, sei für die Schweiz wichtig, sagt Ronald Menzi vom Bundesamt für Verkehr: «Die beiden Metropolen Zürich und München werden so noch enger und schneller miteinander verbunden.»