Energiekrise: BAG hält an «regelmässigem Lüften» fest
Während Simonetta Sommaruga zum Energiesparen aufruft, pocht Alain Bersets BAG auf «regelmässiges Lüften» von Innenräumen. Für den Bund ein «Zielkonflikt».
Das Wichtigste in Kürze
- Auf allen Kanälen mahnt der Bund die Bürgerinnen und Bürger zum Energiesparen.
- Gleichzeitig empfiehlt das BAG, wegen dem Coronavirus «regelmässig» die Fenster zu öffnen.
- Für den Bund ist das ein «Zielkonflikt», ein Verzicht aufs Lüften sei aber «keine Option».
«Energie ist knapp, verschwenden wir sie nicht.» Diese Botschaft verbreitet der Bundesrat landauf landab in einer millionenschweren Kampagne. So soll etwa der Ofen nicht vorgeheizt werden und die Menschen sollen zu zweit duschen, wie Energieministerin Simonetta Sommaruga sagte.
Gleichzeitig steigen aber schweizweit die Corona-Fallzahlen an. Deshalb empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiterhin: «Mehrmals täglich lüften!» Erlauben es die Temperaturen, sollten die Fenster gar «für längere Zeit geöffnet» bleiben.
BAG: «Nicht lüften ist keine Option»
Das BAG ist sich der Problematik bewusst. Aber: «Nicht lüften ist keine Lösung», sagt Sprecher Simon Ming. «Bei Fensterlüftung hat man im Gegensatz zur mechanischen Lüftung keine Wärmerückgewinnung, und man muss Lüftungswärmeverluste in Kauf nehmen», hält er fest.
In einem neuen Faktenblatt habe man die Empfehlungen mit dem Bundesamt für Energie «abgestimmt», so Ming. Zentral sei, dass «stets effizient gelüftet» wird.
Wenn gelüftet wird und sich die Innen-Temperatur abkühle, ergebe sich «rasch ein Gefühl der Frische». Doch dieses Lüften nach Gefühl sei nicht ausreichend. Deshalb raten die Behörden zu einem CO2-Messgerät.
So oder so sollten jeweils alle Fenster vollständig geöffnet werden, empfiehlt das BAG. Wichtig sei, diese auch genügend lange offen zu halten. Die Behörden raten dazu, dies «mindestens 5 Minuten» zu tun. Auch an sehr kalten Tagen seien 3 Minuten das Minimum.
Bund gewichtet Coronavirus höher als Energiekrise
Das führe tatsächlich zu einem «Zielkonflikt zwischen bedarfsgerechtem Lüften und der Notwendigkeit des Energiesparens», so die Behörde. Denn der Gebäudepark der Schweiz verbrauche rund 45 % des Endenergiebedarfs. Das BAG bittet deshalb, Kippfenster nicht permanent offenzuhalten.
Die Angst vor einer erneuten Corona-Welle übersteigt aber offenbar jene vor einem Energiemangel. «Ein Verzicht auf den aus hygienischen und gesundheitlichen Gründen notwendigen Luftaustausch ist keine Option», heisst es im Merkblatt.