Energiekrise: Grünen-Chef Glättli will Tempo 80 auf Autobahnen
Um den Energieverbrauch der Schweiz zu drosseln, fordert Grünen-Parteipräsident Glättli Tempo 80 auf Autobahnen. Der Bundesrat hält wenig von der Idee.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Fahrwasser des russischen Krieges in der Ukraine sind die Treibstoffpreise gestiegen.
- Um den Energieverbrauch zu drosseln, fordern die Grünen jetzt Tempo 80 auf Autobahnen.
- Mittelfristig solle dann Tempo 100 gelten, verrät Grünen-Chef Glättli gegenüber Nau.ch.
Die Benzinpreise sind gestiegen, trotzdem ist die Schweiz nach wie vor viel im Auto unterwegs. Der Verkehrsclub der Schweiz (VCS) moniert, dass dies viel Energie koste.
Um Benzin zu sparen, soll deshalb «dringend» die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen von 120 auf 100 gesenkt werden. Das reduziere den Benzinverbrauch «erheblich», schreibt Präsident Ruedi Blumer.
Mit der Forderung stösst er bei den Grünen offene Türen ein. Diese fordern schon länger Tempo 100. Nun geht Präsident Balthasar Glättli aber noch viel weiter.
«Temporeduktionen sind essentiell, um Energie zu sparen. Das sagt auch die internationale Energie-Agentur», erklärt der Zürcher. Glättli: «Wir sollten nun in der Krise aber noch weitergehen und generelles Tempo 80 einführen.»
Mit dieser Massnahme könne ein Beitrag geleistet werden, um die aktuelle Krise zu meistern. Mittelfristig soll dann Tempo 100 permanent gelten, «um das Klima zu schützen», so die Vorstellung des Grünen-Chefs.
Grüne Bremspolitik stösst auf Unverständnis
Bei den Bürgerlichen sorgt diese Bremspolitik für rote Köpfe. Thomas Hurter, Präsident des Automobilclubs der Schweiz (ACS), schüttelt den Kopf: Sinnvoll seien Temporeduktionen teilweise, um bei einer Überlastung Stau zu verhindern.
«Schon Tempo 100 zum Energiesparen ist absolut sinnlos und eine reine Schikane für Autofahrer», wettert der SVP-Nationalrat. Die Idee von Tempo 80 sei dagegen «klassische linke Ideologiepolitik auf dem Buckel der Bevölkerung, die so ausgebremst würde.»
Bundesrat bisher gegen Tempodrosselung
Der Bundesrat hat bisher jegliche Forderungen nach tieferen Tempi abgelehnt. Zwar würde eine tiefere Geschwindigkeit den Verbrauch tatsächlich senken, so die Antwort von Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (SP).
«Da Russland für die Schweiz aber kein bedeutender Lieferant für Erdölprodukte ist, hat diese Massnahmen kurzfristig kaum Einfluss auf die Unabhängigkeit der Schweiz von russischen Rohstoffen», erklärte sie im August.
Ausserdem weist die Landesregierung darauf hin, dass 120 keine Mindestgeschwindigkeit sei. «Fahren mit tieferen Geschwindigkeiten ist erlaubt, solange der gleichmässige Verkehrsfluss nicht behindert wird», so Sommaruga in ihrer Stellungnahme.