FDP-Jauslin stellt sich trotz Wahlempfehlung gegen SVP-Giezendanner
Die FDP empfiehlt Benjamin Giezendanner (SVP) für den zweiten Aargauer Ständeratssitz. FDP-Nationalrat Matthias Jauslin hat andere Pläne – und erntet Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Die FDP empfiehlt Benjamin Giezendanner (SVP) für den zweiten Aargauer Ständeratssitz.
- Jetzt sorgt FDP-Nationalrat Matthias Jauslin mit einem Post auf X für reichlich Furore.
- Entgegen der Wahlempfehlung seiner Partei werde er seine Stimme nicht Giezendanner geben.
Im Kanton Aargau sorgt ein Tweet von FDP-Nationalrat Matthias Jauslin für Wirbel. Kurz vor der Stichwahl zum zweiten Ständeratssitz äusserte er sich kritisch über den SVP-Kandidaten Benjamin Giezendanner. Dies, obwohl seine Partei Giezendanner offiziell unterstützt.
Die FDP-Führung hatte sich klar für eine Wahl von Giezendanner ausgesprochen. Ziel sei es, gemeinsam mit dem bereits gewählten Thierry Burkart (FDP) einen einheitlichen Kurs in Energie- und Verkehrsfragen zu verfolgen.
Die FDP-Spitze hatte unmissverständlich klargemacht, dass es in dieser Angelegenheit keine zwei Meinungen gebe. Man möchte «klare Kante zeigen», wie es die Aargauer FDP-Präsidentin Sabina Freiermuth auf dem Parteitag Ende Oktober formulierte.
Doch Jauslins öffentliche Ablehnung bringt die Partei in Bedrängnis, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet: «Ich empfinde sein Verhalten als Ohrfeige», kommentiert Freiermuth enttäuscht. «Er hat auch eine Verantwortung gegenüber der Basis.»
Jauslins Solo-Vorstoss auf Twitter
Mit einem provokanten Tweet hinterfragte Jauslin die Sinnhaftigkeit, zwei Vertreter des Transportsektors in den Ständerat zu wählen. Seine Äusserung löste eine Welle der Zustimmung bei Gegnern Giezendanners aus: Sie brachte zusätzliche Spannung in das Rennen um den zweiten Ständeratssitz zwischen SVP und Mitte.
Thierry Burkart wurde glanzvoll in den Ständerat gewählt. Herzliche Gratulation! Er ist auch Präsident von ASTAG. Ich frage mich nun, ob es für uns AargauerInnen geschickt ist, mit Giezendanner junior einen weiteren Lobbyist aus dem Transportwesen in den Ständerat zu entsenden...
— Matthias Samuel Jauslin (@JauslinMatthias) November 10, 2023
Jauslins politische Positionierung unterscheide sich deutlich von jener Giezendanners, was seine Distanzierung erkläre. Trotz strategischer Überlegungen sehe er es als seine Pflicht an, das Beste für die Aargauer Bevölkerung zu suchen. Auch wenn dies bedeute, gegen die Parteilinie zu handeln, erklärt er gegenüber der Zeitung.
Kampf um Wählergunst verschärft Lage
Abweichende Meinungen in einer Partei mit liberalen Ideen an sich sind noch kein Unglück. Aber Jauslins Tweet und die folgenden Reaktionen sind symptomatisch für die angespannte Situation, in der sich der Freisinn derzeit befindet. Die Mitte kommt dem Freisinn mit ihrem Wähleranteil bedrohlich nahe.
Deshalb sucht die FDP nun die Nähe zur SVP, nicht nur taktisch durch Wahlbündnisse, sondern auch inhaltlich. Entsprechend wird innerhalb der Partei auf Geschlossenheit grossen Wert gelegt. Doch abweichende Meinungen wie jene von Jauslin könnten diese Strategie gefährden.