Feiert sich die FDP zurecht als Frauen-Partei?
Die FDP besetzt Spitzenpositionen mit Frauen. Und nimmt dies als Beweis, dass man eine Frauenquote nicht brauche.
Das Wichtigste in Kürze
- Die FDP hat zum ersten Mal eine Frau als Generalsekretärin.
- Dank anderen Würdenträgerinnen aus der FDP zeichnet sich ein höherer Frauenanteil ab.
In der FDP-Zentrale tut sich was: Mit Fanny Noghero wird die erste Frau und die erste Westschweizerin Generalsekretärin. Grund genug, sich selbst auf die Schultern zu klopfen, findet die Geschäftsführerin der FDP Kanton Zürich. Mit einer Bundesrätin, Parteipräsidentin, jüngsten Ständerätin und so weiter brauche es ja keine Frauenquote, findet Sina Rüdisüli.
FDP-Frauen auf dem Vormarsch
Tatsächlich: Mit Keller-Sutter und Cassis weist die FDP bei den Bundesräten ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis vor. Parteipräsidentin Petra Gössi ist aktuell die einzige Frau an der Spitze einer grossen Partei. Johanna Gapany ist die jüngste Ständerätin: In zehn Tagen wird sie 32. Richtig ist auch, dass es Nationalrätinnen, Kantonsrätinnen und Gemeinderätinnen der FDP gibt.
Nicht zu vergessen die Regierungsrätinnen, die Rüdisüli unterschlägt, desgleichen Nationalratspräsidentin Isabelle Moret, ebenfalls FDP. Doch gerade an diesen Beispielen lässt sich leicht zeigen, dass die rosa Brille dem FDP-Blau noch nicht so gut ansteht.
Frauen ja, aber wenige
Denn von 35 FDP-Regierungsräten sind lediglich deren sechs weiblich. Damit würde die FDP die vom Parlament beschlossene Geschlechterquote von 30 Prozent in Führungsetagen bei weitem verfehlen. Isabelle Moret ist zwar diese Jahr die höchste Schweizerin, aber sie ist auch die gescheiterte Bundesratskandidatin.
Karin Keller-Sutter wurde wohlgemerkt erst im zweiten Anlauf in die Regierung gewählt, nachdem ein Mann, Johann Schneider-Ammann, den Vorzug erhielt. Dass sie doch noch Bundesrätin wurde, verdankt sie auch dem ultimativen Insistieren der FDP-Frauen. Und Mitte-Links-Parlamentariern, die ein Zeichen setzen wollten. Bei Johanna Gapany gilt es zu betonen: Sie ist nicht nur die jüngste, sondern auch die einzige FDP-Ständerätin.
FDP im Mittelfeld
Etwas besser schneidet die FDP im Nationalrat ab: Dort erreicht sie immerhin über 30 Prozent. Im langjährigen Vergleich haben sich die Liberalen auch stetig verbessert. Als die grossen Frauenförderer dürfen sich FDPler dennoch nicht brüsten.
Denn im Vergleich mit den anderen Parteien liegt man frauenanteilsmässig im Mittelfeld. Kleinere Parteien wie die Grünen und Grünliberalen hatten vor Jahren auch schon mal Frauenmehrheiten. Bei SP und Grünen ist das auch nach den Wahlen 2019 so, dank gezielter Förderung und vorderen Listenplätzen.
Braucht es nun eine Frauenquote oder nicht? Angesichts der immerhin sichtbaren Fortschritte, ohne eine solche ist das wohl eine Frage der weiblichen Geduld.