Stromlücke verhindern: So will die Schweiz vorgehen
Wegen des wachsenden Stromverbrauchs droht der Schweiz eine mögliche Stromlücke.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat will bereits ab dem Winter 2022/23 eine Strom-Reserve haben.
- Um eine Mangellage zu verhindern, sollen auch Gaskraftwerke gebaut werden.
- Simonetta Sommaruga erklärt in Bern das Stromproblem und präsentiert Lösungen.
Mit der Förderung der erneuerbaren Energie, mehr Winterstrom und Beschleunigung der Verfahren will der Bund eine Stromlücke verhindern. Der Bundesrat hat deswegen bereits eine Solar-Offensive gestartet, doch die Sonnenenergie könnte vor allem im Winter zu wenig Strom produzieren.
Mit Wasserkraftreserven und Reserve-Gaskraftwerken will Energieministerin Simonetta Sommaruga einer mögliche Knappheitssituation vorbeugen. Es soll eine Stromlücke verhindert werden können. «Die sichere Versorgung mit Strom hat oberste Priorität», teilte Sommaruga an einer Pressekonferenz in Bern mit.
Bereits ab dem Winter 2022/23 sollen Betreiber von Wasserkraftwerken eine gewisse Menge Energie zurückbehalten. Bei Bedarf kann diese dann abgerufen werden, um eine Stromlücke zu verhindern. Die Betreiber werden für die Reserve bezahlt werden.
Ergänzt werden soll die Wasserkraft-Reserve durch zwei bis drei Gaskraftwerken, die nur bei einer Knappheit zum Einsatz kommen dürfen. Dies sieht das Konzept «Spitzenlast-Gaskraftwerk» der Elektrizitätskommission (ElCom) vor. Die Investitionen für die Gaskraftwerke werden auf rund 700 bis 900 Millionen Franken beziffert, der Betrieb auf jährlich 6 Millionen.
Die Grundlagen für die Wasserkraftreserve will der Bundesrat auf dem Verordnungsweg erlassen. Ins Gesetz übernommen werden sollen sie im Zug der Revision des Stromversorgungsgesetzes.
«Keine Alternative zu Gaskraftwerke»
Es gebe keine Alternative, wenn die Versorgungssicherheit bis 2025 erhöht werden soll. Gaskraftwerke würden natürlich CO2 ausstossen. Doch diese sollen nur im Notfall betrieben werden, im Idealfall also nie, so ElCom-Präsident Werner Luginbühl. Beim Betrieb würden die Emissionen, wie vom Gesetz vorgeschrieben, anderswo kompensiert.
Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) wurde nun beauftragt, die allfällige Ausschreibung vorzubereiten. Es soll die Koordination der beiden Reserven regeln.
Die anfallenden Kosten der Reserven tragen die Endverbraucher, wie der Bundesrat mitteilt. Die Rede ist von Zuschlägen von je 0,1 Rappen pro Kilowattstunde (KWh) Strom für die Wasserkraftreserve und die Kraftwerke. Ein Schweizer Durchschnittshaushalt bezahlt derzeit 21,2 Rappen pro KWh.
Auch Stromsparen soll vor Stromlücke erhöhen
«Mit den drei Massnahmen Förderung der erneuerbaren Energie, mehr Winterstrom und Beschleunigung der Verfahren. Damit schafft der Bundesrat den Rahmen dafür, dass Unternehmen und Private mehr sauberen Strom bei uns produzieren», so Sommaruga. Dies sei wichtig, um die Energiewende zu schaffen und auch für die Versorgungssicherheit. Eine Stromlücke wird so unwahrscheinlicher.
Der Bundesrat will auch den Stromverbrauch durch eine Erhöhung der Effizienz senken. Dafür sollen Mindestanforderungen an die Effizienz für elektrische Geräte und Auflagen für die Beleuchtung von Zweckbauten definiert werden. Zudem will die Regierung die Fördermittel für den Ersatz von Elektroheizungen erhöhen. «Stromfresser sollen nicht mehr auf den Markt kommen», sagte Sommaruga.
Der Bund geht davon aus, im Jahr 2025 Stromeinsparungen von 193.3 GWh zu erzielen. Da diese jährlich steigen, sollen mit denselben Massnahmen 2030 bereits 682.5 GWh eingespart werden.