Die CVP wird gemäss Wahlprognosen von den Grünen überholt. Jetzt zieht sie im Wahlkampf die Schraube an. Und kritisiert Kandidaten anderer Parteien direkt.
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CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die CVP schaltet im Wahlkampfmodus einen Gang höher.
  • In einer Negativ-Kampagne kritisiert sie Kandidaten anderer Parteien direkt.
  • Schiesst sie damit über das Ziel hinaus?
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Wer heute die Namen von Nationalratskandidaten googelt, erhält ganz zuoberst einen Treffer, der als «Anzeige» gelabelt ist. Die URL lautet auf www.kandidaten2019.ch und klingt nach einer Informationsseite für Wähler. Tatsächlich gelangt der User auf eine Seite, die optisch dem Design der jeweiligen Partei des gesuchten Kandidaten entspricht.

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Erster Treffer bei der Google-Suche nach dem Namen Petra Gössi, Parteipräsidentin FDP, ist kandidaten2019.ch. In mehreren Kantonen haben CVP und FDP eine Listenverbindung.
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Erster Treffer bei Google nach dem Namen Albert Rösti, Parteipräsident SVP, ist kanidaten2019.ch.
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Erster Treffer bei Google nach dem Namen Regula Rytz, Parteipräsidentin Grüne, ist kanidaten2019.ch.
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Erster Treffer bei Google nach dem Namen Christian Wasserfallen, Nationalrat FDP, ist kanidaten2019.ch.
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Erster Treffer bei Google nach dem Namen Bastien Girod, Nationalrat Grüne, ist kanidaten2019.ch.
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Erster Treffer bei Google nach dem Namen Gregor Rutz, Nationalrat SVP, ist kanidaten2019.ch.
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Erster Treffer bei Google nach dem Namen Hans-Ueli Vogt, Nationalrat SVP, ist kanidaten2019.ch.

Doch schnell wird klar: hier stimmt etwas nicht. Denn auf dieser Webseite wird nicht Werbung für den jeweiligen Kandidaten gemacht, sondern vielmehr gegen ihn. In wenigen Sätzen wird aufgezeigt, warum der- oder diejenige unglaubwürdig, unredlich oder undemokratisch sei. «Ernsthaft?», wird gefragt. Danach ein Button «Zeig mir lieber echte Lösungen!». Die Schrift: orange. Und jetzt wird klar, woher der Wind weht.

Hinter der Kampagne steckt die CVP

Denn nun folgt eine Argumentation, warum sich die CVP viel glaubwürdiger und konsequenter für die beim Kandidaten bemängelten Themen einsetzt. Die CVP habe die echten Lösungen, gehe das Problem wirklich an. Wähler tun gut daran, statt des gegoogelten Kandidaten einen CVP-Vertreter zu wählen.

Das ganze ist eine Negativ-Kampagne der CVP. Politikwissenschaftler Olivier Dolder bezeichnet die Aktion auf Twitter als «das wohl grösste digitale Negative Campaigning, das Schweizer Wahlen je gesehen haben». Er stuft das Vorgehen als hoch riskant ein.

CVP greift sogar Bündnispartner an

Im Kanton Luzern stellt die CVP etwa FDP-Ständerat Damian Müller an den Pranger. Pikant, denn die FDP ist in Luzern Bündnispartner der CVP. Dieses Jahr setzen die beiden bürgerlichen Parteien auf eine Listenverbindung bei den Nationalratswahlen – wie schon vor vier Jahren. Die gemeinsame Liste soll helfen, den Sitz des amtierenden Ständerats Damian Müller zu verteidigen.

Die Reaktionen auf Twitter sind einheitlich: negativ. Viele äussern die Vermutung, die Negativ-Kampagne sei eine Verzweiflungstat. Unter dem Hashtag #CVPfail prasseln kritische Stimmen auf die CVP ein.

Bei der letzten Wahlprognose schnitt die CVP noch schlechter ab und wurde gar von den Grünen überholt. Die Partei von Präsident Gerhard Pfister hält sich demnach nur knapp über der Zehn-Prozent-Marke. «Umfragen sind Umfragen, Wahlen sind Wahlen», gab sich Pfister jedoch weiter zuversichtlich.

Bläst die CVP schon zum Rückzug?

Am Dienstagvormittag nun die Wende: Google führt die Kampagnen-Seite der CVP nicht mehr auf. Die Anzeigen sind verschwunden. Ob die CVP bereits kalte Füsse bekommen hat? Oder kostete die Aktion derart viel, dass das Budget bereits wieder aufgebraucht ist?

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