Grüne begrüssen Agrar-Deal mit Bauernverband

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Bauernverbandspräsident Markus Ritter stösst bei Grünen-Nationalrätin Meret Schneider auf Gegenliebe: In der Agrarpolitik soll gemeinsame Sache gemacht werden.

Meret Schneider Kuh
Grünen-Nationalrätin Meret Schneider zu Besuch auf einem Bauernhof. - Facebook/@meret.schneider

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bauernverband will eine Allianz mit den Grünen eingehen.
  • Gemeinsam soll eine Art ökologischer Mittelweg gefunden werden.
  • Bei den Grünen kommt das gut an: «Chapeau!», sagt Nationalrätin Meret Schneider.

Gerade noch lagen sich Bauern und Umweltschützer in den Haaren. Die Landwirtschaft als Klimasünder, Trinkwasser mit Pestizid-Cocktail, Bienensterben, leergeräumte Landschaften mit immer weniger Brutvögeln.

Dann übers Wochenende die Handreichung von Bauernverbandspräsident Markus Ritter. Gemeinsam mit den Grünen will er eine Agrar-Allianz bilden. Beide Seiten sollen Kompromisse eingehen.

«Nicht ganz zufrieden, aber…»

Ritters Deal: Die Grünen sollen sich mit Argrar-Vorgaben zufriedengeben, die zwar strenger sind, aber nicht ganz Bio-Qualität erreichen. Im Gegenzug würden die Bauern Forderungen der Grünen unterstützen. Etwa den Importstopp für landwirtschaftliche Produkte, die nicht nach Schweizer Standards produziert sind.

Grünen-Nationalrätin Meret Schneider, die auch Mit-Initiantin der Massentierhaltungsinitiative ist, ist begeistert. Endlich sehe auch der Bauernverband einen gewissen Handlungsbedarf bei Tier- und Umweltschutz: «Das ist für mich ein Novum». Bis jetzt sei der Standpunkt immer gewesen: «Das Tierschutzgesetz ist bereits maximal gut, es gibt keine Massentierhaltung in der Schweiz».

Viele gute Gespräche mit Markus Ritter

Zwar lobt Meret Schneider den Bauern-Präsidenten Markus Ritter, mit dem stets konstruktive, respektvolle Gespräche möglich seien. «Ich achte ihn sehr und mag seinen Sinn für Humor», so Schneider, auch wenn man sich oft nicht einig sei.

Markus Ritter Jacques Bourgeois
Jacques Bourgeois, Nationalrat und Direktor Schweizer Bauernverband, und Markus Ritter, Nationalrat und Präesident Schweizer Bauernverband, von links, anlässlich der Jahresmedienkonferenz «Landwirtschaft – ein wesentlicher Pfeiler der Gesamtwirtschaft» im Januar 2019, in Hergiswil bei Willisau. - Keystone

Umso unerwarteter kommt jetzt dieser Annäherungsversuch. «Ich bin überrascht über die Deutlichkeit, mit der der SBV sich dafür ausspricht, auch in der Schweiz die Standards zu erhöhen.» Auch wenn die überzeugte Veganerin nicht ganz zufrieden ist: «Aber hat Potenzial!», schreibt sie auf Twitter.

Bauern im Fokus der Politik

Markus Ritter selbst würde wohl sogar noch weiter gehen – schliesslich ist er Bio-Bauer. Als Verbandspräsident aber denkt er strategisch. Und ganz uneigennützig ist die Charme-Offensive natürlich nicht. Ritter erhofft sich von der grünen Agrar-Allianz mehr Bauer-Power im Kampf gegen ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten Südamerikas.

Die Bauern brauchen den Goodwill der Grünen. Die Agrarpolitik ab 2022 (AP22+) wird ausgearbeitet, Trinkwasser-Initiative und die Pestizid-Initiative kommen demnächst vors Volk. «Natürlich sind wir Mittel zum Zweck», räumt Meret Schneider freimütig ein, «ich mache mir absolut keine Illusionen».

Der SBV habe seine Interessen, da seien «mehr Umweltschutz und Tierwohl vermutlich einfach das kleinere Übel». Für eine inhaltliche Zusammenarbeit auf einander zuzugehen mache aber Sinn: «Das ist Politik.»

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Grünen-Politikerin Meret Schneider über ihre Pläne nach der gelungenen Wahl in den Nationalrat. - Nau

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