Grüne streiten wegen «wissenschaftsfeindlicher Initiative»
Die Mehrheit der Grünen Delegierten unterstützt die Saferphone-Initiative. Die Berner Sektion distanziert sich von den «wissenschaftsfeindlichen Kreisen».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grünen Delegierten haben für ein Engagement bei der Saferphone-Initiative gestimmt.
- Die Gegner innerhalb der Partei wollen nicht damit in Verbindung gebracht werden.
- Der innerparteiliche Streit ist lanciert.
Diese Woche wurde die Saferphone-Initiative lanciert, mit der die Bevölkerung besser vor Mobilfunkstrahlung geschützt werden soll. Die Schweizer Grünen unterstützen die Initiative offiziell, sieben Nationalrätinnen und Nationalräte sitzen gar in den Komitees.
Das Engagement löst vielerorts Unbehagen aus – auch in den eigenen Reihen. Die Berner Sektion bringt ihre Ablehnung in einer Stellungnahme deutlich zum Ausdruck: «Das Grüne Bündnis Bern teilt die Kritik an der Macht der Kommunikationsunternehmen und begrüsst einen Ausbau des Glasfasernetzes. Gleichzeitig distanziert sich das Bündnis klar von den antidemokratischen und wissenschaftsfeindlichen Kreisen, die mit sogenannten ‹erfahrungswissenschaftlichen› Pamphleten mit den Ängsten der Bevölkerung spielen und diese für ihre politische Agenda instrumentalisieren.»
Erste Politiker distanzieren sich
Andere Lokal- und Jungpolitikerinnen distanzieren sich ebenfalls. Patrizia Tamborrini, Vorstandsmitglied in Muttenz BL, schreibt auf Twitter, es hätten viele Delegierte gegen die Unterstützung gestimmt. Michelle Huber aus der Zürcher Jungpartei hofft, die Partei beschliesse einen Richtungswechel. «Für Pseudowissenschaft haben wir keinen Platz.»
Die Initiative wurde vom Verein Frequencia angestossen. Das Bündnis streicht heraus, dieser habe noch zum Zeitpunkt der Delegiertenversammlung am 20. August, als die Mutter-Partei den Beschluss der Unterstützung fasste, auf der Webseite demokratie- und wissenschaftsfeindliche Texte und Videos verbreitet.
«Dass die Grüne Partei bei so etwas mitmacht, ist eine Katastrophe»
Behauptungen, dass «Wuhan 5G-Antennen» zur «pathogenen Macht des Virus beitragen» oder mit 5G die Zahl der Krankheitsfälle bei Diabetes, Tinnitus oder Krebs «explodieren» werde, führten dazu, dass auf Twitter der Hashtag #AluhutInitiative die Runde macht.
Auch der Soziologe und Experte für Verschwörungstheorien Marko Kovic analysierte den Verein. Die Organisation verbreite aktiv Antiwissenschaft und Verschwörungstheorien, und die Initiative selber sei Ausdruck davon. Sein Fazit: «Dass die Grüne Partei bei so etwas mitmacht, ist eine Katastrophe».