Grüne will Werbung für Import-Fleisch verbieten
Detailhändler werben immer wieder für Import-Fleisch. Das ist der grünen Nationalrätin Meret Schneider ein Dorn im Auge. Kritik gibt es auch von den Bauern.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einem Vorstoss will Meret Schneider Werbung für Import-Fleisch verbieten.
- Der Bauernverband kritisiert, dass billige Import-Ware den Wert von Fleisch herabsetze.
- Gemäss der Migros können Inland-Produkte die Nachfrage nicht ganz abdecken.
Die Schweiz versorgt sich nicht selbst. Mehr als jedes zweite Lebensmittel stammt aus dem Ausland. Importiert werden nicht nur exotische Produkte, sondern Lebensmittel, die auch hierzulande hergestellt werden.
Beispielsweise Fleisch. Und auch dieses Import-Fleisch wird von den Detailhändlern beworben. So wie etwa letzte Woche im Migros-Magazin. Der orange Riese pries darin Poulet aus Brasilien, Lammfleisch aus Australien und Kaninchen aus Ungarn an – zum Aktionspreis.
Was darfs sein? Poulet aus Brasilien, Lamm aus Australien, Kaninchen aus Ungarn? Solche Aktionen/Werbung für Fleisch aus Übersee gehören verboten! Das widerspricht allen Zielen des @derbund bez. #Nachhaltigkeit und #Gesundheit. Mein Vorstoss folgt. Dabei? @sbv @tierschutz_sts pic.twitter.com/RFrT2cheAJ
— Meret Schneider (@Schneimere) February 2, 2021
Das kommt bei der grünen Nationalrätin Meret Schneider nicht gut an. «Solche Aktionen/Werbung für Fleisch aus Übersee gehören verboten!», schreibt sie auf Twitter.
«Widerspricht Zielen des Bundes»
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt Schneider: «Fleisch aus Brasilien oder Ungarn widerspricht den Nachhaltigkeits- aber auch den Gesundheitszielen des Bundes.» So stamme Poulet aus Brasilien oft von schnellwachsenden Rassen, welche mit Medikamenten vollgepumpt seien.
Schneider plant darum einen Vorstoss zum Verbot von Fleischwerbung – «insbesondere für ausländisches Fleisch». Die grüne Nationalrätin sucht darum Verbündete, um den Vorstoss ausarbeiten zu können. «Ziel ist es, ihn während der Frühlingssession einzureichen.»
Bauern teilen Kritik am Import-Fleisch
Nicht nur Schneider ist die Werbung für günstiges Import-Fleisch ein Dorn im Auge. Der Schweizer Bauernverband störe sich sehr daran, dass die Grossverteiler immer wieder für Import-Fleisch werben, sagt Sprecherin Sandra Helfenstein. «Damit wird gerade Fleisch zu einem Billigprodukt degradiert, das die Leute vor allem wegen des Preises kaufen.»
Gerade beim Fleisch sollen die Leute den Mehrwert der inländischen Produktion anerkennen und auch preislich abgelten, findet Helfenstein. «Das würde allen dienen: Den einheimischen Bauernfamilien, den Tieren und dem Klima.»
Ein Verbot von Werbung für Import-Fleisch geht dem Bauernverband aber zu weit. «Das Hauptproblem ist nicht die Werbung, sondern die unsinnigen Preisaktionen.»
Grossteil des Fleisches in der Migros aus der Schweiz
Migros-Sprecher Marcel Schlatter weist die Kritik zurück. Schneider lasse ausser Acht, dass manche Kunden Kaufentscheide von weniger ethischen Überlegungen abhängig machen, «sondern schlicht von den persönlichen finanziellen Möglichkeiten.»
Insgesamt stammt ein Grossteil des Fleisches in der Migros aus der Schweiz. Schweinefleisch der Migros ist zu 97 Prozent aus dem Inland, das Kalbfleisch zu 100 Prozent. Beim Rindfleisch liegt der Schweiz-Anteil bei 90 Prozent.
Hingegen stammt drei Viertel des Lammfleisches aus dem Ausland. «Da das Inland den Bedarf schlicht nicht abdecken kann», erklärt Schlatter.
Ein Grossteil des Poulets stammt ebenfalls aus der Schweiz. Auch hier gebe es eine zu geringe Inlandsversorgung, sagt Schlatter. Immerhin: «Das Import-Fleisch der Migros, auf das die Schweiz angewiesen ist, wird nach den in der Schweiz geltenden Tierschutzvorschriften produziert.»
Und warum wird Import-Fleisch überhaupt beworben? «Wir fördern mit solchen Angeboten nicht die Konsummenge solcher Produkte. Wir möchten damit einzig erreichen, dass diese Waren, wenn, dann in der Migros gekauft werden.»