Vorwurf: Ist GLP-Ständerätin Tiana Moser doch eine Linke?

Kaspar Schwarzenbach
Kaspar Schwarzenbach

Zürich,

GLP-Ständerätin Tiana Moser schliesst sich im Stöckli der Gruppe der Grünen an – Bürgerliche sehen sich in ihrer Vermutung bestätigt, dass Moser eine Linke sei.

Tiana Moser Ständerat Grüne
Die frischgebackene Zürcher GLP-Ständerätin Tiana Moser schliesst sich in der Kleinen Kammer der Gruppe der Grünen an – für Bürgerliche entlarvt sie sich damit endgültig als Linke. (Archiv) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • GLP-Ständerätin Tiana Moser wird im Stöckli Hand in Hand mit den Grünen politisieren.
  • Im Wahlkampf betonte die Zürcherin hingegen immer wieder ihre wirtschaftsliberale Seite.
  • Für Bürgerliche steht fest: Die Wählerschaft hat sich in der Causa Moser blenden lassen.

Die frisch gebackene Zürcher Ständerätin Tiana Moser wird in der Kleinen Kammer die einzige Grünliberale sein. Deshalb musste sie sich einer Gruppe anschliessen, um im Stöckli nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, schreibt die «NZZ».

Am Wochenende hat die Zürcherin nun mitgeteilt, dass sie in der kommenden Legislatur mit den Grünen kooperieren wird: Gemeinsam mit Maya Graf (BL), Céline Varra (NE) und Mathias Zopfi (GL) bildet Moser eine Gemeinschaft.

Tiana Moser Matthias Aebischer
GLP-Ständerätin Tiana Moser (Mitte) ist liiert mit SP-Nationalrat Matthias Aebischer (rechts), hier an der Herbstsession 2020 des Nationalrats. - keystone

Diese Zusammenarbeit ermögliche es, den Interessen der Kantone und beider Fraktionen bei der Arbeit in den Kommissionen Rechnung zu tragen. Dies teilen Moser und Graf am Samstag mit.

Wer profitiert?

Neben Moser spielt dieser Entscheid insbesondere den Grünen im Ständerat in die Hände: Die 46 Mitglieder müssen 143 ständige Kommissionssitze unter sich aufteilen – jeder Ständerat nimmt durchschnittlich in drei Kommissionen Einsitz.

Ohne Moser kämen die Grünen somit nur auf neun Sitze: Zu wenig, um in jede der elf ständigen Kommissionen ein Mitglied zu entsenden. Nur mit der Zürcherin können alle Kommissionen abgedeckt werden – was auch ihren Ambitionen zugutekommt.

Es ist nämlich davon auszugehen, dass Moser jetzt gewisse Ansprüche an die Verteilung der Kommissionssitze stellen kann. In einer grösseren Gruppe – beispielsweise diejenige der Mitte-Partei – hätte sich die Zürcherin hingegen hinten anstellen müssen. Gegenüber der NZZ erklärt sie überdies, dass dieser Entscheid inhaltlich keinerlei Auswirkungen habe.

Wählerschaft geblendet?

Im Wahlkampf betonte die Zürcherin noch ihre wirtschaftsliberale Seite: Im Streitgespräch mit der «NZZ» bezeichnete sie sich selbst als umfassend liberal. Sie engagiere sich für offene Märkte, Wettbewerb und den Wirtschaftsstandort Zürich.

Auch die Medien hatten immer wieder versucht, der Zürcherin eine gewisse Distanz zu Links-Grün zu attestieren: Der Tagesanzeiger behauptete beispielsweise, die GLP-Kandidatin stünde der FDP näher, als ihr SVP-Kontrahent Gregor Rutz.

Christian Wasserfallen Tiana Moser
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen kritisiert den Entscheid von Grünliberalen-Ständerätin Tiana Moser. - Screenshot x.com

Dass sie jetzt ausgerechnet mit derjenigen Partei eine Allianz eingeht, die sich konsequent gegen Wirtschaftswachstum stellt, ärgert insbesondere die Bürgerlichen. Für FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen steht beispielsweise fest, dass die Wählerschaft sich habe blenden lassen: Zürich habe eine Grüne und keine Liberale gewählt.

Überrascht Sie der Entscheid von Tiana Moser, sich im Ständerat der Gruppe der Grünen anzuschliessen?

Der Zürcher SVP-Präsident Domenik Ledergerber wiederum sieht seine Partei in Mosers Gruppenwahl bestätigt, wie er gegenüber der «NZZ» erklärt: «Viele Medien stellten sie als liberale Bürgerliche dar. Wir sagten immer, dass Tiana Moser eine Linke sei», so Ledergerber. «Es war zu erwarten, dass sie sich nach links orientieren würde, und genau dies ist jetzt auch passiert.»

Keine Überraschung?

Dennoch ist der Entscheid Mosers keineswegs eine Überraschung: Bereits vor dem zweiten Wahlgang hatte die GLP-Kandidatin erklärt, dass sie sich unter Umständen der Gruppe der Grünen anschliessen würde.

Smartspider Tiana Angelina Moser
Portrait und Smartspider Tiana Angelina Moser (GLP) - keystone / zvg / smartspider.ch / sotomo.ch

Ferner hatte Links-Grün Moser im zweiten Wahlgang unterstützt und der Blick in ihren Smartspider zeigt ebenfalls eine eher linke Ausrichtung.

Für die «NZZ» steht denn auch fest: Die bürgerliche Wählerschaft hätte bereits vor dem zweiten Wahlgang wissen können, wohin die Reise gehen würde.

Kommentare

User #6009 (nicht angemeldet)

Als GLP Wähler sehe ich eher die FDP als Fusionspartner. Die Mitte mit ihren christlich konservativen gesellschaftlichen Werten passt deutlich weniger wie die wirtschaftsliberale FDP.

User #6009 (nicht angemeldet)

Wenn die Mitte meint, alle GLP Wähler würden da mitziehen, täuscht sie sich. Viele werden zu den Grünen abwandern. Ich rate von der Idee ab.

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