Ignazio Cassis: Entsetzen von SP bis SVP nach Bild mit Lawrow
Ignazio Cassis trifft den russischen Aussenminister Sergei Lawrow und lässt sich lächelnd mit ihm ablichten. Schweizer Politiker schütteln den Kopf.
Das Wichtigste in Kürze
- Bundespräsident Ignazio Cassis war gestern in New York City an der Uno-Generalversammlung.
- Dort traf er unter anderem auch den russischen Aussenminister Sergei Lawrow.
- Das daraufhin veröffentlichte Foto wird auch von Aussenpolitikern in Bern kritisiert.
Bei der Uno-Vollversammlung in New York trifft Bundespräsident Ignazio Cassis (FDP) unter anderem den russischen Aussenminister Sergei Lawrow. Gemäss eigener Aussage hat er ihm dabei ordentlich die Leviten gelesen.
Die geplanten «Scheinreferenden» in den besetzten Gebiete lehne er ab. Ausserdem sagte Cassis seinem russischen Amtskollegen, die Schweiz sei «besorgt» über die nuklearen Drohungen.
Lawrow nahm das wohl ungerührt zur Kenntnis und liess sich mit dem lächelnden Schweizer Bundesrat ablichten. Das Bild verbreitete Russland - und löste in der Schweiz einen Shitstorm aus.
Dialog zwischen Ignazio Cassis und Sergei Lawrow grundsätzlich gut
Im Bundeshaus schütteln Politiker von links bis rechts den Kopf. «Wie kann man nur?», entfährt es etwa Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter. Sie wisse nicht, was sich Cassis beim «Posieren» mit dem russischen Top-Politiker überlegt habe.
Denn: «Dass Gespräche gesucht werden, ist grundsätzlich richtig, das ist im Sinne der guten Dienste der Schweiz.» Das Bild allerdings schade diesen und auch der Glaubwürdigkeit der Schweiz.
SVP-Aussenpolitiker Rino Büchel sieht es ähnlich. «Es ist in Ordnung, dass Cassis auf die Russen zugeht und mit Lawrow gesprochen hat.» Problematisch sei aber, «dass die Schweiz nach der Ukraine nun auch noch von den Russen als Propaganda-Spielball benutzt wird.»
Die Rede von Cassis sei «komplett daneben» gewesen. «Es ist völlig unnötig, sich als Kleinstaat in diesen Konflikt einzumischen, obwohl uns die Russen nicht mehr ernst nehmen, seit wir die Neutralität sinnlos aufgegeben haben», wettert der SVP-Nationalrat.
«Klassischer Cassis»: Im Bundeshaus wird getuschelt
Kritik am eigentlichen Treffen kommt nicht einmal von links. SP-Nationalrat Fabian Molina: «Ich begrüsse es, dass die Schweiz Gespräche sucht und auch dem Aggressor unsere Position vermittelt.»
Aber: «Mit dem lächelnden Händedruck hat Cassis alle Bemühungen zerstört.» Molina fragt sich, «wie die Entourage von Cassis diesen PR-Gau zulassen konnte.» Das Bild spiele Russland in die Hände und «schadet dem Ansehen der Schweiz massiv» ärgert sich Molina.
Hinter vorgehaltener Hand werden Schweizer Politiker noch deutlicher. Von einem «klassischen Cassis» sprechen viele. Der Bundespräsident meine es gut, lasse aber keinen Fettnapf aus. Tatsächlich existiert von keinem anderen westlichen Staatsoberhaupt ein Bild mit dem russischen Aussenminister.