Ignazio Cassis: Luftwaffe jettet für WEF-Anreise dreimal durchs Land
Um Bundespräsident Ignazio Cassis ans WEF zu bringen, flog der Bundesratsjet eine Tour-de-Suisse. Das habe gute Gründe, erklärt die Luftwaffe.
Das Wichtigste in Kürze
- Von Lugano ans WEF in Davos flog Bundespräsident Ignazio Cassis per Bundesratsjet.
- Allerdings setzte dieser ihn zunächst in Dübendorf ZH ab und flog dann zurück nach Bern.
- Die Luftwaffe erklärt, man habe umdisponieren müssen.
Natürlich sollte man rechtzeitig eintreffen, wenn man – wie Bundespräsident Ignazio Cassis – am WEF die Eröffnungsrede halten soll. Aber muss man dazu wirklich auf den Bundesratsjet setzen? In den sozialen Medien regt sich Empörung über Kosten für den Steuerzahler und tonnenweise CO2-Ausstoss. Kommt dazu: Cassis war am Montagmorgen in Lugano, der Bundesratsjet aber in Bern.
Ans WEF auf Umwegen
So zeigen Flugdaten, dass einer der Bundesratsjets frühmorgens in Bern-Belp abhob und eine knappe halbe Stunde später in Lugano landete. Exakt 52 Minuten später startet die Falcon 900 wieder, fliegt eine Schleife und geradeaus Richtung Norden zum Flugplatz Dübendorf. Von dort werden üblicherweise VIPs mit Helikoptern nach Davos geshuttelt, doch üblicherweise kommen die VIPs auch nicht aus Lugano.
Denn nun muss der Bundesratsjet seine Tour-de-Suisse noch vervollständigen und zur Bundes-Basis auf dem Belpmoos zurück jetten. Der Bundespräsident dagegen wird, wie die Armee auf Anfrage bestätigt, von Dübendorf aus mit dem Helikopter nach Davos geflogen. Dabei wäre – Luftlinie – Davos fast genau gleich weit von Lugano entfernt wie von Dübendorf.
Ignazio Cassis sollte eigentlich direkt fliegen
In der Tat wäre das die ursprüngliche Absicht gewesen: «Der Flug von Bundespräsident Ignazio Cassis war als Helitransport direkt von Lugano nach Davos geplant», erklärt Armeesprecher Stefan Hofer. Doch dann funkte das unsichere Wetter in die Planung: Es gab keine Garantie, dass der Helikopter von Lugano aus über die Alpen fliegen konnte.
«Zugunsten einer stabilen Planung für den Bundespräsidenten» hab sich die Luftwaffe dann umentschieden, so Hofer. Also mit der Falcon 900 nach Dübendorf und von dort mit dem Helikopter der Landquart entlang durchs Prättigau nach Davos. Die Wegzeit verlängerte sich so wohl auf rund anderthalb Stunden, etwa doppelt so lange wie direkt ab Lugano. Und immer noch eine Stunde schneller, als wenn sich Bundespräsident Cassis vom Chauffeur in der Bundesratslimousine hätte fahren lassen.
Warum nicht per Auto nach Davos?
Der Chauffeur hätte dann allerdings mitten in der Nacht in Bern losfahren müssen. Wie die Flugdaten ebenfalls zeigen, ist Ignazio Cassis am Freitag wohl per Bundesratsjet ins Tessin-Wochenende geflogen. Fürs WEF wäre wohl statt dem Dienstwagen (einem 3er-BMW) das Repräsentationsfahrzeug (ein BMW 7er Plug-in-Hybrid) zum Zug gekommen. Dann wäre auch der CO2-Ausstoss minimal, statt mehrerer Tonnen, wie twitternde Flugzeugkritiker ausgerechnet haben wollen.
Mit Auto oder gar Rhätischer Bahn ans Frühlings-WEF – sicherheitstechnisch stehe dem nichts entgegen, erklärt die Bundeskanzlei auf Anfrage. Die Wahl des Verkehrsmittels obliege dem Entscheid der Mitglieder des Bundesrats. «Ein Kriterium sind unter anderem die zeitlichen Möglichkeiten und die weiteren wahrzunehmenden Termine», so die Bundeskanzlei.
Kein CO2 und keine Leerflüge
Bezüglich CO2-Ausstoss gibt die Armee Entwarnung: Dieser werde auf zwei Arten kompensiert. Einerseits via Bescheinigungen beim Einkauf des Treibstoffs durch die Logistikbasis der Armee. Andererseits gemäss Klimazielen des Bundesrats, derentwegen das Bundesamt für Umwelt für alle Emissionen des Bundes Kompensationen einkaufe.
Gemäss dem Willen des Bundesrats ist fleissiges Nutzen der Bundesratsjets auch nicht schlecht, sondern im Gegenteil gewollt. Denn so soll der Lufttransportdienst besser ausgelastet und Leer- oder Trainingsflüge vermieden werden. Die Massnahme zeige Wirkung, so Armeesprecher Hofer: «Durch die Sicherstellung der Aufträge […] reduziert sich der Bedarf an Trainingsflügen für die Piloten zurzeit fast auf null.»