Impfpflicht: Karl Lauterbach wirbt mit Schweizer Daten
Der Gesundheitsminister Deutschlands, Karl Lauterbach, fände eine Impfpflicht für sein Land angezeigt. Zur Begründung verweist er auf Daten des Schweizer BAG.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland diskutiert über die Einführung einer Impfpflicht.
- Gesundheitsminister Lauterbach verweist auf die Sterberaten Geimpfter und Ungeimpfter.
- Allerdings benutzt er dazu Zahlen aus der Schweiz von Ende 2021.
Ein Impfregister lehnt der Gesundheitsminister gewordene Professor Karl Lauterbach ab. Aber auch nur, weil es zu lange dauere und Datenschutzprobleme mit sich bringe. Die Impfpflicht ist in Deutschland dagegen mehr oder weniger beschlossene Sache. Die Parteien ringen noch um die genaue Ausgestaltung, je nach Alter oder Impfstoff und unter Berücksichtigung der neuen Omikron-Variante.
Dass eine Impfpflicht sinnvoll sei, sieht Lauterbach an Daten aus der Schweiz. Diese «zeigen erneut», dass vor allem Ungeimpfte an Covid versterben. Zeigen tut dies die Grafik von «Our World in Data».
Daten aus der Schweiz zeigen erneut: an Covid versterben kaum Geboosterte und sehr wenig Geimpfte. Es sind die Umgeimpften, die wir schützen müssen. Mir wäre es lieber wir schützten sie durch eine allgemeine Impfpflicht, als im Herbst wieder durch Beschränkungen für alle pic.twitter.com/LQYVvD7JIW
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) January 17, 2022
Auf dieser Website lassen sich offizielle Daten aus zig Ländern und zu allen nur denkbaren Aspekten darstellen und vergleichen. Aber warum nimmt Karl Lauterbach gerade die Schweiz als Beispiel?
Die Schweiz als Corona-Vorbild?
Die Daten sind eindeutig: Bei Ungeimpften ist das Sterberisiko fast zehnmal so hoch wie bei Geimpften. Bei den Geboosterten ist der Balken im Diagramm schon kaum mehr vorhanden. Aber: Es sind nicht die neusten Daten, nicht aufgeschlüsselt nach Impfstoff und sie sind nicht aus Deutschland.
Könnte man aber alles haben: Die Daten aus Deutschland gibt es auch zwei Wochen neuer. Die Daten aus der Schweiz hält das BAG sogar fast tagesaktuell. Wer will, kann sie sich nicht nur nach Impfstoff, sondern auch nach Anzahl Impfungen aufschlüsseln lassen.
Will Lauterbach etwas verschleiern, indem er ausgerechnet drei Wochen alte Schweizer Daten herauspickt, die dann zufälligerweise seine These stützen? Keineswegs: Der Bundesgesundheitsminister scheint vor allem bequem zu sein. Oder er hat sich noch nicht daran gewöhnt, dass er jetzt Chef ist und delegieren kann. Schliesslich untersteht ihm das Robert-Koch-Institut, welches ihm mit Daten und Wissen zur Seite stehen könnte.
Nicht nur Lauterbach nimmt Schweiz als Beispiel
Aber dafür war wohl keine Zeit und so hat Lauterbach flugs das vertwittert, was im gerade vor die Nase kam. Nämlich ein Blog-Eintrag von «Our World in Data» zum Thema, wie sich Sterberaten von Geimpften und Ungeimpften unterscheiden. Darin wird erläutert, warum nicht die absoluten Zahlen, sondern die Raten entscheidend sind. Als Beispiele dienen die Daten aus den USA, der Schweiz, England und Chile.
Die Schweiz hat dann auch die Ehre, als erstes Land im Detail betrachtet zu werden. Das tat wohl auch Karl Lauterbach und entschied, dass die Schweiz wohl zudem Deutschland am ähnlichsten sei. Auf jeden Fall ähnlicher als Chile und brauchbarer als England und USA, bei denen nur Daten bis Oktober ausgewertet wurden. Jetzt stellt sich nur die Frage, was Lauterbach wohl der Schweiz in Sachen Impfpflicht empfehlen würde?