Impfung gegen Coronavirus: Zürcher ärgern sich über Berner Tempo
Im Kanton Bern können sich alle Personen für eine Impfung gegen das Coronavirus anmelden. In Zürich muss noch gewartet werden, was nicht alle verstehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton Bern sind Impftermine für alle Personen über 18 Jahren aufgeschaltet worden.
- In Zürich muss sich die breite Bevölkerung hingegen weiter gedulden.
- Das stösst teilweise auf grosses Unverständnis.
Die Impfkampagne gegen das Coronavirus ging im Kanton Bern in den letzten Wochen nur schleppend voran. Wegen zu geringen Lieferungen wurden viele Dosen auf Vorrat gehalten, wodurch sich nur wenige Menschen impfen lassen konnten.
Nun wird in Bern aber aufs Gaspedal gedrückt: Wie vom Berner Regierungspräsidenten Pierre-Alain Schnegg versprochen, werden zurzeit um die 10'000 Personen pro Tag geimpft.
Und damit nicht genug: Am Dienstagabend schaltete der Kanton plötzlich Termine für sämtliche Impfgruppen auf. Obwohl mittlerweile praktisch keine Slots mehr frei sind, ist die Begeisterung in Bern riesig.
Impfung gegen das Coronavirus: In Zürich ist Geduld gefragt
Wegen der hohen Nachfrage will der grosse Kanton noch heute Mittwoch zusätzliche 10'000 Termine laufend aufschalten. Zudem stehen den Berner Hausarztpraxen weitere Impfdosen zur Verfügung: Alleine diese Woche seien es laut Angaben der kantonalen Gesundheitsdirektion 25'000 Dosen.
#Coronavirus
— Kanton Bern (@kanton_bern) May 5, 2021
Jetzt können sich alle ab 18 Jahren impfen lassen: Der Kanton Bern gibt die Impfgruppen M und N frei. Ab 20 Uhr werden laufend 10'000 Termine aufgeschaltet. In den nächsten 4 Wochen werden über 200’000 Impfdosen erwartet. ➡️ https://t.co/HH1RAYPNhF#CoronaInfoCH pic.twitter.com/uiMTmiZQCB
Ganz anders sieht es im Kanton Zürich aus: Dort werden zwar ebenfalls laufend neue Impftermine aufgeschaltet, allerdings sind diese nicht für alle zugänglich.
Bislang können sich nur Personen ab 50 Jahren, Menschen mit Vorerkrankungen oder chronischen Krankheiten und das Gesundheitspersonal zur Impfung anmelden. Auch 16 bis 17-Jährige mit Vorerkrankungen sind bereits zugelassen. Alle anderen müssen sich hingegen noch gedulden.
Genervte Zürcher Politiker
Dass Zürich jetzt noch von den sprichwörtlich langsamen Bernern überholt wurde, kommt nicht überall gut an. Dass deren Regierungsratspräsident auch noch «Schnegg» heisst, ist nicht gerade hilfreich.
Denn es kratze schon etwas an der Ehre des grössten Kantons, sagt die Zürcher FDP-Regierungsrätin Regine Sauter: «Ja, kann man schon sagen. Vor allem ist es aber ärgerlich und für mich nicht nachvollziehbar.»
Berner wollen keine schnellen Zürcher Impftouristen
Auf eine entsprechende Frage konnte sich die Berner Kantonsärztin Linda Nartey eine Spitze gegen die Zürcher nicht verkneifen. Ja, grundsätzlich sei es möglich, sich in einem anderen Kanton gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Es mache aber nicht viel Sinn, wenn sich jetzt alle Zürcher auf Berner Termine stürzten.
«Insbesondere wenn die Zürcher dann noch schneller wären als die Berner», so Nartey schmunzelnd. «Aber wir haben heute bewiesen, dass die Berner sehr schnell sind, also sind die Chancen wieder besser.»
Zürich impft Risikogruppe erst im April
Dass Schnegg plötzlich den Impfturbo gezündet hat, sorgt auch beim Präsidenten der Grünen, Balthasar Glättli für Augenreiben. Dass sein Kanton Zürich hinterherhinke, bedaure er: «Als Teil der höchsten Risikogruppe habe ich selbst erlebt, wie lange es bis zur Impfung gehen kann. Meinen zweiten Termin hatte ich erst am 19. April.»
Positiv sei hingegen, dass er nun nicht mehr wegen Impfskeptikern und -verweigerern befragt werde. «Sondern dass viele Leute impfen wollen und dies auch tun. Das ist sehr erfreulich für die nächsten Schritte Richtung Normalität.»
Allzu lange dürften aber auch die Zürcher nicht auf den Piks gegen das Coronavirus warten müssen. Die übrigen Impfgruppen und weitere Termine würden gemäss einer Mitteilung der Gesundheitsdirektion demnächst freigeschaltet.