Ja zu Doppelnamen – aber nicht für Kinder
Das Parlament will die geplante Wiedereinführung von Doppelnamen noch einmal überarbeiten – für Kinder sind die Doppelnamen jetzt aber definitiv vom Tisch.
Das Wichtigste in Kürze
- Künftig dürfen Ehepaare wieder einen gemeinsamen Doppelnamen tragen – Kinder jedoch nicht.
- Der Verband, die Ratslinke und einige Abweichler hätten sich diese Option gewünscht.
- Trotzdem sind alle Beteiligten mit dem Entscheid wenigstens im Grunde einverstanden.
Künftig dürfen Ehepaare in der Schweiz wieder einen gemeinsamen Doppelnamen tragen. Für Kinder hingegen soll es auch in Zukunft keine Doppelnamen geben: Heute hat der Nationalrat eine entsprechende Reform des Namensrechts zur Überarbeitung an die zuständige Kommission zurückgeschickt.
Roland Peterhans vom Schweizerischen Verband für Zivilstandswesen begrüsst den heutigen Entscheid im Grundsatz, wie er im Interview mit Nau.ch erklärt. Der zuständige Verbandspräsident weiss aus erster Hand, welche Wünsche Brautpaare bei den Zivilstandesämtern zum Ausdruck bringen.
«Ganz grosser Wunsch der Bevölkerung»
«Grundsätzlich wollen die Leute selber entscheiden, wie sie heissen. Was in letzter Zeit ganz stark zugenommen hat, ist das Bedürfnis nach Doppelnamen.» Entsprechend erfülle die Schaffung der Möglichkeit für Doppelnamen für Ehegatten einen «ganz grossen Wunsch» der Bevölkerung, so Peterhans.
Der oberste Zivilstandesbeamte ist mit dem Entscheid des Parlaments einverstanden: «Ich glaube, damit schafft man die Möglichkeiten, eine gute und einfache Lösung zu finden.»
Zwar hätte sich Peterhans die Wiedereinführung von Doppelnamen auch für Kinder gewünscht. «Dass die Kinder draussen sind, finde ich ein bisschen schade. Wenn die Vorlage damit aber mehrheitsfähig wird, ist das eine perfekte Sache!»
Grundsätzliche Zustimmung von Links bis Rechts
Ähnliche Töne stimmt Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer an: «Es ist immerhin positiv, dass die Vorlage nicht ganz versenkt wurde. Mit der Rückweisung in unsere Kommission werden wir unsere Vorarbeiten weiterführen.»
Die Einschränkung der Doppelnamen bei Kindern hingegen sei schade – «diese entsprechen einem Wunsch aus der Bevölkerung», erklärt die Baselbieterin. «Der Blick in diverse europäische Länder zeigt, dass es sich problemlos umsetzen lässt und nicht zu einem Chaos führt.»
Thomas Aeschi will «riesiges Durcheinander» entwirren
Am Ursprung der verlangten Überarbeitung steht eine Reihe von Änderungsanträgen aus der Feder von SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi. Der Zuger erklärt, dass die ursprüngliche Idee des Vorstosses eine Rückkehr zum alten Recht war.
Obwohl auch Aeschi überzeugt ist, dass der Wunsch nach Doppelnamen durchaus vorhanden sei, bedauert er den gegenwärtigen Stand der Beratungen: Die Vorlage in ihrer aktuellen Form gehe nämlich «viel zu weit», betont er. «Deshalb soll das Ganze noch einmal in aller Ruhe und mit Weitsicht überarbeitet werden.»
Mit Blick auf die Doppelnamen für Kinder erklärt Aeschi, dass man den Sprösslingen damit keinen Dienst tue: «Irgendwann muss es aufhören, sonst haben wir am Ende drei bis vier Nachnamen, wie das beispielsweise in Spanien üblich ist.»
Abweichler in den eigenen Reihen?
Nicht die gesamte SVP-Fraktion stand hinter allen Änderungsanträgen. Nationalrätin Martina Bircher hatte gegen den Änderungsantrag ihres Fraktionspräsidenten gestimmt: Die Aargauerin lebt selbst im Konkubinat – sie und ihr Partner hätten sich für das gemeinsame Kind einen Doppelnamen gewünscht.
Eine Lösung ohne Doppelnamen für Kinder fühle sich unbefriedigend an, baue unnötigen Druck auf und sei auch nicht zeitgemäss. «Das Doppelnamen-Verbot hat bei uns ein ziemliches hin und her ausgelöst: Tatsächlich hatte unser Kind die ersten 24 Stunden einen anderen Nachnamen, ehe wir uns noch einmal umentschieden haben», erklärt Bircher.
Dass Doppelnamen für Kinder zu unnötiger Komplexität führten, will die Aargauerin indes nicht gelten lassen: «Im Ausland – beispielsweise in Spanien, Österreich oder in Deutschland – klappt das auch problemlos! Die Eltern müssen sich ja nicht für einen Doppelnamen entscheiden, könnten es aber, wenn sie es möchten.»
Dem stimmt auch Zivilstands-Verbandspräsident Peterhans zu: «Ich glaube nicht, dass das kompliziert wird. Denn heute müssen wir den Leuten ständig erklären, weshalb sie was nicht machen können. Danach könnten wir den Leuten erklären, was sie alles machen können. Wenn das möglichst alles ist, dann können sie sich einfach für den Namen entscheiden, den sie wollen.»