Johann Schneider-Ammanns Rücktritt erhöht Druck auf Doris Leuthard
War das nur der Anfang? Diese Woche könnte es noch einen zweiten Bundesrats-Rücktritt geben. Oder es müsste sogar, sagen Beobachter.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Rücktritt von Johann Schneider-Ammann setzt Doris Leuthard unter Druck.
- Ein Doppelrücktritt wäre für alle Seiten von Vorteil, sagt Politologe Mark Balsiger.
- In der FDP würde es erst interessant, wenn Karin Keller-Sutter wieder Erwarten verzichtet.
Eben gerade noch ihre 16. Volksabstimmung gewonnen, schon ist Bundesrätin Doris Leuthard in New York am Uno-Hauptsitz. Während sie in Konferenzen zur digitalen Kooperation sitzt, scheint zuhause die analoge Kooperation aus dem Ruder zu laufen: Kollege Johann tritt zurück. Allein und am Dienstag, statt, wenn schon, am Freitag. Zieht Leuthard nun trotz allem, erst recht, oder überhaupt nicht nach?
«Druck auf Doris Leuthard ist gross»
Bis Freitag ist noch Session, gleichentags wäre auch noch Bundesratssitzung. Ein Tag wie geschaffen für einen Rücktritt. Vorschrift ist es nicht, aber Usus: Der Nationalratspräsident könnte so zuerst einmal das Rücktrittsschreiben verlesen, die Bundesratskollegen informiert werden.
Der Druck auf Leuthard sei tatsächlich gross, sagt Politbeobachter Mark Balsiger. «Bundesrat Schneider-Ammann hat den ersten Zug gemacht auf dem Schachbrett, Leuthard ist damit unter Zugzwang.» Denn ein Doppelrücktritt wäre für beide Seiten von Vorteil.
Gegenseitige Unterstützung von FDP und CVP
Mit einer Doppelvakanz könnten sich die FDP und CVP gegenseitig unterstützen, sagt Balsiger. Zudem – es ist bald Wahljahr – könnten sich diverse Kandidaten schon einmal bekannter und beliebter machen. Bei der FDP gibt es allerdings einen Namen, an dem niemand vorbeikommen wird: Karin Keller-Sutter, damals gegen Johann Schneider-Ammann knapp unterlegen.
«KKS» wäre die logische Kandidatin: Sie hat die Qualifikationen, die Erfahrung, den Respekt der Kollegen. Als St. Gallerin repräsentiert sie eine Region, die Anspruch auf einen Bundesratssitz erheben darf. Und, last but not least: Sie ist eine Frau.
Ohne Keller-Sutter wäre die FDP aufgeschmissen
Ohne mindestens eine Frau auf dem Ticket anzutreten kann sich die FDP nicht leisten. Dass Keller-Sutter allen vor der Sonne steht, ist aber nicht das Problem, sondern die Lösung: «In der FDP-Fraktion hat es wenige Frauen», streicht Balsiger heraus.
Sollte Keller-Sutter nicht antreten, würden sich sofort Männer vordrängen. Oder anders ausgedrückt: Es dürfte schwierig sein, jemanden mit ähnlichem Format in der FDP zu finden. Also KKS oder Chaos. Positiv formuliert Balsiger es so: «Dann würde es wieder spannend.»