JSVP-Lothe im «Club»: «Heute wird einfach drauflos gehatet»

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Zürich,

Im «Club» wird Hass im Internet diskutiert. JSVP-Lothe und Juso-Jansen teilen meist eine Meinung – ausser über die Zerschlagung des Facebook-Konzerns.

Club
Camille Lothe, Präsidentin der Jungen SVP Zürich, ist immer wieder mit Hass im Internet konfrontiert. - SRF, Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Internet sind öffentliche Personen immer wieder Ziel von Hass.
  • Laut Juso-Jansen könnte die Zerschlagung des Konzerns Facebook helfen.
  • Gemäss JSVP-Lothe würden dann nur kleinere Firmen mit noch mehr Profitdruck entstehen.

Sie stehen an verschiedenen Enden des politischen Spektrums, gleiche Ansichten haben sie ganz selten: Camille Lothe, Präsidentin der Jungen SVP Zürich, und Ronja Jansen, Präsidentin der Jungsozialisten. Doch im gestrigen «Club» waren sie für einmal meist einer Meinung. Denn als junge Frauen, die in der Politik erfolgreich sind, kennen sie das Thema der Sendung sehr gut: Hass im Internet.

«Mittlerweile halte ich den Hass gut aus», sagt Jansen. Man müsse eine dicke Haut haben, wenn man Politik machen wolle. Ohne würde es nicht gehen, man würde verzweifeln, pflichtet Lothe bei. «Es riesle» einfach auf einen ein, und man müsse es einfach aushalten.

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Sie sitzen im «Club» zwar auf verschiedenen Seiten, sind sich aber häufig einig: Camille Lothe (JSVP) und Ronja Jansen (Juso). - SRF

Es mache sie traurig, dass durch den Hass viele Personen aus der Politik und der Öffentlichkeit gedrängt würden, so Jansen. Am meisten treffe der Hass im Internet Frauen und Personen mit Migrationshintergrund. Also «die, die schon so mit Diskriminierung konfrontiert sind». Sie würden so einfach «aus der Politik rausgehatet» werden.

Auch Lothe sieht diese «grusige» Seite als abschreckende Wirkung für den Einstieg in die Politik. «Ich sehe aber nicht, wie es aufhören könnte.»

Juso-Jansen: «Haben so mächtige Konzerne Platz in der Gesellschaft?»

Juso-Präsidentin Jansen präsentiert Handlungsmöglichkeiten: Man müsse die Opferhilfe ausbauen und den Zugang zur Einforderung des Rechts vereinfachen. Es könne ja nicht sein, dass sie für die Anzeige eines Hasskommentares zwei Stunden auf einem Polizeiposten verbringen müsse.

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Ronja Jansen: «Meine provozierenden politischen Aussagen rechtfertigen keine Angriffe auf meine Person.» - Keystone

Hier pflichtet ihr die Zürcher JSVP-Präsidentin bei: «Die Hürden, um Hater zur Anzeige zu bringen sind zu hoch.» Im Moment könnten die Täter eigentlich frei handeln, und es scheine wegen der hohen Hürden, als gäbe es keine Konsequenzen.

Ein weiterer Schritt von Jansens Plan sieht die Regulierung von Facebook und Co. sowie eine bessere Durchsetzung des Rechts aus dem analogen Raum vor. Doch das seien nur die kurzfristigen Lösungen.

Langfristig müsse man sich fragen, ob «ein so mächtiger Konzern Platz in unserer Gesellschaft» habe. «Man kann durchaus von einer nötigen Zerschlagung von Facebook sprechen.»

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Camille Lothe: «Früher gab es noch eine Hemmschwelle.» - Keystone

Die Rolle der Konzerne hinter den Sozialen Medien müsse hinterfragt werden, meint auch Lothe. Eine Zerschlagung bringe aber keinen Erfolg, da man dann einfach drei kleinere Konzerne mit Profitinteresse habe, widerspricht Lothe für einmal. «Durch die wegfallende Quersubventionierung würde dann der Druck auf den einzelnen zunehmen.»

JSVP-Lothe: Früher verbreitete man Hass noch anonym

Ansonsten sind die beiden Jungparteien-Präsidentinnen einer Meinung: Corona habe den Hass im Netz zwar verschärft, doch es habe sich abgezeichnet, so Jansen. Lothe erklärt sich die Verschärfung damit, dass die Leute sozial isoliert gewesen seinen und viel Zeit gehabt hätten. Zudem sei die Hürde, jemanden im Internet anzugreifen, gesunken. «Früher gab es noch eine Hemmschwelle, man tat es anonym», sagt Lothe, «heute wird einfach drauflos gehatet.»

Soll die Politik Facebook und Co. besser regulieren?

Sie ist sich schon bewusst, dass sie selber auch provoziere, so Jansen über ihren Auftritt in den sozialen Medien. Doch «egal wie provozierend ich mich politisch ausdrücke, das rechtfertig nie Angriffe auf meine Person».

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