Junge SVP: Parteichef-Freundin soll zurücktreten – sie wehrt sich
Mehrere Sektionen der Jungen SVP fordern den Rücktritt von Sarah Regez aus dem Vorstand. Die Freundin von Nils Fiechter soll Martin Sellner getroffen haben.
Das Wichtigste in Kürze
- Sechs Fraktionen der JSVP setzen Parteichef Nils Fiechter unter Druck.
- Sie fordern, dass seine Freundin Sarah Regez ihr Amt im Vorstand vorübergehend niederlegt.
- Die extremistische «Junge Tat» soll für sie ein Treffen mit Sellner organisiert haben.
In der Jungen SVP ist ein parteiinterner Streit entbrannt. Im Mittelpunkt: Sarah Regez, Vorstandsmitglied und ausgerechnet die private Freundin des Parteichefs Nils Fiechter. Sechs Sektionen der JSVP fordern nämlich, dass sie ihr Amt vorübergehend niederlegen müsse.
Zudem solle sich die Junge SVP von ihr distanzieren. Doch was ist passiert?
Zunächst berichtete die «NZZ am Sonntag» vor rund zwei Wochen, dass JSVP-Exponenten mit der rechtsextremen Gruppe «Junge Tat» sympathisieren. Kurz darauf solidarisierte sich die Aargauer Junge SVP auf Social Media mit dem Österreicher Martin Sellner. Dieser ist Anführer der extremistischen Identitären Bewegung.
Ende März wollte Sellner im Aargau Werbung für seine Idee der «Remigration» machen. Doch die Polizei konnte das verhindern und ihn rechtzeitig abführen. Dann berichtete der «Sonntagsblick» über Ostern davon, dass sich Regez schon im Mai 2023 mit Sellner getroffen habe. Das Treffen habe die «Junge Tat» für die Strategie-Chefin der Jungen SVP organisiert.
«Wenn Vorwürfe stimmen, dann muss sie zurücktreten»
Gieri Flurin Darms, Präsident der Bündner Sektion Junge SVP, gehört zu jenen, die den Rücktritt von Regez fordern. Wer gemeinsame Sache mit der «Jungen Tat» mache, überschreite endgültig eine Grenze, erklärt er dem «Tages Anzeiger»: «Rechtsextreme haben in unserer Partei keinen Platz. Wenn die Vorwürfe gegen Regez stimmen, dann muss sie zurücktreten.»
Das sieht auch Max Slongo von der JSVP-Sektion Säntis so: «Stimmen die Vorwürfe, ist Sarah Regez nicht mehr amts- und handlungsfähig. Und die Parteileitung muss eine untadelige Person an ihrer Stelle vorschlagen.»
Die Junge SVP müsse sich von der «Jungen Tat» «distanzieren». Die Gruppe sei nicht nur demokratiefeindlich, sie sei auch mit Holocaust verharmlosenden Äusserungen sowie Nazi-freundlichen Parolen aufgefallen.
«Falsches Spiel»
Regez' Freund und Parteichef Fiechter scheint hingegen keine Probleme zu sehen. Wer das Versagen der Eliten bei der Asyl- und Migrationspolitik anspreche, werde in eine rechtsextreme Ecke gestellt. Die JSVP spiele «dieses falsche Spiel nicht mit».
Laut dem Generalsekretär der Mutterpartei SVP, Peter Keller, befinde sich die JSVP in einer «Selbstfindungsphase». Es sei Aufgabe der Jungen SVP, etwas lauter und wilder zu sein als die SVP.
Doch auch Keller hält fest, dass man sich ganz grundsätzlich von ausländischen Politikern fernhalte. Und: «Die Schweiz definiert sich nicht nationalistisch. Wir sind eine mehrsprachige Willensnation und eben keine Blut-und-Boden-Nation. Jeder, der Neonazi-Parolen verbreitet und das Gefühl hat, er sei ein Schweizer Patriot, hat ganz grundsätzliche Dinge nicht begriffen.»
SVP-Nationalrat und Hardliner Andreas Glarner hält die zur Schau gestellte Sellner-Nähe für «einen Fehler», der einer Jungpartei passieren könne. Von den Forderungen der sechs JSVP-Sektionen an Fiechter hält er nichts.
Regez: «Wichtig, dass man auch andere Meinungen immer wieder anhört»
Regez selbst bestreitet in der «Basler Zeitung», dass es 2023 zu einem «Geheimtreffen» mit Sellner gekommen sei. Sie sei damals «an zahlreichen Apéros, Meetings, Podien, Vorträgen und weiteren Einladungen» gewesen. Dennoch dementiert sie darin nicht, dass sie Mitglieder der «Jungen Tat» und Sellner getroffen habe.
In einem am heutigen Dienstagabend publizierten Tiktok-Video geht Regez ebenfalls nicht darauf ein. Sie kritisiert aber: In der Gesellschaft habe sich die Annahme durchgesetzt, dass man sich mit gewissen Personen nicht mehr abgeben dürfe. «Weil man sonst ebenfalls in eine Ecke gestellt wird», sagt Regez darin.
Dann werde zudem behauptet, «dass, wenn man sich damit befasst, auch dieses Denkmuster übernimmt». Aber Demokratie bedeute, dass man sich seine Meinung bilden müsse. Ihre politischen Ansichten seien aber gefestigt, diese würden sich nicht komplett verändern dadurch.
«Nichtsdestotrotz ist es doch wichtig, dass man auch andere Meinungen immer wieder anhört», wehrt sie sich auf Tiktok.