Juso fordert Mindestlohn für Lernende – Bürgerliche lehnen ab
Der Fachkräftemangel wird spürbar – auch bei Lernenden. Ein Mindestlohn würde das Angebot attraktiver machen. Die Juso forderts, Bürgerliche sind dagegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Juso will einen Mindestlohn von 1000 Franken für Lernende.
- Dafür sucht die Jungpartei Unterstützung für einen Vorstoss.
- Diese dürfte aber nicht über das linke Lager hinausgehen. Bürgerliche lehnen ab.
Die Schweiz zeichnet sich durch ihr duales Ausbildungssystem aus. Doch wenn Jugendliche den Weg einer Lehre einschlagen, kann die Entlöhnung je nach Branche stark variieren.
Juso-Präsident Nicola Siegrist nennt es gar «Ausbeutung». Es gebe Lehrstellen wo die Jugendliche im ersten Lehrjahr oft nur 400 oder 500 Franken verdienen. So äussert er sich gegenüber «20 Minuten». Beispielsweise Coiffeusen und Coiffeurs, Lernende in der Kosmetikbranche oder in medizinischen Berufen.
Online-Plattform um Tieflohn-Lehrstellen zu entlarven
Dadurch seien Lernende auf die finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen, was nicht für alle möglich sei. Grund für die starken Schwankungen im Lohnbereich ist laut Siegrist, dass Lernende oft nicht dem Gesamtarbeitsvertrag unterstellt sind.
Die Forderung der Jungpartei: einen branchenübergreifenden Mindestlohn von 1000 Franken. Bis das, wenn überhaupt, umgesetzt wird, greift die Juso zu anderen Mitteln, um die Problematik aufzuzeigen: Auf einer Online-Plattform können Lernende Betriebe nennen, die besonders tiefe Löhne bezahlen.
Siegrist stellt klar, dass sie nicht wollen, dass Betriebe in Bedrängnis kommen. Der Bund solle eine Lösung erarbeiten.
Die Mitte und FDP winken ab
Die Juso will Unterstützung für einen Vorstoss suchen – diese dürfte aber nicht über das linke Lager hinausgehen. Sarah Wyss und der Schweizerische Gewerkschaftsbund begrüssen den Vorschlag. Jegliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Lernenden sei zu begrüssen, sagt Wyss zu «20 Minuten».
Nationalrat Leo Müller (Mitte/LU) unterstützt die Forderung nicht. Obwohl die Suche nach Lernenden für Betriebe immer schwieriger wird. Dieses Jahr sind immer noch tausende Stellen offen.
«Wenn die Branchen zum Schluss kommen, dass ein höherer Lohn hilft, Lehrstellen zu besetzen, müssen sie das entscheiden», findet Müller. Es sei nicht am Staat, sich hier einzumischen.
Lehrstellen würden «vernichtet»
FDP-Vizepräsident Andri Silberschmid sieht das duale Bildungssystem durch einen Mindestlohn gar in Gefahr. «Mit dieser Forderung würden Lehrstellen vernichtet», befürchtet er.
Die Betriebe würden sich dann nicht mehr den Aufwand machen und es sich teils auch nicht mehr leisten könnten, junge Menschen auszubilden. Das duale Bildungssystem sei deshalb so erfolgreich, weil die Politik dort wenig dreinrede. «Das soll auch die Juso akzeptieren.»
Auch der Arbeitgeberverband findet, dass der Lohn während der Lehre nicht im Vordergrund stehen sollte. Gesetzliche Mindestlöhne lehnt er deshalb «in allen Bereichen» ab.