Keine Corona-Entscheide – Berset nimmt Stellung zu Zahlen
Steigende Fallzahlen, aber der Bundesrat fällt heute keine Entscheide zum Coronavirus. Bundesrat Alain Berset gibt einen Überblick zum aktuellen Stand.
Das Wichtigste in Kürze
- Gesundheitsminister Alain Berset informiert zum aktuellen Stand beim Coronavirus.
- Entscheide sind in der heutigen Sitzung des Bundesrates offenbar keine gefallen.
Die Anzahl der positiv auf Coronavirus getesteten Personen steigt rapide an. Wie von den Experten letzte Woche vorausgesagt, wird diese Woche eine Verdopplung der Fälle erreicht. Allein von gestern auf heute machten die BAG-Zahlen einen Sprung von 3008 auf 5596. Nach der ausserordentlichen Krisensitzung am Sonntag hat der Bundesrat heute an seiner regulären Sitzung aber keine neuen Entscheide gefällt.
Alain Berset spricht zunächst zum zweiten Thema der heutigen Medienkonferenz, dem Gegenvorschlag zur «Prämien-Entlastungs-Initiative» der SP. Dann erst wird das Coronavirus zum Thema. Dazu habe eine «kurze Diskussion» stattgefunden, erklärt Bundesratssprecher André Simonazzi.
In 3 Wochen von der besten zur schlechtesten Situation Europas
«Wir beobachten die Situation mit viel Aufmerksamkeit und nehmen sie sehr ernst», betont Berset. In der Bundesratssitzung habe man zahlreiche Wissenschafter aus verschiedensten Bereichen konsultiert. Nicht nur bei den Fallzahlen, sondern auch bei den Hospitalisierungen habe man eine Verdopplung.
Vor drei Wochen habe man eine der besten Situationen Europas gehabt, jetzt eine der schlechtesten. Warum dem so sei, sei schwierig zu sagen. Der Bundesrat habe alle möglichen Massnahmen besprochen.
Entscheid in einer Woche
Berset macht klar, dass die am Sonntag getroffenen Entscheide vorerst genügen müssen. Gleichzeitig kündigt er an, dass am nächsten Mittwoch weitergehende Massnahmen entschieden werde. Und zwar dann, wenn die Kurve nicht abflache. Betroffen sein werden öffentliche Einrichtungen, Kundgebungen und Veranstaltungen.
Die Massnahmen sollen differenziert und gezielt sein, verspricht Berset. Diesbezüglich habe man jetzt viel dazugelernt. «Ziel ist, eine Schliessung der Gesellschaft zu verhindern.»
Man werde morgen mit den Kantonen schauen, welche Massnahmen sie noch treffen können. «Die Kantone sind aufgefordert, schneller und schärfer zu reagieren, sollten sie stärker betroffen sein.»
Kritik an Kritikern
An die Adresse derjenigen, die heute mehr vom Bundesrat erwartet hatten, kehrt Berset den Spiess um. «Es hängt nicht nur von politischen Massnahmen ab. Das Virus hat nicht zwei Beine, um hinzugehen und Menschen anzustecken. Es sind die Kontakte zwischen Personen, die die Übertragung möglich machen.»
Die nächsten zwei-drei Wochen seien entscheidend. «Es ist jetzt.» Es brauche keine Angst, «wir wissen, was wir tun können», aber es brauche Respekt.
Im Frühling habe man gesehen, dass man eine Welle bewältigen könne. Aber man könne jederzeit zusätzliche Massnahmen treffen, sollte dies nötig werden. «Wir wissen aber auch, dass wir im Moment keinen Zugang zu einer Impfung haben.»
Vorerst kein Mini-Lockdown
Zur Diskussion stand heute ein Mini-Lockdown – zwei Wochen, um den Trend zu brechen. Kurz genug, um hoffentlich der Wirtschaft keinen allzu grossen Schaden zuzufügen. Jetzt sei aber nicht der richtige Zeitpunkt dafür, erklärt Berset. Ausschlaggebend seien einerseits die Hospitalisierungen, aber auch die Massnahmen der Kantone.
Einen Lockdown will der Bundesrat unbedingt verhindern. Weiterhin kontrovers diskutiert wird die Anordnung und Dauer der Quarantäne bei Verdacht auf Coronavirus. Diesbezüglich zeigt sich Berset gesprächsbereit.
Einreisequarantäne auf der Kippe
Mit zehn Tagen sei man schon kürzer als andere Länder, «da waren wir schon Vorreiter», betont Berset. «Wir können schon runtergehen, aber dann wird es weniger effizient – und das ist nicht gut.» Spielraum sieht Berset hingegen bei der Einreise-Quarantäne.
Von zehn auf sieben Tage spiele für die Reisebranche keine grosse Rolle, das habe er in Gesprächen erfahren. Dennoch habe man eine Situation, die nicht haltbar sei.
«Wir haben Länder auf der Liste mit einer Inzidenz von 80, aber wir selbst haben über 390. Das geht auch nicht.» Das werde im Bundesrat demnächst zu reden geben, verspricht Berset.