Köppel findet Sanna Marin erotisch, aber «total daneben»
Das Party-Video mit der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin erregt SVP-Nationalrat Roger Köppels Unmut.
Das Wichtigste in Kürze
- Weltwoche-Chef Roger Köppel attestiert der finnischen Regierungschefin Sanna Marin Erotik.
- Ihr geleaktes Party-Video sei trotzdem «total daneben».
- Ein Drogentest bei Marin ergab ein negatives Resultat.
«Wirkt einfach irgendwie schräg»: Weltwoche-Chef und SVP-Nationalrat Roger Köppel verurteilt die ausgelassene Party von Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin auch nach deren negativem Drogentest. In seinem Video-Blog «Weltwoche Daily» streift er heute die Episode noch einmal kurz. Nachdem er sich letzte Woche ausführlich Marins Tanzkünsten gewidmet hatte, heisst es heute nur noch: «Sie kennen meine Meinung dazu.»
«Aus erotischer Hinsicht durchaus inspirierend»
Im auf Social Media verbreiteten Video ist Sanna Marin zu sehen, wie sie an einer privaten Party abtanzte. Dies löste eine Kontroverse aus darüber, ob solches Verhalten zu einer Regierungschefin passe. Zahlreiche Finninnen belegten danach auf Social Media, dass Sanna Marin damit nicht die einzige Mittdreissigerin ist. Wenn die richtige Musik läuft, zucken die Glieder und die Dance-Moves hat Frau immer noch drauf.
«Total daneben» empfindet den Auftritt aber Roger Köppel, wie er letzte Woche in der Deutschland-Ausgabe seiner täglichen Polit-Einordnung kundtat. «Sehr knapp bekleidet hier, mit einem aufreizenden, etwas spitzen Kleid. Sie zeigt sehr viel Haut, alles perfekt, von Haaren befreit. Wirklich also, ich sag das aus etwas erotischer Hinsicht, durchaus inspirierend.»
Ausser den – von Köppel ebenfalls beanstandeten – Spaghettiträgern lässt Marins Garderobe allerdings nicht sehr viel Haut unbedeckt. Gerne würde man auch erfahren, was mit dem «spitzen Kleid» wohl gemeint sein könnte. Oder, wahlweise, was Sigmund Freud von dieser Formulierung hielte. Doch Schnelldenker Köppel ist bereits einen Schritt weiter.
Party, Rock-Festival und Weltuntergang
«Daneben» sei der Auftritt von Sanna Marin nicht aus moralistischen Gründen, sondern weil dies politische Dekadenz sei. Köppel diagnostiziert einen Mangel an Ernsthaftigkeit, eine unseriöse Berufsauffassung.
Finnland tue so, als stünde man am Rand des dritten Weltkriegs und rede über einen Nato-Beitritt. Marins Botschaft aber sei «im Grunde ist alles halb so wild», mahnt Köppel. «Sie tanzt und wirbelt und hat eine Party und findet das supercool und man macht sogar noch ein Video darüber.»
Kürzlich habe sie sich auch an einem Heavy-Rock-Festival in Lederjacke ablichten lassen. «Wenn das ihre Grundstimmung ist, ja was macht sie denn für eine Politik?», fragt sich Köppel.
Geistig-moralische Wende oder doch Game of Thrones?
Natürlich widmet Roger Köppel seine täglichen 30 Minuten Bewegtbild nicht ausschliesslich der sich verrenkenden Sanna Marin. Wichtiger ist ihm, das Hohelied auf die direkte Demokratie zu singen. Möglichst viele Leute sollen miteinander diskutieren, runter vom hohen Ross kommen, weg von «dieser Selbstüberschätzung, dieser Ideologiefixiertheit».
Er spricht seinen Zuschauern Mut zu, in diesen düsteren Zeiten. Der Realitätsschock wirke sich heilsam aus auf die Politik. Köppel prophezeit eine «geistig-moralischen Wende, weg vom Moralismus, hin wieder zur Bodenständigkeit».
Wichtig zu erwähnen ist ihm aber auch seine Faszination für «Game of Thrones», dessen Prequel er sich anschauen werde. Die Serie habe Erfolg, weil sie sich nicht an politischer Korrektheit orientiere, die sich immer penetranter auf den Bildschirmen verbreite.
Dies sehen auch die meisten Filmkritiker so. Die exzessive Brutalität sowie Nacktszenen, die nicht wirklich zur Handlung beitragen, seien bei «GoT» ein Erfolgsfaktor. Daneben gibt es ja aber auch die komplexe Handlung rund um Politik und Machtkämpfe, Gesellschaftsverhältnisse, Kriege und Religionen. Also sowohl «erotisch inspirierend» wie auch Lederjacken, aber keine Demokratie.