Krebskranker Barrile: «Ich entscheide mich für das Leben»
Der krebskranke Nationalrat Angelo Barrile ist wieder im Ratssaal. Er plädiert für die Annahme der Volksinitiative zum Transplantationsgesetz.
Das Wichtigste in Kürze
- Der krebskranke Angelo Barrile ist nach der Chemotherapie zurück im Nationalrat.
- Er spricht sich für die Annahme der Volksinitiative zum Transplantationsgesetz aus.
- Am Ende des Lebens sei eine Mehrheit bereit, die Organe zu spenden.
«Am Schluss, wenn man wirklich dem Tod in die Augen sieht, sagt man: ‹Jedes Leben ist da, um Leben zu erhalten. Zuerst mein eigenes, und wenn ich nicht mehr da bin, dann andere Leben.›»So plädiert der krebskranke SP-Nationalrat Angelo Barrile (ZH) während der Nationalratsdebatte für ein Ja zur Volksinitiative zur Organspende.
Aktuell gilt nur als Spender, wer sich vor dem Tod offiziell als solcher registriert hat. Organe von Verstorbenen, die sich nicht registriert haben, können nicht entnommen werden. Mit der Volksinitiative soll dies geändert werden: Jeder Verstorbene ist Organspender, ausser er hat sich vor dem Tod explizit dagegen ausgesprochen.
Mit dem Tod kennt sich Barrile aus: «In den letzten Monaten gab es Momente, da war ich näher am Tod als am Leben.» Er spricht damit den aggressiven Lymphdrüsenkrebs an, der Anfang Dezember bei ihm festgestellt worden ist. Daraufhin nahm der 44-jährige Hausarzt eine Auszeit von Beruf und Politik, um sich voll auf die Cheomotherapie zu konzentrieren.
In der aktuellen Sondersession ist er wieder im Ratssaal. Er setzt sich für die Volksinitiative ein, die fordert, dass Organe gespendet werden, wenn der Verstorbene nicht explizit dagegen war. Bislang mussten sich Spender explizit für die Organspende aussprechen. Dies soll nun also umgekehrt werden.
Verfassung schützt auch das Leben derer, die noch leben
«Die Mehrheit wäre bereit, Organe zu spenden, wenn man sie im letzten Moment fragt», so Barrile. Der aktuelle Zustand des Mangels an Spenderorganen widerspiegle diese Bereitschaft nicht.
Die Verfassung schütze die Selbstbestimmung und die Unversehrtheit, gibt Barrile den Gegnern der Initiative recht. «Aber die Verfassung schützt auch die Gesundheit und das Leben derer, die noch leben», fährt er fort. Es seien zwei Güter, die man abwägen müsse und die von der Verfassung geschützt werden.
«Wir müssen entscheiden, welches wichtiger ist», sagt Barrile. «Ich entscheide mich für das Leben.»
Klare Zustimmung im Nationalrat
Am Ende entschied sich eine Mehrheit wie Barrile: Mit 150 zu 34 Stimmen bei vier Enthaltungen stimmt der Nationalrat der Initiative zu. Die Nein-Stimmen kamen von einem Teil der SVP-Fraktion.
Als Nächstes wird der Ständerat in diesem Jahr die Volksinitiative behandeln, bevor dann das Volk das entscheidende Votum hat.