Landwirtschaft der Zukunft: Guy Parmelin legt neue Strategie vor
Nach dem Versenken der Agrarpolitik 22+ hat der Bundesrat sich auf eine neue Landwirtschaftsstrategie festgelegt. Diese soll bis 2050 umgesetzt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Bundesrat hat sich auf eine neue Ernährungs- und Landwirtschaftsstrategie festgelegt.
- Beide Sektoren sollen nachhaltiger, klimafreundlicher und resilienter werden.
- Zudem will der Bundesrat die Bevölkerung stärker in die Pflicht nehmen.
Resilient, klimafreundlicher, nachhaltiger und näher am Konsumierenden: Der Bundesrat hat die künftige Ernährungs- und Landwirtschaftsstrategie festgelegt. Mit ihr sollen die verfassungsrechtlichen Anforderungen an die Landwirtschaft besser erfüllt werden.
Nachdem das Parlament die Agrarpolitik 22+ sistiert hatte, musste Bundesrat Guy Parmelin so einiges abklären. Erstens sollte das ganze Ernährungssystem überprüft, zweitens die langfristige Perspektiven für die Landwirtschaft geschaffen werden. In einem Bericht geht Parmelin nun auf die beiden Aufträge ein.
Selbstversorgung aufrechterhalten und Emissionen senken
Ziele der neuen Strategie sind einerseits das Aufrechterhalten der Lebensmittelproduktion auf einem Niveau von über der Hälfte der Nachfrage. Aktuell versorgt sich die Schweiz brutto zu 57 Prozent, netto zu 50 Prozent selbst mit Nahrungsmitteln, so der Bundesrat. Auch im Angesicht der aktuellen Sicherheitslage sei es vernünftig, sagte Guy Parmelin an der Medienkonferenz.
Andererseits will der Bundesrat die Arbeitsproduktivität um ebenfalls 50 Prozent erhöhen – im Vergleich zu 2020. Dabei sollen die Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft mindestens 40 Prozent unter dem Niveau von 1990 sein. Heisst also, etwa 4,5 Millionen Tonnen anstatt rund 6,2 Millionen Tonnen (Stand 2020). «Das ist eine ziemliche Herausforderung», gibt Parmelin zu, aber nicht unmöglich.
Diese Ziele sollen bis 2050 erreicht werden. Der Bundesrat orientiert sich hierbei an vier Stossrichtungen: Erstens, Boden und Wasser als Produktionsgrundlagen würden schonend genutzt, damit die Produktion resilient bleibe. Zusätzlich müssten auch die Auswirkungen des Klimawandels miteinbezogen werden.
Zweitens, die Lebensmittelproduktion müsse klima-, umwelt- und tierfreundlich sein, sowie mehr erneuerbare Energie produzieren. Zudem müssten die Landwirtinnen und -wirte den Nährstoffverlust vermindern, wie auch die Risiken beim Pestizideinsatz.
Dritte Stossrichtung ist die nachhaltige Wertschöpfung: Die Ernährungs- und Landwirtschaft müssten wettbewerbsfähiger werden und neue Trends proaktiv nutzen. Nebenbei will der Bundesrat auch die agrarpolitischen Instrumente vereinfachen und den administrativen Aufwand verringern.
Guy Parmelin will, dass wir uns gesünder ernähren
Im vierten Punkt werden auch die Konsumierenden miteinbezogen. Der Bund will, dass ihnen die Herstellungsmethoden bei Lebensmitteln bekannt werden. Sie müssten auch wissen, was die Wirkung der Lebensmittelproduktion auf Klima und Tiere seien. Die Bevölkerung sollte zudem auf eine gesündere und ausgewogenere Ernährung achten und Food Waste verringern.
«Wir müssen uns bewusst sein, dass unsere Landwirtschaft das anbietet, was wir nachfragen», sagte Parmelin. Konsumiere die Gesellschaft also mehr pflanzliche Produkte, würden auch mehr davon produziert. Auch deswegen sei nicht das Ziel, den Schweizerinnen und Schweizer vorzuschreiben, was sie zu essen hätten. Die Behörden könnten lediglich informieren.
Der Bund habe die erste Etappe der Strategie bereits umgesetzt, heisst es. In einem nächsten Schritt müssten ökonomische und soziale Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft verbessert werden. Obwohl sich die wirtschaftliche Lage verbessert habe, bleibe die Arbeitsbelastung hoch.
Dann, als Letztes, will Guy Parmelin das Ernährungssystem reformieren. Denn nur so könne die Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit gefördert werden, so Parmelin. Das soll aber erst nach 2025 stattfinden.