Mia Jenni will Juso-Chefin werden – das Interview
Tamara Funiciello tritt zurück – Mia Jenni (24) möchte ihre Nachfolgerin werden. Im Interview begründet die Aargauerin ihre Motivation.
Das Wichtigste in Kürze
- Tamara Funiciello tritt als Präsidentin der Jungsozialisten ab.
- Für ihre Nachfolge kandidieren die 24-jährigen Ronja Jansen und Mia Jenni.
- Im Interview nennt Jenni die Gründe – und sagt, die Juso würde unter ihr nicht langweilig
Nau.ch: Frau Jenni, Sie kandidieren für das Juso-Präsidium. Warum wollen Sie sich das antun?
Mia Jenni: Ich bin begeistert, was die Juso bis jetzt alles erreicht hat. Sie setzt die richtigen Schwerpunkte auf Arbeit, Kapital und Renten. Und ich bin überzeugt, dass ich diese Arbeit fortführen kann. Auch mit Fokus auf die Gleichstellungs- und Umweltpolitik.
Nau.ch: Ihre Vorgängerin und auch schon die Männer vor ihr wurden immer wieder massiv angefeindet. Können Sie damit umgehen?
Mia Jenni: Ja, damit ist leider zu rechnen. Als Politikerin darf man Angriffe auf die eigene Person nie persönlich nehmen. Das würde mir wohl gelingen, weil ich Politik nicht wegen meinem Ego mache, sondern wegen des Inhalts.
Nau.ch: Sie haben den Frauenstreik im Kanton Aargau mitorganisiert. Was hat der Tag gebracht?
Mia Jenni: Schon der erste Frauenstreik 1991 brachte viel. Jener vom Juni 2019 ist die Weiterführung des Kampfes für eine feministische Schweiz. Immerhin: Schon heute dringen Anliegen für mehr Gleichstellung bis weit in die bürgerliche Mitte vor, aber es muss sich noch viel ändern bis wir echte Gleichstellung haben. Dafür werde ich weiter kämpfen.
Nau.ch: Mit den Klimastreiks und der neuen Frauen-Bewegung würden Sie eine einfachere Ausgangslage vorfinden als frühere Juso-Chefs.
Mia Jenni: In diesen Bereichen läuft es nur so «gut», weil wir 2015 einen massiven Rechtsrutsch hatten. Die Bevölkerung merkt nun, dass die bürgerliche Politik nicht funktioniert – und geht auf die Strasse. Aber gerade bei der Klima-Katastrophe muss nun schnell gehandelt werden, es braucht jetzt Lösungen.
Nau.ch: Kernthema der Juso ist aber die Wirtschaft.
Mia Jenni: Natürlich. Aber Ökologie und Gleichstellung sind auch wirtschaftspolitische Themen. Ich vertrete eine klar anti-kapitalistische Position. Vor allem die viel zu tiefe Besteuerung der Reichen und der grossen Unternehmen ist ein Skandal. Hier setzen wir mit der 99-Prozent-Initiative an.
Nau.ch: Wer sind Ihre Vorbilder?
Mia Jenni: Es gibt viele Personen die mich bis heute beeinflusst haben. Tamara Funiciello ist für mich ein grosses Vorbild. Ich bewundere die Art, wie sie politisiert. Auch SP-Nationalrätin Mattea Meyer bewundere ich. Aber ebenso meine Mutter und meine Grossmutter, die viele Kämpfe ausgefochten haben.
Nau.ch: Ihr Vorbild Funiciello fiel immer wieder mit Provokationen auf. Käme es für Sie in Frage, BHs zu verbrennen, wie sie es getan hat?
Mia Jenni: Ich halte sehr viel von provokativen Aktionen (lacht). Sie werden beachtet. Mal schauen, ob wir dazu nochmals einen BH ausziehen müssen. Aber ja: Ich bin solchen Aktionen gegenüber sehr positiv eingestellt. Mit mir als Präsidentin würde die Juso sicher nicht langweilig.
Nau.ch: Sie sind Kunstgeschichts- und Germanistik-Studentin. Damit erfüllen Sie jedes Klischees der Jungpolitikerin, welche die Arbeitswelt kaum kennt.
Mia Jenni: Nur weil ich Studentin bin heisst das nicht, dass ich noch nie gearbeitet habe. Aber überhaupt: Studieren und Bildung ganz allgemein sind doch nichts Schlechtes! Eher noch, Bildung sollte für alle zugänglich gemacht werden. Auch bürgerliche Jungparteien haben Studis an der Spitze, aber dort ist das kein Thema.
Nau.ch: Haben Sie aufgrund Ihres Studiums denn einen Berufswunsch?
Mia Jenni: Ja, ich würde gerne einmal im Kultur- und Vermittlungsbereich arbeiten. Mein Traumjob wäre Kuratorin in einem Kunstmuseum.
Nau.ch: Warum sind Sie besser geeignet für das Amt als ihre Konkurrentin?
Mia Jenni: Das ist eine lustige Frage, die ich nicht beantworten kann, weil wir beide geeignet sind. Inhaltlich haben wir praktisch keine Differenzen. Wir haben wohl einen etwas anderen Stil und eine unterschiedliche Art zu politisieren. Das wird es wohl am Ende ausmachen.