Michèle Blöchliger verwirrt auch mit unklarem Lebenslauf
Michèle Blöchliger lässt in ihrem Lebenslauf die Namen zweier Firmen weg: Eine ging kurz nach ihrer Tätigkeit Pleite, die andere verkauft fragwürdige Pflaster.
Das Wichtigste in Kürze
- Michèle Blöchliger verwirrte bereits mit einer Aussage zu ihrem britischen Pass.
- Nun werfen auch die ungenauen Angaben in ihrem Lebenslauf Fragen auf.
- Die Namen zweier Unternehmen erwähnt sie darin nicht.
Am Montag hat die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger ihre Bewerbung für die frei werdende Stelle im Bundesrat eingereicht. Mit der Medienmitteilung zu ihrer Kandidatur wurde gleichzeitig ein Motivationsschreiben und ihr Lebenslauf verschickt.
Das sogenannte «Curriculum vitae» listet im Idealfall die berufliche Laufbahn lückenlos auf – wie dies bei Blöchliger der Fall ist. Vom Schuleintritt, über das erste Praktikum 1992 bis zur Wahl zur Regierungsrätin 2018 listet die 55-Jährige ihre Stationen allesamt auf.
Der unterschiedliche Detaillierungsgrad bei der Auflistung der Tätigkeiten lässt jedoch aufhorchen. Bei zwei Stationen erwähnt Blöchliger nämlich lediglich die Funktion, lässt aber den Firmennamen aus.
Geschäftsführerin bei gescheitertem KMU
Die erste Auslassung betrifft die Jahre 2012 bis 2016, als die SVP-Kandidatin «Geschäftsführerin eines KMU im Kanton Zug» war. Das nicht-genannte Unternehmen ist gemäss «Weltwoche» die «New Art Ltd. for Jewels and Objects», Spezialist für die Schmuck-Herstellung für internationale Kunden.
Die Firma habe Blöchliger 2013 geholt, um das Unternehmen zu sanieren – was ihr allerdings nicht gelang. Das KMU meldete 2017 Konkurs an, ein Jahr nachdem die Bundesratskandidatin den Betrieb bereits wieder verlassen hatte. Zuvor war es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Eigentümern und Geschäftsleitung gekommen.
Blöchliger habe gegenüber der «Weltwoche» den Sachverhalt so bestätigt. Sie habe sich jedoch weder zivilrechtlich noch strafrechtlich etwas zuschulden kommen lassen. Auch sei sie auf keine Weise jemals von jemandem belangt worden.
Gesellschafterin bei Hersteller von fragwürdigen Pflastern
Die Rechtsanwältin ist mit ihrem Ehemann ausserdem auch beim Start-up «Delin Bionics» tätig – auch dieser Name fehlt im «CV». Die in Luzern ansässige Firma hat eine Art Hightech-Pflaster erfunden. Dieses strahlt angeblich elektromagnetische Wellen in den Körper zurück und regt so den Blutkreislauf an.
Ein sogenannter «Reflector Patch» enthält im wesentlichen Kleinstmengen verschiedenerer Mineralien und pflanzlichen Produkten wie Ginseng und Algen. Seine Wirkung soll das Pflaster sogar ohne direkten Hautkontakt entfalten. Ein auf den Stuhl oder in die Schuheinlagen angehefteter Patch soll Müdigkeit bekämpfen, die Leistung in Sport und Beruf steigern, die Wundheilung beschleunigen und sogar Krankheiten vorbeugen. Ein solcher Patch kostet stolze 199 Franken, soll aber immerhin ein ganzes Jahr lang wirken.
Die Wirkung des «Reflector Patches» ist umstritten. Das Unternehmen verweist auf eine Studie aus dem Jahr 2017 mit 32 Teilnehmenden, die eine «deutliche Änderung des Verteilungszustandes des Plasma-Blutzell-Gemisches in den Mikrogefässen» gezeigt habe.
Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagte gegenüber «Saldo» hingegen, der Nutzen sei nicht belegt. Diese Studie könne nicht als Beweis für die angepriesenen Heilwirkungen angeführt werden. Walser spricht von «fast schon magische Heilsversprechen im Hightech-Deckmäntelchen.»
Nach der Posse um den britischen Pass entschuldigte sich Blöchliger für ihre «unklare und unpräzise Kommunikation» – Adjektive, die auch ihren Lebenslauf treffend beschreiben.