SVP-Bundesratskandidatin Blöchliger ist doch Britin
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mutter von Bundesratskandidatin Michèle Blöchliger ist Britin.
- Die Nidwaldner Regierungsrätin sagte, sie habe keinen britischen Pass.
- Nun stellt sich raus: Sie hat nie formell darauf verzichtet.
Die Nidwaldner Regierungsrätin Michèle Blöchliger will den Bundesratssitz von Ueli Maurer übernehmen. «Ich bin bereit für eine Bundesratskandidatur», gab die 55-Jährige am Montag bekannt.
Nachdem die SVP-Politikerin ihre Kandidatur bekannt gegeben hatte, wurde sie auf ihre zweite Muttersprache Englisch angesprochen. Ein Journalist wollte von ihr wissen, ob sie den britischen Pass habe.
Michèle Blöchliger: «Ich habe keinen britischen Pass»
«Englisch ist meine zweite Muttersprache, da meine Mutter aus England kommt», erklärte Blöchiger. «Ich habe aber keinen britischen Pass. Das, was in Wikipedia steht, ist nicht zutreffend.»
Tatsächlich stand zu diesem Zeitpunkt im Online-Lexikon, dass sie neben der Schweizer auch die britische Nationalität besitze. Doch die Quelle für diese Angabe ist gewissermassen die Bundesratskandidatin selbst. Genauer gesagt, Blöchligers Homepage.
War Blöchliger vor einem Jahr noch Britin?
Die Homepage wurde allerdings zwischenzeitlich geändert und enthält heute keinerlei Angaben mehr zu ihrer Nationalität. Bis mindestens am 28. September 2021 führte Blöchliger allerdings unter Nationalität «CH und GB» auf – also Schweiz und Grossbritannien. Dies zeigen ältere Versionen eines Online-Archivs.
Die Wikipedia-Autoren haben den Eintrag umgehend angepasst. Allerdings haben sie gemäss «CH Media» bei der Regierungsrätin nachgefragt, was nun Sache sei. Der Eintrag sei lediglich «nicht mehr aktuell», so Blöchligers Antwort. Den britischen Pass besitze sie «seit vielen Jahren» nicht mehr.
Das stimmt jedoch nicht ganz. Wie Blöchliger am Dienstagabend gegenüber Tamedia erklärt, hat sie nie formell auf den britischen Pass verzichtet.
«Ich muss davon ausgehen, dass ich die Staatsbürgerschaft immer noch habe», sagt sie gegenüber den Zeitungen. Gleichzeitig kündigt sie an, den Verzicht nun offiziell in die Wege zu leiten.
Blöchliger gibt zu bedenken, dass sie sich an der Medienkonferenz «unpräzise und unglücklich ausgedrückt» habe. Bei der Gelegenheit möchte sie sich bei Wikipedia entschuldigen.
Ignazio Cassis gab seinen italienischen Pass ab
Doppelte Staatsbürgerschaften von politischen Amtsträgern sind ein heikles Thema. Heftige Reaktionen folgten etwa als publik wurde, dass der heutige FDP-Bundesrat Ignazio Cassis kurz vor seiner Kandidatur seinen italienischen Pass abgegeben hatte.
Doch ausgerechnet Blöchligers SVP bereitet eine zweite Nationalität der Amtsträger Bauchweh. Ein Verbot von mehreren Pässen für Bundesratsmitglieder brachte sie zwar nicht durch. Doch Parlamentarier müssen nun immerhin ihre Staatsbürgerschaften deklarieren.