Moritz Leuenberger: «Alain Berset hätte 20 Jahre bleiben müssen»
Alain Berset tritt Ende Jahr zurück. Alt Bundesrat Moritz Leuenberger spricht von einem vernünftigen Zeitpunkt – sonst hätte er 20 Jahre bleiben müssen.
Das Wichtigste in Kürze
- Alt Bundesrat Moritz Leuenberger ordnet den Rücktritt Alain Bersets ein.
- Nach zwölf Jahren hätte Berset in ein anderes Departement wechseln müssen.
- Um dort etwas zu bewirken, hätte Berset aber acht Jahre anhängen müssen.
Alain Berset wird nach zwölf Jahren im Amt zurücktreten. Seine Zeit im Bundesrat verbrachte er in voller Länge im selben Departement. Einen Wegzug aus dem Innendepartement habe er nie in Betracht gezogen, sagte er bei seinem Auftritt am gestrigen Mittwoch: «Nein, die Kontinuität ist extrem wichtig, wenn man Sachen verändern will.»
Genau dies hätte Alain Berset aber tun müssen, hätte er weiterhin im Bundesrat bleiben wollen. So sieht es alt Bundesrat Moritz Leuenberger. Nach zwölf Jahren gehöre «die Rotation zu unserem System». Dies sagt der ehemalige Vorsteher des Umweltdepartements UVEK in einem Interview mit den «Schaffhauser Nachrichten».
Alain Berset hätte acht weitere Jahre anhängen müssen
Um in einem Departement etwas zu bewirken, müsse man aber acht Jahre bleiben, erklärt Leuenberger weiter. «Das heisst, wenn Alain Berset jetzt noch geblieben wäre, hätte er im Ganzen zwanzig Jahre im Bundesrat bleiben müssen. Dass er das nicht will, kann ich verstehen.»
Insgesamt spricht Leuenberger von einem vernünftigen Zeitpunkt für den Rücktritt, weil er auf Ende einer Legislatur erfolge. Das sei auch das, was immer gefordert werde. Rücktritte während der Legislatur würden hingegen immer als taktisch motiviert kritisiert. Und die zwölf Jahre hätten sich tatsächlich als Regel eingebürgert.
«Man kann sich immer Zyklen konstruieren»
Alain Berset betonte während der Medienkonferenz, mit dem Ende der Pandemie habe für ihn ein Zyklus geendet. Leuenberger gibt ihm da zwar recht, fügt aber an: «Man kann sich immer Zyklen konstruieren. Man steckt immer in irgendeinem Zyklus und ein anderer wird unterbrochen» – das gehe aber schlicht gar nicht anders.
Der alt SP-Bundesrat spricht in den «Schaffhauser Nachrichten» auch über die Zukunftsaussichten Bersets: «Er ist 51, in dem Alter fangen andere ihre politische Karriere erst an. Er hat sicher noch ein Leben nach dem Bundesrat, ihm kann das gelingen.»