Mysteriöse Vorfälle um Schweizer Iran-Diplomaten nehmen zu
In der iranischen Hauptstadt Teheran ereignen sich mysteriöse Zwischenfälle mit Schweizer Diplomaten.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Iran häufen sich unerklärliche Unfälle oder gar Todesfälle von Schweizer Diplomaten.
- Seit 2021 ereigneten sich mindestens drei unerklärbare Fälle – einer davon tödlich.
Am 11. Juni 2023 fand man in der iranischen Hauptstadt Teheran einen Schweizer Verteidigungsattaché in seinem Hotelzimmer: Der Mann hatte erhebliche Verletzungen am Kopf, an den Knien sowie im Brust- und Bauchbereich. Er war ein Diplomat des Verteidigungsdepartements (VBS) von Bundesrätin Viola Amherd und hatte zuvor für den Geheimdienst NDB gearbeitet.
Nach offiziellen Angaben erlitt der Attaché einen Schwächeanfall und stürzte, was zu seinen Verletzungen führte, wie «CH Media» berichtet. Er wurde vom 11. bis zum 15. Juni in einem Spital behandelt und anschliessend auf Anordnung des Arztes der schweizerischen Botschaft zurück in die Schweiz geflogen.
Mysteriöser Tod einer Diplomatin
Doch dabei handelt es sich bei weitem nicht um den einzigen mysteriösen «Unfall» im Iran: In einer weiteren unerklärlichen Episode stürzte eine Schweizer Diplomatin am 4. Mai 2021 vom Balkon ihrer Wohnung im siebzehnten Stock eines Hochhauses in Teheran. Die Leiche der Frau wurde erst acht Stunden später entdeckt.
Die verstorbene Frau war erste Sekretärin der schweizerischen Botschaft. Sie leitete die Abteilung, die die Interessen der USA im Iran vertritt. In ihrem Gästezimmer fand man eine Notiz ohne Datum oder Unterschrift: Im Schreiben ordnete sie an, dass ihre Leiche in die Schweiz gebracht und ihr Sohn ihr gesamtes Vermögen erhalten solle.
Untersuchungen laufen
Die Bundesanwaltschaft hatte vor zwei Jahren ein Verfahren wegen des «aussergewöhnlichen Todesfalls» eröffnet und eine gerichtsmedizinische Obduktion angeordnet. Die Diplomatenkollegen der verstorbenen Frau können nicht glauben, dass es sich um einen Unfall oder Selbstmord handelte.
Inzwischen gab es noch einen weiteren Vorfall: Ein Mitarbeiter der Visa-Abteilung wurde auf dem Weg zur Arbeit auf offener Strasse mit einem Messer attackiert. Der Mann wurde an der Hand verletzt. Das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) bestätigte den Vorfall und teilte mit, dass Untersuchungen im Gange seien.
Laut der Zeitung klage man in Diplomatenkreisen, dass die EDA-Spitze über die mysteriösen Vorfälle kaum informiere. «Bloss keine negativen Meldungen», sage einer. Die «Unfälle» würden laut einem Insider «unter den persischen Teppich gekehrt».
Trotz dieser beunruhigenden Vorfälle geht das diplomatische Leben weiter. Der verletzte Attaché ist wieder im Dienst in Islamabad (PAK). Die verstorbene Diplomatin wurde auf dem Friedhof ihrer Heimatgemeinde Bern beigesetzt.