Offiziere sind «nicht erfreut» über Abschaffung der Ausgangsuniform

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Die Ausgangsuniform der Armee wird ab sofort nur noch bei Bedarf abgegeben. Offiziere bedauern dies, sehen aber die Notwendigkeit für Sparmassnahmen.

Ausgehuniform Brigadier
Gradabzeichen Brigadier auf der Ausgehuniform (Tenü A). - VBS/DDPS / Raphael Falchi

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Armee muss sparen und streicht den «Ausgänger» für die allermeisten Armeeangehörigen.
  • Bei Offizieren ist man wenig erfreut, zeigt aber ein gewisses Verständnis.
  • Bedingung sei eine Lösung für das Anheften von Auszeichnungen sowie Disziplin im Ausgang.

Wegen des vom Parlament auferlegten Spardrucks ergreift die Armee auch ungewöhnliche Massnahmen: So wird ab sofort die Ausgangsuniform nur noch bei Bedarf abgegeben.

Das soll 55 Millionen Franken einsparen; Geld, das in die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit investiert werden soll. Statt im «Tenü A» sollen Armeeangehörige künftig im «Tenü B», also dem Tarnanzug 90, in den Ausgang gehen.

Ausnahmen sind klar geregelt: Nur wer Repräsentationsaufgaben hat, erhält noch den «Ausgänger», oder bezieht diesen fallsweise bei einer der 20 Retablierungsstellen. Explizit als Ausnahme gelten: Soldaten der Militärmusik, durchdienende Küchenlogistiker, Offiziersordonnanzen und durchdienende Truppenköche.

Offiziere beissen in den sauren Apfel

«Sparen ist unangenehm, hat Konsequenzen und tut weh, wenn es an Tradition und Nostalgie geht», sagt Oberst Dominik Knill. Als Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG) ist im aber auch klar: «Die finanziellen Mittel müssen in erster Linie zur Verbesserung der Verteidigungsfähigkeit eingesetzt werden.»

Werner Salzmann Viola Amherd
Verteidigungsministerin Viola Amherd, rechts, begrüsst Ständerat Werner Salzmann (SVP/BE) an der Herbstsession der Eidgenössischen Räte, am 18. September 2024. - keystone

Diesen Schritt nachvollziehen kann deshalb auch SVP-Ständerat Werner Salzmann, Mitglied der Sicherheitskommission und ehemaliger Truppenkommandant. «Dass es allerdings jetzt die persönliche Ausrüstung der Truppe trifft, erfreut mich nicht besonders.»

Nicht erfreut ist Salzmann insbesondere wegen der nun wegfallenden Trennung von Arbeit und Freizeit im äusserlichen Erscheinungsbild der Truppe. Das sei aber eine verkraftbare Massnahme und werde seines Erachtens Bild der Armee in der Öffentlichkeit nicht wesentlich beeinträchtigen. Den Worten von Ständerat Salzmann folgt jedoch sogleich der mahnende Zeigefinger von Oberst Salzmann: «Sofern die Disziplin im Ausgang gewährleistet ist.»

Dominik Knill Schweizerische Offiziersgesellschaft
Oberst Dominik Knill ist Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft. - Screenshot kogtg.ch

Auch Oberst Knill geht davon aus, dass die Dienstleistenden in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen werden. Auch ohne das «Relikt der Vergangenheit». Mit der Einführung der neuen «Modularen Bekleidung und Ausrüstung" (MBAS) erhielten die Angehörigen der Armee (AdA) eine hochwertige, einsatzorientierte Funktionsuniform.

Ungeliebtes «Tenü A», aber was ist mit den Abzeichen?

Andererseits, weiss Dominik Knill, konnten sich viele AdA nur halbherzig mit dem «Tenü A» anfreunden: «Nicht alle trauern ihm nach.» Anders sieht es Werner Salzmann: Er gehe nicht davon aus, dass die AdA erfreut seien, wenn sie den «Ausgänger» nicht mehr tragen können.

Unter anderem, weil die verschiedenen Armee-Auszeichnungen wie Sport-, Schützen-, Spezialabzeichen direkt an der Ausgangsuniform stolz präsentiert würden.

Ausgehuniform Tenü A Ribbons
Angehörige der Armee an einem Rapport in Ausgehuniform, die Auszeichnungen über der Brusttasche angeheftet. - VBS/DDPS / Lukas Schnurrenberger

Ein noch zu klärender Punkt, räumt auch die Armee selbst ein. Denn am Tarnanzug befestigte «Ribbons» und Brustanhänger sind doch sehr unüblich. «Es wäre wirklich schade, wenn man darauf verzichtete», sagt auch SOG-Präsident Knill. «Diese Auszeichnungen hat man hart erarbeitet.»

Keine Hollywood-Vergleiche und kein Tarnanzug am Offiziersball

SVP-Ständerat Salzmann sieht noch eine ganz andere Problematik auf die Schweiz zukommen: Es entstehe eine weitere Annäherung an das Armee-Erscheinungsbild ausländischer Truppenangehöriger.

«Beziehungsweise an das Bild von Angehörigen der Armee, wie es in Filmen vermittelt wird. Dies ist eigentlich nicht so, wie wir Armee in der Schweiz verstehen und leben, mit unserem Milizsystem.»

Denn mit dem Wegfall des «Ausgängers» wird der Tarnanzug omnipräsent. Es ist auch keineswegs so, dass ab einem gewissen Dienstgrad automatisch angenommen wird, dass ein Offizier sowieso Repräsentationsaufgaben hat. Auch wenn es nicht zu den Kernaufgaben der Armee gehört: Soll der geneigte Hauptmann etwa im Tarnanzug an den Offiziersball gehen?

Was hältst du von der de facto Abschaffung der Ausgangsuniform?

Keineswegs: «Kader mit Repräsentationsaufgaben aller Art können weiterhin eine Ausgangsuniform beziehen», beschwichtigt Oberst Knill. Oder es ergeben sich ganz neue Lösungen: «Vielleicht besteht ja Hoffnung, dass einst eine individuell geschneiderte Galauniform den AdA stolz macht, die Armee zu repräsentieren.»

Auch Ständerat Salzmann hofft: «Ich hoffe sehr, dass dies eine befristete und ausserordentliche Massnahme darstellt.»

Kommentare

User #4039 (nicht angemeldet)

Ob jetzt in Nadelstreifen oder Strampler ist doch egal.

User #2152 (nicht angemeldet)

Cool, weniger Tenüfigg... gibt es das Tenü Blau eiggentlich noch?

Weiterlesen

Armee
10 Interaktionen
Armee Ausgangsuniform Sparmassnahmen
102 Interaktionen
Ständerat
4 Interaktionen

Mehr aus Stadt Bern

Meerschweinchen
1 Interaktionen
Symbolbild Ferien
10 Interaktionen
Rekordgewinn
4 Interaktionen