Oskar Freysinger bezichtigt CVP-Topkandidatin Viola Amherd der Lüge
Kontroverse im Wallis kurz vor den Bundesratswahlen: Oskar Freysinger (SVP) wirft Top-Kandidatin Viola Amherd (CVP) vor, die Öffentlichkeit angelogen zu haben.
Das Wichtigste in Kürze
- SVP-Politiker Oskar Freysinger sagt, CVP-Bundesratskandidatin Viola Amherd habe gelogen.
- Amherd bestreitet, eine briefliche Mahnung der Walliser Regierung erhalten zu haben.
- Das sei nicht die Wahrheit, sagt der damalige Staatsrat Freysinger.
Viola Amherd wusste, auf was sie sich einliess, als sie sich zur Kandidatur als Nachfolgerin von Doris Leuthard entschloss: Jetzt werden alte Geschichten ausgegraben. Und auf alte Geschichten ist man im Wallis spezialisiert.
Bei dieser speziellen Geschichte von 2013 geht es nicht um wahnsinnig viel. Befremdlich sei vielmehr Amherds Reaktion, sagt der damalige Staatsrat Oskar Freysinger (SVP) zu Nau: «Hier wurde gelogen. Und das geht nicht.»
Hickhack wegen 8500 Franken
Die Vorgeschichte für Nicht-Walliser: Kanton (Wallis) kauft Immobilie (22 Millionen), beauftragt Notarin (Amherd) zu «ortsüblichem» Honorar (34'000 Franken), wovon je 25 Prozent traditionsgemäss an Jung-Notare gezahlt werden sollen. Dies wird vertraglich auch festgehalten.
In der gleichen Zeit teilt der Kanton den Notaren mit, dass eine Gebührenteilung illegal sei. Amherd ist verunsichert und fragt nach. Zuständig ist das Departement von Oskar Freysinger. Gemäss Amherds Darstellung erhält sie widersprüchliche Informationen: Die Verwaltung hält das Splitting für illegal, während Departementschef Freysinger bei Amherd schriftlich drängt, sie solle endlich die je 8500 Franken zahlen.
Eine Mahnung oder bloss eine Auskunft?
Wusste die linke Hand nicht, was die rechte tut? «Das sind Spitzfindigkeiten», sagt heute Oskar Freysinger. Am Schluss habe Amherd ja gezahlt – «da kann sie Theater machen wie sie will». Ein Konflikt, «Menschen sind, wie sie sind», aber ihm gehe es um etwas anderes. «Wenn man Kandidatin ist für den Bundesrat, dann sollte man doch die Wahrheit erwarten.»
Genau diese habe Amherd aber nicht geliefert. Sie sagt, die Walliser Regierung sei nie bei ihr interveniert, habe keine Mahnung verschickt, Freysingers Schreiben sei eine Antwort auf ihre Anfrage gewesen. «Das ist nicht so», sagt dagegen Freysinger. Er habe gemahnt. Zwei Mal.
«Jetzt zahl doch!»
Die Affäre ärgert Freysinger – nicht wegen der Summe, die sei ja gering und die Amherds wohl Multimillionäre. Auch nicht, weil er 2017 die Wiederwahl in den Staatsrat verlor gegen den CVP-ler Christophe Darbellay und jetzt Amherd diskreditieren will? Ob Amherd für den Bundesrat qualifiziert sei, will er andere entscheiden lassen.
«Mir geht es darum, dass hier gelogen worden ist», stellt er klar. Er habe Amherd zuerst telefonisch, dann im direkten Gespräch aufgefordert: «Jetzt zahl dem doch das Geld.» Erst dann habe er den offiziellen Weg gewählt, die Mahnung per Brief. «Die Menschen sind, wie sie sind», betont Freysinger, wohl auch zur eigenen Verteidigung. «Aber hinstehen und nicht die Wahrheit sagen: Das ist schlimm.»