Radiostudio Bern: Albert Rösti ärgert sich über SRG-Lobbyismus
In der Sondersession im Mai wollen mehrere Initiativen den Umzug des Radiostudio Bern nach Zürich verhindern. Das ärgert die SRG. Und das ärgert Albert Rösti.
Das Wichtigste in Kürze
- Parlamentarier wollen den Umzugsentscheid der SRG für das Radiostudio Bern verhindern.
- Mit fünf Initiativen fordern sie, die regionale Vielfalt im Gesetz zu verankern.
- Die Chancen seien intakt, dass die Forderung in der Sondersession im Mai angenommen werde.
Nationalrat und CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister. Nationalrätin und Grünen-Parteipräsidentin Regula Rytz. Nationalrat und SVP-Parteipräsident Albert Rösti. Nationalrat und BDP-Parteipräsident Martin Landolt. Nationalrat und SP-Vizepräsident Beat Jans.
Fünf Politik-Schwergewichte – fünf gleichlautende Initiativen: «Vielfalt statt Konzentration. Sicherstellen einer dezentralen Programmproduktion durch die SRG».
Als Reaktion des Beschlusses der SRG-Leitung vom September 2018, das Radiostudio Bern nach Zürich zu verlegen. In der Sondersession (7.-9. Mai) wird der Nationalrat darüber abstimmen.
Regionale Vielfalt soll ins Gesetz geschrieben werden
Die Initianten wollen das Radio- und Fernsehgesetz anpassen. Audiovisuelle Angebote sollen in Zürich, Audioangebote in Bern produziert werden, beziehungsweise in der Romandie in Genf und Lausanne.
Es sei offensichtlich nötig, die regionalpolitische Verteilung der SRG ins Gesetz zu schreiben, sagt Albert Rösti. Denn die SRG sei in keinster Weise bereit gewesen auf die sehr breit abgestützten Forderungen einzugehen. «Sie hätte das verhindern können, wenn sie auf die Anliegen eingetreten wäre – jetzt geht es halt nur über diesen Weg.»
SRG-Generaldirektor Gilles Marchand geht derweil die Parlamentarier an, um sie von der Leutschenbach-Position zu überzeugen. «Ich habe das auch mitbekommen, dass die SRG starkes Lobbying betreibt bei den Parlamentariern», sagt Rösti dazu.
«Das ist nicht verboten, aber es zeigt die Nervosität und ist von einem faktischen Staatsbetrieb nicht opportun. Man könnte das doch dem politischen Prozess überlassen», findet der SVP-Präsident.
Nur gut ein Fünftel vom Radiostudio Bern will zügeln
Die SRG macht vorwärts und soll sogar schon an der Pultverteilung im Zürcher Leutschenbach sein. Doch: Nur 22 Prozent der 180 Mitarbeitenden wollen gemäss einer Umfrage den Umzug mitmachen. 38 Prozent wollen kündigen oder intern die Stelle wechseln.
«Ich glaube gerade die Tatsache, dass eine Mehrheit der Mitarbeiter eine andere Stelle suchen oder kündigen wollen zeigt, dass künftig die meisten Mitarbeiter aus dem Raum Zürich kommen würde», sagt Rösti. Das stört den Kandersteger.
«Vielfalt bedeutet eben auch, dass Personen aus unterschiedlichen Regionen, mit unterschiedlichen Mentalitäten, mit ihrer regionalen Prägung dazu gehören.» Ein Berner Journalist denke und arbeite eben anders, als seine Zürcher Kollegin.
Die Initiativen wären ein deutliches Signal nach Zürich
Die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats hat die fünf Initiativen im Januar abgelehnt (14/10). Sie ist der Meinung, dass die Produktionsstandorte der SRG nicht im Gesetz festgeschrieben werden sollten.
Albert Rösti nimmt den Entscheid der Medien-Kommission gelassen. Er sieht gute Chancen für die Initiativen. «In der Fraktion haben wir bereits darüber diskutiert. Bei uns unterstützt eine Mehrheit die parlamentarische Initiative.»
Heisst der Nationalrat die Initiativen nächste Woche gut, wäre dies ein deutliches Signal an die SRG-Chefetage, so Rösti. «Dann erhoffe ich mir schon, dass die SRG dieses Zeichen ernst nimmt und das Umzugsprojekt stoppt.»
Schon morgen Dienstag befasst sich zudem die Medien-Kommission des Ständerats mit der Initiative von Beat Vonlanthen, die dasselbe will die Initiativen im Nationalrat.