Soooo unfair: Ueli Schmezer darf bei Nau.ch kolumnieren
Viele Leute berichten auf Nau.ch, neu auch Ueli Schmezer. Die Aufregung ist gross, denn: Er ist auch Nationalratskandidat. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Ueli Schmezer wird neu eine Video-Kolumne auf Nau.ch publizieren.
- Dies sorgt für Irritationen.
- Ist es unfair, einem prominenten ex-Fernsehmann eine Plattform zu bieten? Ein Kommentar.
Ja, genau, DER Ueli Schmezer: Der vom «Kassensturz». Falls noch Zweifel bestanden haben sollten, dass es sich auch um einen anderen Ueli Schmezer handeln könnte. Die an sich harmlose Mitteilung, dass er künftig für Nau.ch eine Video-Kolumne verfasst, sorgt für Erstaunen und Kritik.
Ist das fair?
Stein des Anstosses: Schmezer ist nicht nur Ex-SRF-Moderator, sondern auch Nationalrats-Kandidat für die SP. Ist es nun fair, dass ihm eine Plattform geboten wird, «nur» weil er zufälligerweise ein bekanntes Gesicht hat? Mal ganz abgesehen davon, dass er für etwa 80 Prozent der Wählerschaft in der falschen Partei ist.
Es mag viele nicht überraschen, aber: Ja, das Leben ist bisweilen unfair. Wohl an die 5000 Kandidierende landauf, landab, hätten auch gerne ein Gesicht wie Ueli Schmezer – sozusagen. Aber da können jetzt weder er selbst noch Nau.ch etwas dafür.
Ueli Schmezer ist kein Einzelfall
Glücklicherweise gilt ja aber auch für Politiker, was für uns alle gilt: Wir sind nicht gleich. Schmezer kann sein Gesicht gut in die Kamera halten und gleichzeitig gute Fragen stellen. Andere können gewagte Thesen aufstellen, sich dank redlich verdientem Geld einen eigenen YouTube-Kanal leisten, eloquent vom Thema ablenken oder sympathisch rüberkommen, obwohl man deren Meinung nicht teilt.
Einige haben noch bekanntere und noch hübschere Gesichter. Einige haben Preise oder Medaillen gewonnen. Eventuell gibt es sogar Politiker, die gute Antworten liefern – auch wenn gar niemand gefragt hat. Jedenfalls ist es ja nicht so, dass Ueli Schmezer ein Sonderfall wäre. Auch wenn er natürlich einzigartig ist.
Jay tut es, der Toni auch
So schreibt Jacqueline Badran (SP/ZH) regelmässig für die SonntagsZeitung. In den Tamedia-Tageszeitungen muss man dagegen die Meinungen von Kathrin Bertschy (GLP/BE) und Andri Silberschmidt (FDP/ZH) lesen. Auf tagblatt.ch meldet sich Toni Brunner (SVP/SG) zu denjenigen Themen, die ihm unter den Fingernägeln brennen.
Das ist gut so, denn Frau Badran kann man zu jedem Thema stundenlang zuhören (okay, manchmal will man nicht wirklich… aber muss). Frau Bertschy ist im GLP-Lab an der Quelle der Lösungen zur Rettung der Menschheit. Herr Silberschmidt hat sich in kürzester Zeit einen Namen gemacht als dossierfester U30-Rentenexperte. Herr Brunner ist dagegen schon gleich lang in der Politik, wie Silberschmidt alt ist – er weiss, wovon er schreibt.
Ist es unfair, dass diese Mitmenschen Kolumnen schreiben dürfen und 5000 andere nicht? Ein bisschen. Und nein, sie müssen die Meinungen von Bertschy/Silberschmidt nicht lesen. Sie müssen auch nicht die Video-Kolumne schauen. Aber was hätten Sie mit den 5000 anderen Kolumnen gemacht?
